Gott spricht mit Kain. So wie bei Kain und Abel fängt es immer wieder an, Autun, Foto: hinsehen.net E.B.

Kommt die Menschenwürde vom Menschen: eine nachweihnachtliche Überlegung

Wir sind mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert. Der Antisemitismus spricht Juden das Daseinsrecht ab. Nicht nur ukrainische Städte werden zerstört. Russische Soldaten werden in das Geschützfeuer und durch die Minenfelder geschickt. Sklavenähnliche Verhältnisse gibt es an vielen Orten. Ist das wie eine Finanzkrise zu lösen, oder bleibt es eine Dauerkrise?

Die Reaktion auf den Antisemitismus ist "härteres Durchgreifen". Das ist zum Schutz der Juden in vielen Ländern notwendig. In Deutschland ist sogar die Leugnung des Holocaust strafbar. Aber hat das die antijüdische Hetze verhindert? Wie die Finanzkrisen von dem Wunsch nach schnellem Geld zu riskanten und verbrecherischen Geschäften verleitet, so lenkt das Ausleben von Hassgefühlen viele Raketen auf ukrainische Städte. Unsere Herkunft aus dem Tierreich erklärt nicht die Maßlosigkeit der Vernichtung. In Afrika gibt es immer noch Antilopen, obwohl sie von Löwen gejagt werden. Tierarten auszurotten ist nur vom Menschen zu befürchten.

Härteres Strafrecht führt nicht zu mehr Anerkennung der Menschenwürde

Wenn Strafmaßnahmen nur Schlimmeres verhindern, werden die Regierungen gefährlich, die Menschengruppen auswählen, um ihnen die Menschenwürde abzusprechen. Weil sie über Justiz und Polizei verfügen, sind die zu Staatsfeinden erklärten Bürger wehrlos. Die Deutschen haben ihre diktatorische Regierung das machen lassen. An dem Holocaust zeigt sich, was eigentlich notwendig wäre: Jeder Bürger müsste die Würde des anderen anerkennen. Dann könnte keine Regierung ein Pogrom anzetteln, Zivilisten bombardieren, Menschen foltern oder wie Sklaven behandeln.

Menschenwürde anzuerkennen, muss gelernt werden

Die Menschenwürde anzuerkennen, bringt der Mensch nicht von Geburt an mit. Kain und Abel zeigen, dass die Rivalität bereits zwischen Geschwistern beginnt, um sich zwischen Bevölkerungsgruppen und auch den Religionen fortzusetzen. Deutschland trägt nicht nur die Schuld der Judenvernichtung mit sich. Der Dreißigjährige Krieg wirkte Jahrhunderte fort, indem die konfessionelle Minderheit zu Bürgern zweiter Klasse erklärt und von den wichtigen Ämtern in Staat und Militär ausgeschlossen wurden.

Teilhabe am Göttlichen

An Weihnachten wird mit diesem Gebet die Würde benannt, die den Menschen durch die Geburt des Kindes zuteilwird:

Allmächtiger Gott, du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen
und noch wunderbarer wiederhergestellt.
Lass uns teilhaben an der Gottheit deines Sohnes,
der unsere Menschennatur angenommen hat.

Auch wenn die christliche Religion versagt hat, trägt nicht nur sie eine Überzeugung mit sich, die die Menschenwürde tiefer verankert. Die Upanischaden bringen im Hinduismus ebenso zum Ausdruck, dass der Mensch teilhat am Göttlichen. Auch der Buddhismus trägt diese Überzeugung in sich. In Afrika ist es Ubuntu, die Idee der Gemeinschaft.
Wo diese Überzeugung verstanden wird, wird der Verzicht auf Gewalt selbstverständlich. Denn wenn diese Sicht des Menschen greift, braucht es keine Justiz noch Polizei, um gegen den Antisemitismus einzuschreiten. Deshalb sollten die Innenminister das mit bedenken und nicht einfach die Verschärfung der staatlichen Maßnahmen propagieren. Es sind die Bürger, also wir, die mit ihrem Denken nicht auf der Kain-und-Abelstufe stehen bleiben dürfen. Das wäre viel zu gefährlich. Diese Sicht des Menschen in den Lehrplänen zu verankern, reicht auch nicht, wenn die Lehrer diese Sicht nicht übernehmen und dafür einstehen. In Deutschland konnten die Nationalsozialisten die Lehrerschaft zwingen, dem Antisemitismus Raum zu geben. Vergleichbares gelingt dem russischen Präsidenten, den Krieg gegen Mitbürger der früheren Sowjetunion in den Schulklassen gegenüber Kindern und Jugendlichen zu rechtfertigen.

Weihnachten macht auch Angst

Es kommen nicht nur die drei Sterndeuter zur Krippe. Ihre aus den Planetenkonstellation gewonnene Erkenntnis bringt Herodes dazu, alle Neugeborenen in Bethlehem zu töten, so ist er auch mit eigenen Söhnen verfahren. Kinder sind in Gefahr, dieses Kin entkommt Herodes, wird aber später hingerichtet werden.

Der Menschenwürde öffentliche Präsenz verschaffen

Gottesdienst ist eine Möglichkeit, die Menschenwürde herauszustellen. Deshalb ist das erst dann wirkliche Gottesverehrung, wenn niemand ausgeschlossen wird. Auch bestätigt der Gottesdienst diese Würde, wenn er öffentlich ist. Was früher selbstverständlich war, dass der Gottesdienst Teil des kulturellen Lebens war, weil hier der Mensch in besonderer Weise angesprochen wird, ist in der ökumenischen Feier am Morgen des 3. Oktober in der Landeshauptstadt, die diesen stattlichen Feiertag ausrichtet. Oktober ausrichtet.

Für den Dialog der Religionen ist die Menschenwürde und die aus ihr abgleiteten Menschenrechte ein zentrales Thema. Jede Religion bringt dafür das mit, was sie zur Religion macht, den Menschen mit dem Göttlichen zu verbinden. Die Länder Europas sind kein gutes Vorbild gewesen. Der Kolonialismus widerspricht der christlichen Idee, dass alle Menschen Bürger im Reich Gottes sein werden.

In allen Kulturen gibt es die Überzeugung, dass jeder Mensch dazu gehört, weil er eine bestimmte Würde hat. Können die Inder, die Chinesen, die Afrikaner, die Amerikaner, die Europäer sich jetzt zusammensetzen und beraten: Was in meinem Land stärkt die Menschenwürde.


Kategorie: Analysiert

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