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Himmelfahrt im Licht der Relativitätstheorie

Himmelfahrt Jesu, im Zeitalter der Raketen klingt das befremdlich. Es kann nicht der Sternenhimmel über und sein, es muss eine andere Wirklichkeit sein. Nicht dieses Weltall. Dass es eine andere Wirklichkeit gibt, zu der führen uns Astronomie und ihre Deutung durch die Relativitätstheorie.

Der Himmel, den die Menschen früher als Kuppel sahen, hat Milliarden Sterne, die Erde ist nur ein kleiner Planet. Seit wir von der riesigen Ausdehnung wissen, müssen wir unsere Vorstellung vom “Himmel ändern. So wie die Sterne nicht nur über uns, sondern um uns stehen, so auch der Himmel. Den Römischen Kaisern war es noch möglich, sich zu Göttern zu erklären, die auf einem Stern Platz nehmen, so wie Domitian mit seiner Familie auf den 7 Sternen des Großen Bären. Himmelfahrt kann aber nicht heißen, das Jesus auf einen Stern entrückt worden ist. Er ist in eine raumlose Wirklichkeit hinübergingen.

Der Himmel der Religion ist raumlos

Die Naturwissenschaften haben schon vor 500 Jahren die Vorstellung von Himmel und Erde revolutioniert. Wurde die Erde bis dahin als Scheibe gesehen, über die sich der Himmel wölbt, musste man sich nun die Erde als Kugel vorstellen, die um die Sonne kreist. Inzwischen wissen wir, dass das Universum eine riesige Ausdehnung hat, dass in ihm Milliarden Sterne glühen, explodieren, in Schwarzen Löchern verschwinden. Obwohl das Weltall so groß ist, ist es sozusagen aus einem Punkt mit dem Urknall hervorgegangen. Daraus folgt, dass Jesus nicht Milliarden Lichtjahre unterwegs sein konnte, um bis zur Grenze dieses Universums zu gelangen und dann in den Himmel hinüberzugehen. Wenn wir in diesen Himmel kommen wollen, dann kann uns allein der Tod die Tür öffnen, die uns in eine bessere Welt hineinlässt. Es ist daher religiös hilfreich, den Kopf auf die neuen Vorstellungen umzupolen, denn es wird dann deutlicher, um was es eigentlich geht, wenn wir uns mit dem Tod und dem Leben nach dem Tod beschäftigen. Die Naturwissenschaften können zwar nichts darüber sagen, was jenseits der Grenze dieses Universums ist oder sein könnte. Weil sie aber dieses Weltall in seinen Grenzen beschreiben, geben sie einen neuen Blick für die Wirklichkeit frei, zu der uns der Tod die Tür öffnet. Die Deutung der umwerfenden Entdeckungen in der Relativitätstheorie hält dafür eine Überraschung bereit, die die uns selbstverständliche Sicht der Welt tiefgreifend verändert, nicht im Alltag, aber aufs Ganze gesehen.

Der Raum hört an den Grenzen des Universums auf

Es geht um unsere Vorstellung, den großen Rahmen, in dem wir alles unterbringen können. Wenn es etwas gibt, dann muss es in unserem Vorstellungsvermögen einen Platz haben. Wenn das Weltall sich ausdehnt, dann denken wir einen Raum mit, in den hinein es sich vergrößern kann. Es ist aber nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft umgekehrt. Raum gibt es erst, wenn es Materie gibt. Es ist also die Materie nicht darauf angewiesen, dass es Raum gibt, in dem sie Platz findet, sondern sie schafft sich den Raum. Das wird daran deutlich, dass Masse, also ein Stern, den Raum um sich herum krümmen kann. Das ist nicht bloß eine Theorie, die aus dem Rechenwerk der Relativitätstheorie folgt, sondern es wurde gemessen, dass der Mond Lichtstrahlen von ihrer geraden Richtung ablenken kann. Wenn die sehr geringe Krümmung des Raums nicht für die Berechnung einer Raketenbahn berücksichtigt wird, käme eine Rakete nicht beim Mars an, den sie erreichen sollte. Also ist der Raum keine unverrückbare Größe, sondern wird von Materie geformt.

Gott ist nicht in Raum und Zeit

Diese Erkenntnis, dass unser Weltall nicht in einem noch größeren Raum schwebt, in dem dann auch Gott seinen Platz hätte, kommt religiösen Ahnungen entgegen. Wenn von Transzendenz gesprochen wird, dann meint das seit den griechischen Philosophen des 6. Jahrhunderts ein Überschreiten in eine andere Wirklichkeit. Mit den Erkenntnissen der Astronomie kann nicht mehr von einem unendlichen Raum, in dem auch Gott Platz hätte, ausgegangen werden.
Die Berichte vom Auftreten Jesu nach seiner Hinrichtung deuten an, dass Jesus nicht von irgendwoher kommt, also auch nicht von einem Stern. Er tritt einfach in die Runde der Apostel und Frauen. Sie brauchen ihm keine Tür zu öffnen. Er entzieht sich dann. Ähnlich andeutend heißt es im 1. Kapitel der Apostelgeschichte: Er wurde „vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.“

Keine Entfernung zu der anderen Wirklichkeit

Wenn Jesus nicht in einen anderen Raum übergewechselt ist, dann gibt es keine Entfernung zu ihm. Er ist überall da. Das setzen die Christen, vor allem die Katholiken ungefragt voraus, wenn sie von der Gegenwart Jesu in Brot und Wein sprechen. Wäre er in einem anderen Raum, könnte Jesus nicht um den Erdkreis herum in den vielen Abendmahlsfeiern gegenwärtig sein. Wenn Raum und Zeit aus physikalischer Sicht mit den Grenzen dieses Weltalls aufhören, dann sagt das auch etwas über unseren Tod. Wir sollen ja dem zermürbenden Lauf der Zeit enthoben werden. Dafür müssen wir diesen Leib zurücklassen. Einen Hinweis nicht aus den Wissenschaften, sondern von Erfahrungsberichten müssten näher untersucht werden. Es geht um Begegnungen von hier Lebenden mit verstorbenen Verwandten. Noch mehr Berichte gibt es von Menschen, die einen Schritt in eine von Licht erfüllte Welt gemacht haben und von Verstorbenen empfangen wurden. Da viele Menschen von solchen Erfahrungen berichten, könnten sie uns noch näher an die Grenze heranführen, die wir im Tod überschreiten. Wir stehen erst am Anfang, uns mit der Wirklichkeit zu beschäftigen, die unsere Instrumente nicht mehr erfassen. Auch ist die Relativitätstheorie nicht der Abschluss, über den hinaus nichts mehr erkannt werden wird. Neue Erkenntnisse werden immer wieder unsere Vorstellung von Gott und der Welt als unzulänglich erweisen.

Zum Brauchtum: Der Männerausflug leitet sich von den Aposteln her, die nach dem Bericht der Apostelgeschichte aus Jerusalem nach Betanien gegangen waren, wo Jesus sich entzog. Es wird nicht berichtet, dass sie einen Leiterwagen mit Getränken hinter sich herzogen. Das ist der Erfindergeist des Brauchtums. 


Kategorie: Analysiert

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