Kreml, Foto: hinsehen.net E.B.

Ukraine-Krieg- und was dann?

Deutschland hat einen neuen Verteidigungsminister. Er soll die Bundeswehr so stark machen, dass Russland nicht auf die Idee kommt, Deutschland als zahmen Tiger zu sehen. Das reicht aber nicht. Was ist abzusehen und was lehren frühere Kriege.

Es reicht nicht, auf Waffen zu setzen. Solange Atombomben im Spiel sind, kann kein Militärbündnis die Sicherheit bieten, die Regierungen versprechen müssen, aber wie viele andere Versprechen nicht halten können. Ohne Atombomben ist man im jetzigen Zustand der Menschheit sogar noch mehr gefährdet. Die Ukraine ist reingefallen. Sie hat wie Weißrussland und Kasachstan ihre Atombomben an Russland abgegeben. Russland hat sich 1994 mit den USA und England verpflichtet, die Grenzen des Landes zu garantieren. Es gibt offenbar keine Instanz, die Russland zur Einhaltung von Verträgen zwingen kann, so wie innerhalb der Staaten die Gerichte das können. Aber auch da können autoritäre Regierungen oder Korruption die Gerichtsbarkeit lahmlegen. Bisher sichern Atombomben die Länder, die solche einsetzen können. Was wäre der Ausweg, wenn sie diese nutzen, um Staaten ohne diese Waffe anzugreifen. Wer mit einem Atomangriff auf Staaten ohne diese Waffe droht, kann diesen okkupieren - wenn nicht wie bei der Ukraine, Atommächte sich positionieren. Militärisch lässt sich die Frage nicht lösen. Es ginge mit der Vernunft. Seit 250 Jahren leben wir im Zeitalter der Vernunft, die Aufklärung wird in England und Frankreich Zeitalter des Lichts genannt. Die Vernunft sagt:


Krieg ist kein lohnendes Unternehmen

Die meisten Kriege, selbst wenn sie auf dem Schlachtfeld gewonnen werden, bringen dem Angreifer nicht den gewünschten Erfolg. Das gilt für den Zweiten Weltkrieg, die Kriege, die die USA seitdem geführt haben und ist wohl auch für den Ukrainekrieg. absehbar.
Ein Krieg im 18. Jahrhundert ähnelt dem Krieg jetzt. Ein Staat hatte sich damals die meisten anderen Staaten zu Feinden gemacht. Der damalige Putin hieß Friedrich. Er hatte Schlesien zu Preußen schlagen können, als die junge Maria Theresia ihrem Vater nachfolgte und auch von Bayern bedrängt wurde. Die europäischen Mächte ließen das durchgehen, jedoch nicht mehr, als Friedrich 1756, 16 Jahre später, Sachsen zu annektieren suchte. Er hatte nur England an seiner Seite, damals von dem Gewicht, das China heute ha. Sieben Jahre dauerte dieser Krieg, allein für Preußen starben um die 400.000 Bürger, die meisten an den Kriegsfolgen. Am Ende hatte sich auf der Landkarte nichts verändert, nur Friedrich wurde zum Großen erklärt und Deutschland traute sich mit diesem Vorbild noch viele Kriege zu. Erst der Zweite Weltkrieg, der das Germanenturm bis zum Ural ausdehnen sollte, brachte den Sinneswandel, weil er mit erheblichen Gebietsverlusten für Deutschland endet.

Das gefährliche Überlegenheitsgefühl

Wie die Russen heute hielten sich die Deutschen für überlegen, die Russen moralisch, die Deutschen damals biologisch. Die Olympiade 1936 schien das erwiesen zu haben. Wegen der Dekadenz des Westens, so die Überzeugung der Mehrheit der Russen, werden sie den Krieg gewinnen. Wie die Deutschen nach Stalingrad halten sie an diesem Überlegenheitsgefühl weiter fest.

Es kommt auf die geistige Einstellung an

Nicht die militärische Stärke, sondern die geistige Einstellung der Russen entscheidet am Ende. Die Aufrüstung der Bundeswehr bringt die Russen nicht dazu umzudenken. Sie können sich auch nicht von Stalin distanzieren, weil dieser gesiegt hat.
Das Ganze hat auch einen kirchlichen Hintergrund. Die moralische Überlegenheit, wird vom Moskauer Patriarchen vertreten. Auch grenzt sich die Orthodoxie vom lateinischen Christentum entschieden ab. Dialog genügt nicht. Ob Kirchen, Politik, Bildung, es braucht eine gemeinsame Strategie. Der Westen muss, wie die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg auf Deutschland zugingen, jetzt schon auf das russische Volk zugehen und es dabei eher wie die Englänger und Amerikaner machen. Ich habe in der amerikanischen Zone schon als Kind mitbekommen, dass das Leben in den USA sehr viel erfreulicher ist als in Deutschland. Wir haben American Forces Network gehört und schauen immer noch Hollywoods Filme. Die Engländer haben die Rundfunkorganisation der BBC implementiert und die junge Königin hat dem deutschen Volk nicht den Rücken, sondern das Gesicht zugewandt. Besonders mit Frankreich kamen viele Städtepartnerschaften zustande. Heute müssen die westlichen Kirchen vielfältige Kontakte zu Gemeinden in Russland und der Ukraine aufbauen.  

Einige Hinweise können aus der Geschichte adaptiert werden:

-        Wenn Putin wie Friedrich, weil er die halbe Welt gegen Russland in Stellung gebracht hat, zum Großen erklärt wird, dann wird Russland weiter Krieg führen.

-        Der Westen muss nicht nur auf Regierungsebene Kontakte wieder aufbauen, sondern es muss zu einem starken kulturellen Austausch kommen. Die Russen dürfen sich nicht abgewertet fühlen, sondern die Chance sehen, wieder in die Völkergemeinschaft aufgenommen werden.

-        Die Kirchen sind an erster Stelle gefragt, einen Sinneswandel bei der Orthodoxie herbeizuführen, nicht westlich-belehrend, sondern auf der spirituellen Ebene.

-        Die in der Geschichte liegenden Ressentiments gehören in den Dialog.

-        Hierzu hat ein russischer Jesuit die entscheidenden Ereignisse beschrieben, die die Orthodoxie nach dem desaströsen Vierten Kreuzzug mit der Plünderung Konstantinopels noch weiter vom Westen entfernt hat. s. die Links unten

Man würde sich von der Berichterstattung der deutschen Medien wünschen, dass uns nicht weißgemacht wird, Putin stehe kurz vor der Absetzung. Er hat eine größere Zustimmung in der Bevölkerung als jeder westliche Staatsmann. Wir müssen nicht nur vom Krieg erfahren, sondern von den Russen und warum sie den Krieg unterstützen.

Alternative Beiträge, welche Russland nicht durch die westliche Brille betrachten, finden sich bei hinsehen.net zusammengestellt: Russland und der Westen

Die Vorbehalte gegen den Westen: Vladimir Pachkov: Der Bruch Russlands mit dem Westen geht auf das 13. Jahrhundert zurück


Kategorie: Verstehen

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