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Partnerschaften brauchen Freundschaften

Echte Freundschaft ist etwas Einzigartiges, denn sie unterstützt in vielen Lebenssituationen auch Partnerschaften. Was ist das Besondere einer Freundschaft?

Das Besondere einer Freundschaft

Das Besondere einer Freundschaft liegt in einem tiefen gegenseitigen Verstehen, das zu einem Vertrauensverhältnis führt, in dem sich jeder sicher aufgehoben fühlt, weil er nicht befürchten muss bewertet, ausgeschlossen oder vor anderen schlecht gemacht zu werden. Die Stärken des anderen sind in der Freundschaft keine Bedrohung, sondern werden als Bereicherung, Ergänzung erlebt. Deshalb müssen Freunde auch weniger rivalisieren. Was sie selbst nicht haben, bewundern sie am anderen. Es kommt kein Neid auf, sondern weckt das Interesse aneinander. Auch geht es nicht um Macht in einer Freundschaft, sondern um die gegenseitige Stärkung. Es entsteht so etwas unausgesprochen Verlässliches im Untergrund, das tragfähig ist, weshalb echte Freundschaften auch lange halten. Diese Verlässlichkeit wird deutlich in der Übereinstimmung der Grundwerte, für die Freunde stehen, weshalb sie sich zusammengefunden haben, was sie als lebenswert definieren und wie sie Freundschaft verstehen.

Freundschaften sind nicht frei von Konflikten

Auch Freunde geraten in Konflikte, denn sie durchlaufen wie andere, die verschiedenen Phasen einer Beziehung. Da wechseln gute Zeiten sich mit schwierigen Zeiten ab. Konflikte sind nicht nur bedrohlich, sondern auch notwendig, können sehr fruchtbar sein, wenn sie dazu beitragen die Beziehung weiter zu entwickeln. Denn keiner bleibt ja in seiner eigenen Entwicklung stehen, also braucht es auch die Auseinandersetzung, wenn sich der eine oder die andere weiterentwickelt und dadurch Krisen entstehen können. Tauchen Konflikte auf, sollten sie offen angesprochen und so bearbeitet werden, dass deutlich wird, um was es überhaupt geht und welchen Anteil jeder an diesem Konflikt trägt. Den Abschluss eines solchen Gespräches bilden dann neue Vereinbarungen. Im Verlauf einer Konfliktklärung ist es wichtig, dass keine gegenseitigen Vorwürfe ausgesprochen werden, sondern in Ich-Aussagen die persönliche Betroffenheit geschildert wird. Das verhindert, dass im Gespräch neue Verletzungen entstehen, die den Konflikt weiter am Laufen halten. Auch geht es nicht um Schuldzuweisungen, denn beide Konfliktbeteiligten sollten aus einer Klärung zufrieden hervorgehen. Meist müssen sie einen Kompromiss finden, auch das führt wieder zusammen.  
Schaffen Freunde es gemeinsam durch die Turbulenzen zu gehen, gewinnen sie an Kraft und Stärke in ihrer Verbindung. Das gegenseitige Vertrauen wächst, Verlässlichkeit wird gestärkt. Über viele gemeinsame Erfahrungen in denen Gutes miteinander erlebt wird und Schwierigkeiten gemeistert werden, erobern sie sich die Qualität einer belastbaren Freundschaft.
Sie kann ein wichtiger Anker sein, wenn es draußen zu sehr stürmt. Denn Freunde können sich auch in schwierigen Situationen aufeinander verlassen, wenn sie gelernt haben mit Konflikten umzugehen. Das hat den Vorteil, dass sie sich auch gegenseitig unterstützen, wenn außerhalb der Freundschaft das Leben schwierig wird. Wenn jeder seine Schwierigkeiten aus anderen Begegnungen und Bezügen erzählen kann, ist der Freund ein Gegenüber, der nicht in die Schwierigkeiten verwoben ist und damit neutraler die Situation betrachten kann.

Freundschaft unterstützt den Alltag

Werden Hindernisse zusammen überwunden, Lösungen für Probleme gefunden und neue Erfahrungen miteinander gemacht, erleben Freunde das als Bereicherung und Zuwachs an emotionaler Verbindung. Gleichzeitig stärkt dies nicht nur jeden in der Freundschaft, sondern auch für das Leben in anderen Bezügen. Freundschaft macht für die Herausforderungen des Alltags stark und belastbar.

Freundschaft braucht Perspektive

Es geht auch um Perspektive in Freundschaften. Wo wollen sie miteinander hin? Was sind die Ziele, die sie haben? Wie pflegen sie ihre Beziehung, damit sie lebendig bleibt? Eine Perspektive kann sein, sich gegenseitig darin zu unterstützen weise zu werden, denn Freundschaft ist auf Dauer angelegt, so dass sie bis ins Alter reicht. Sie kann Einsamkeit verhindern, wenn sie auch noch verfügbar bleibt, wenn einer aus der Ehe alleine bleibt. 

In jedem Anfang liegt ein Zauber

Weil Freundschaft einzigartig ist, ist sie nicht einfach da. Sie braucht Zeit, Pflege, gemeinsame Erfahrungen, die zusammenführen. Oft schon in jungen Jahren begegnen angehende Freunde einander. Erst wenn sie dann durch viele Auf`s und Ab`s miteinander gegangen sind, wissen und fühlen sie ob ihre gegenseitige Anziehung tragfähig ist, ob sie sich wirklich aufeinander verlassen können. Der gemeinsame Weg bis dahin ist nicht immer einfach. Es braucht nicht nur Zeit, die Freunde miteinander verbringen, sondern auch eine Dynamik in der Freundschaft, die dazu beiträgt, dass die Beziehung lebendig bleibt, um zu spüren, dass sich die Investition der eigenen Lebenszeit in diese Beziehung lohnt. Bei dieser Entwicklung kann noch viel schief gehen, bis sie sich in einer Freundschaft manifestiert. Da kann es Enttäuschungen geben. Manchmal merken wir es viel zu spät, spüren wie wir uns getäuscht, etwas vorgemacht haben. Es war dann wohl die große Sehnsucht, die sich nicht erfüllte. Wenn sich die Beziehung nicht vertieft, bleibt manchmal nur eine einfache Bekanntschaft übrig. Freundschaft ist so etwas Besonderes. Müsste sie nicht ausreichen? Braucht es dann noch eine Partnerschaft? Wir müssen anders herum denken, die Partnerschaft braucht die Freundschaften.

Partnerschaft unterscheidet sich von Freundschaft

Partnerschaften und Freundschaften haben viel Gemeinsames. Allerdings ist die Ausgangssituation meist eine andere und auch im Verlauf der Partnerschaft gibt es andere Prioritäten und Herausforderungen. Partnerschaften beginnen meist mit sexueller Anziehung. Zwei Menschen fühlen sich zueinander hingezogen. Sie finden sich gegenseitig attraktiv. Es geht ihnen vor allem darum, dieser Anziehung, dieser Liebe einen verbindlichen Platz einzuräumen. Sie wollen ein Leben gemeinsam aufbauen, gestalten, etwas zusammen schaffen und fast immer Familie gründen. Partner wollen mit dem anderen Menschen ihr Leben eng verbringen, möglichst viel mit dem anderen zusammen sein, den Alltag teilen und den Nachwuchs erfolgreich großziehen. Damit kommen ganz andere Herausforderungen auf eine Partnerschaft zu, als auf eine Freundschaft.

Den Alltag leben

Ein großer Unterschied zur Freundschaft ist der Wunsch mit dem Lebenspartner ein sexuelles Leben zu führen und Familie zu gründen. Auch die Gestaltung des normalen gemeinsamen Alltags, den Aufbau einer Zukunftsperspektive, die Unterstützung in der beruflichen Entwicklung und die Kindererziehung sind weitere Unterscheidungsmerkmale zur Freundschaft. Eine Partnerschaft hat viele Aufgaben, die nicht immer nur „schön“ sind, sondern zwangsläufig auch zu Belastungen führen können. Der oft auch stressige Alltag hat schon mal Stolperfallen und Herausforderungen für das Paar. Das fordert Kraft und stellt an jeden viel mehr Ansprüche als an eine Freundschaft. Partnerschaft fordert viele Qualitäten auf beiden Seiten auch mit Durststrecken umzugehen, wenn sich Überforderung meldet, Ärger belastet oder Eifersucht Platz gewinnt. Partnerschaft ist anfälliger für Konflikte als Freundschaft, weil sie durch die gemeinsame Arbeitsteilung viel mehr Herausforderungen zu bestehen hat. Die Konflikte im Verlauf einer Ehe oder Partnerschaft sind häufig auch emotionaler und oft schwieriger zu versöhnen als in einer Freundschaft.

Warum braucht Partnerschaft Freundschaften

Freundschaften können eine Partnerschaft unterstützen, beleben interessanter machen, weil von außen etwas in die Partnerschaft hineinfließen kann. Die Partnerschaft wird reicher, erfüllter, lebendiger.
Pflegen beide Partner eine Freundschaft, in der sie, ohne den anderen Zeit verbringen, ist das eine gute Ergänzung für das Paar. Es entlastet jeden und bereichert die Partnerschaft. Die Freundschaftspflege in der Partnerschaft ist ein hilfreiches Ventil, das zu größerer Ausgeglichenheit beiträgt. Jeder hat mit einem Freund, einer Freundin eine Ausweichstelle außerhalb, die einiges von den Anspannungen aus einer Partnerschaft auffangen, ausgleichen kann. Aber nicht nur das, auch die Erfahrungen aus der Freundschaftspflege fließen als Inspiration in eine Partnerschaft ein.

Leider verzichten oft Männer auf die Pflege ihrer Freundschaft, wenn sie heiraten. Sie verlieren damit eine wichtige Anlaufstelle, die von der Ehefrau nicht ersetzt werden kann.


Kategorie: Verstehen

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