Mannheim-Friedrichsfeld Foto: hinsehen.net E.B.

Grün reicht für Christen nicht

Klimaneutralen Wohlstand verspricht das Programm der Grünen. Erschöpft sich „Grün“ in der Abwendung des Klimakollapses? Es muss der größere biologische Kreislauf zur Grundlage gemacht werden. Denn es braucht mehr als die Umstellung auf Elektromotoren, nämlich eine neue Lebensform. Erst dann kommt es zu einem wirklichen Frieden mit den Pflanzen, um nicht nur den Wohlstand, sondern die Lebensqualität zu steigern:

Grün – sind doch eigentlich die Pflanzen

Christen müssen das Programm der Grünen nicht ablehnen. Aber was macht man, wenn die Maßnahmen sich nur um die Abwendung des Klimakollapses zentrieren? Das würden die anderen Parteien inzwischen auch leidlich hinbekommen. Denn Grün hieß doch einmal „Pflanzen ihr Lebensrecht zurückgeben“. Es kann nicht damit getan sein, in einem Bio-Supermarkt einzukaufen. Damit ist die Halbierung des Insektenbestandes noch nicht im Blick, auch nicht der dadurch entstandene Nahrungsentzug für viele Vögel. Und was sind die Steinmauern wie die Betonwände anderes als Hitzespeicher? Wenn noch jenseits der Baumgrenze Gräser, Moose und Flechten wachsen, warum nicht auf den städtischen Steinwüsten? Mit viel Chemie wird verhindert, dass Pflanzen auch die Felswände der Stadt grün überziehen und damit die Hitze reduzieren. Es fehlt den Grünen eine umfassende biologische Sicht, wie Stadtklima erst durch Pflanzen den Lebensraum für Menschen und Tiere bereitstellt. Die Städte könnten ohne große Kosten „grün“ und damit wohnlicher werden, um dann auch viel besser zu riechen.

Pflanzen und Bäume sichern den biologischen Kreislauf

In der Romantik wurde der Wald neu entdeckt, doch wegen des großen Holzverbrauchs reduzierte sich der Bestand auf etwa 10% des heutigen Bestandes. Wegen Überschwemmungen und anderer Folgeschäden begann man im 19. Jahrhundert, Kohle zu verfeuern und wieder aufzuforsten. Es wurden Parks angelegt und der abgetragene Stadtwall nicht dem Autoverkehr überlassen, sondern mit Bäumen bepflanzt. Das Stadtklima muss nicht nur neutral, sondern wieder von Bäumen und Pflanzen bestimmt werden. Wenn es um Kinder und Jugendliche geht, warum werden Tablets finanziert und nicht die Zeltlager? Wer das grüne Wahlprogramm durchforstet, findet da nur kurze Erwähnungen, aber keinen Gestaltungswillen für eine Begrünung der Steinlandschaften. Denn die biologische Basis, die mit „Grün“ einmal gemeint war, fehlt.
Erst wenn Unternehmen und Haushalte sich in den größeren Kreislauf begeben, wird sich auch das Lebensgefühl ändern und die Lebensqualität entscheidend verbessern. Die Pflanzen haben den Boden bereitet und die Luft mit Sauerstoff aufgeladen, dass Tiere überhaupt atmen und von den Pflanzen leben können. Der Kreislauf spannt sich noch weiter. Die von Tieren und Menschen verbrauchten Kohlenhydrate kehren als CO2 in die Luft zurück und werden von Bäumen und Pflanzen wieder als Sauerstoff abgegeben und als Kohlenhydrate wieder zur Nahrung angeboten. Der dafür entscheidende Stoff ist das Chlorophyll. Elektromobilität wird uns noch nicht in eine neue Lebenswelt führen, sondern ein besseres Verständnis des biologischen Stoffwechsels. Wenn uns klar wird, dass Chlorophyll die gleiche Molekülstruktur hat wie das Hämoglobin in unserem Blut, und beide den Sauerstoff regulieren, dann finden wir unseren Platz, auf dem wir gesund werden können.
Wir haben eine Chlorophyll-Armut, die leicht überwunden werden kann. Es muss eine Vermehrung des Chlorophylls geben. Wir werden eine andere Luft haben, es wird anders riechen, wir werden das Leben mehr schmecken, wenn wir uns in die von Pflanzen gestaltete Erdoberfläche wieder einfügen. Dafür braucht es mehr als politische Klima-Kosmetik. Es geht um das Lebensrecht der Pflanzen und nicht nur um eine weniger gesundheitsschädliche Umwelt. Sich in diesen Kreislauf hineindenken und daraus handeln, wäre das Weltbild, das dem grünen Wahlprogramm eine solide Basis gäbe. So werden nur einzelne Aktionen aneinandergereiht.

Grün wegen der eigenen Gesundheit

Dass „grün“ nicht mehr als „gesundheitsbewusst“ beinhaltet, wird an der Diskussion um Glyphosat deutlich. Das soll deshalb verboten werden, weil es möglicherweise Krebs erregt. Dass es sich um einen biologischen Kampfstoff handelt, der durch Eingriff in den Stoffwechsel alles pflanzliche Leben auslöscht, wird ethisch nicht ins Spiel gebracht. Kann es sein, dass ein solcher Umgang mit den Pflanzen nur erst dann gegen grüne Wertvorstellungen spricht, wenn es dem Menschen schadet? Es ist ein sehr enger Wertehorizont, der einem Christen aus dem grünen Wahlprogramm entgegenkommt. Das wird auch an der Abschaltung der Atomkraftwerke ablesbar.

Atomstrom durch mehr Kohle kompensiert

Die Abschaltung der Atomkraftwerke und die Protestaktionen gegen Endlagerungsstätten waren nicht von einem ganzheitlichen Naturverständnis getragen, sondern von der Angst, durch Radioaktivität an Krebs zu erkranken. Die Furcht ist berechtigt, sie hat allerdings den drohenden Klimakollaps beschleunigt. Denn anstelle von Plutonium werden Gas und Kohle verbrannt und damit der CO2-Austtoß erhöht, als gehörten die Kohle- und Gasvorkommen den jetzt Lebenden und könnten von ihnen verbraucht werden, weil der Wohlstand das verlangt. Christen haben einen noch weiteren Blick von der jüdischen Bibel übernommen.

Nicht nur Menschen haben in Gottes Schöpfung ein Lebensrecht

Die Bibel stellt im ersten Kapitel den Menschen in einen großen Zusammenhang. Sie beginnt mit dem Weltall, den Gestirnen, unterscheidet Wasser und Land, bevölkert diese mit Pflanzen und Tieren und setzt den Menschen in diesen Garten. Den soll er nicht durch Pestizide und Glyphosat seiner Wachstumskräfte und seiner Schönheit berauben. Die Margeriten, die Schmetterlinge gehören nicht dem Menschen. Das Gras soll auch nicht zu Rasen gemäht werden, sondern ist für die Insekten und die Kleintiere da. In Gottes Garten gibt es kein Unkraut. Weil wir nicht ganzheitlich denken, wollen wir die Wälder und Felder nicht mit Füchsen, Wildschweinen und Wölfen teilen. Naturschutz besagt ja, die Lebewesen vor dem Menschen zu schützen. Das ist dringend, jedoch zu wenig. Wenn die Bibel den Menschen als Gärtner*in zeichnet, dann soll er nicht nur dem eigenen Wohlstand nachjagen, sondern seine Erfüllung im Hegen und Pflegen entdecken.

Kommunal umsetzen

Wenn die Bürger*innen die Hitze in den Straßen reduzieren, saubere Luft einatmen, Schönheit in Straßenfluchten zurückholen, sich auf Plätzen wohlfühlen und die Stadt nicht mehr als kinderfeindlich erleben wollen, dann kann jede Kommune damit anfangen. Das würde auch in jedes Wahlprogramm passen. Beteiligung wäre der Schlüssel, mit den Bürgern die Stadt freundlicher, riechbarer, schmackhafter gestalten. Das ist keine Geldfrage.

 

Dieser Beitrag von Eckhard Bieger ist frei und kann mit Verweis auf hinsehen.net sowie auf den untenstehenden Talk bei YouTube gedruckt werden. Wir freuen uns über jede Verlinkung.


Am Sonntag, 27. Juni um 19.15 bei YouTube: Diskussion mit dem Autor



Kategorie: Analysiert

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