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Die Natur – unser Gegenüber

Ostern, die Zeit des Aufbruchs, der Auferstehung, des neuen Erwachens. Auch in mir wächst neue Energie beim Anblick der grünen Blattspitzen an den aufblühenden Bäumen. Ein neues Frühjahr zeigt sich bereits in den Vorgärten mit seinem bunten Kleid. Können wir etwas von dieser Dynamik auf unser Leben übertragen?

Der Winter ist noch im März wieder zurückgekehrt. Es ist wie ein Wunder, wie nach der kalten, nassen, unwirtlichen Zeit, in dem sich die Natur fast ganz in sich zurückgezogen hat, sie die Kraft entwickelt, neu aufzustehen. Ich komme aus dem Winter und spüre wie auch in mir die Kraft zurück will.

Frühling: Ich fiebere schon darauf, den Garten zu bereiten. Es ist jetzt die Zeit, um die Erde zu bearbeiten, damit sich die in kleinen Töpfen vorgezogenen Gemüsepflänzchen nach den Eisheiligen gut einwurzeln können. Die Hochbeete brauchen eine Auffüllung, weil sich die Erde verdichtet hat. Es gibt viel zu tun. Das Frühjahr ist die arbeitsintensivste Zeit im Garten. Von ihr hängt ja auch die Ernte ab. Was ich jetzt verpasse, lässt sich meist in den darauf folgenden Monaten nicht mehr nachholen. Es kommt darauf an, den Start nicht zu versäumen. Sind die Kartoffeln, Zwiebeln oder das frühe Saatgut erst einmal in der Erde, kann ich alles in Ruhe wachsen lassen.

Im Sommer braucht der Garten meine Aufmerksamkeit für den Prozess des Wachsens. Ich beobachte täglich, wie sich die Pflanzen weiter entwickeln. Haben sie gute Bedingungen, genügend Wasser und Sonne? Ab und zu säubere ich dann die Beete, damit nicht zu viel „Wildkraut“ die eigentlichen Gemüsepflanzen erstickt. Ein schöner warmer Sommer lässt dann alles bis zur Ernte reifen.

Herbst: Mit einer leuchtenden Gelb- und Rotfärbung der Bäume meldet sich der Herbst an. Im September ist die Haupterntezeit. Es bleiben nur noch die Wintergewächse, wie Grünkohl, Rosenkohl und Feldsalat stehen, die ich erst spät im Sommer auspflanze. Die Beete wirken dann schon ziemlich verlassen, obwohl die Dahlien und Herbstastern noch in voller Blüte stehen können. Auch einige Rosenbüsche haben oft noch bis in den Dezember hinein Knospen.

Winter: Die Bäume haben ihre Blätter abgeworfen. Sie strecken ihre kahlen Äste in den Himmel. Ich beschneide die Büsche, säubere die Werkzeuge, damit sie über den Winter nicht rosten, mähe ein letztes Mal den Rasen. Packe empfindliche Pflanzen in eine wärmende Hülle. Der Garten ist aufgeräumt, die Beete sind leer. Ein ziemlich tristes, bräunliches Bild zeigt sich. Es fehlt die Farbe. Die Wärme der Sonne ist weg, die Stauden sind alle zurück geschnitten. Die Natur begibt sich zur Ruhe, um neue Energie zu tanken, damit sie im nächsten Frühjahr wieder wie Phönix aus der Asche aufstehen kann. Irgendwann im Winter beginne ich mit der Planung für das nächste Frühjahr. Was will ich anbauen? Wie will ich den Garten gestalten? Was brauche ich dafür? Wann muss ich damit starten?
Diese Phasen wiederholen sich in einem gesetzmäßigen Turnus.
Was bedeuten sie für meinen Lebenszyklus?

Die Natur als Metapher

Die Natur ist wie ein Spiegel, in dem ich mein Leben abgleichen kann. Sie ist mit ihren Jahreszeiten nicht nur eine Metapher für Geburt und Sterben, sondern auch eine eindrückliche Lehrmeisterin für das Jahr, wie für jeden Tag. Ich durchlaufe während meiner Lebenszeit immer wieder diese Zyklen nicht nur in der Natur. Von ihr kann ich jedoch die verschiedene Bedeutung dieser Jahreszeiten auch für meinen Rhythmus übernehmen. Sie wiederholen sich sowohl jeden Tag, als auch während des Jahres.  Die Länge der einzelnen Phasen hängt von den unterschiedlich großen privaten oder beruflichen Projekten ab. Was aber für alle gilt: Ich kann keinen Zyklus überspringen. Wenn ich im Herbst Zucchini in meinem Garten ernten will, muss ich im Frühjahr mit der Aufzucht der kleinen Pflanzen beginnen. Diese Phase des Aussäens kann ich nur überspringen, wenn ich die Pflanzen bereits vorgezogen fertig kaufe. Wenn ich mit einem Hausbau starten will, braucht es eine Winterzeit, in der erst einmal die Entscheidung reift. Vergleichbar dem Frühjahr ist die Bauplanung und die Einholung der Baugenehmigung.
Auch meine Kindheit und Jugend kann ich als Frühjahr verstehen. In dieser Zeit wird das Bildungssaatgut und alles das, was in meiner Person wachsen soll, eingesät. Die Investition in meine Person findet dann im Sommerzyklus ihren Ausdruck. Ich gestalte mit meinen gewachsenen Gaben und Talenten mein Leben, lasse sie weiterwachsen, um ernten zu können, was in mir steckt. Was für mein ganzes Leben gilt, nämlich die Abfolge von Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter, gilt auch für einzelne Phasen innerhalb der Jahreszeiten meines Lebens. Im Beruf gibt es auch immer wieder Zeiten des Herbstes und Winters, so wie sie Corona jetzt vielen auferlegt, die sich auf ein neues Frühjahr mit neuen Ideen und Projekten vorbereiten. In manchen Berufen z.B. bei Architekten oder Landwirten folgt mit jedem neuen Auftrag bzw. jedem neuen Frühjahr die Abfolge der vier Phasen.

Frühjahr und Sommer auch im Alter

Der Eintritt ins Rentenalter wird von vielen als Herbst und Vorbereitung auf den Winter verstanden, verlangt aber tatsächlich auch eine Frühjahrsphase, in der ich den Grundstein für die Gestaltung meines Alters lege. Welche Projekte ich forcieren kann, wie ich einen neuen Anlauf starte, das Leben tiefer zu verstehen, oder wie es mir gelingt mich stärker der Familie zuzuwenden. Um dann vergleichbar dem Sommer die Planungen in die Tat umzusetzen. Auf diese Weise kann ich auch im Alter mehrfach die Zyklen durchlaufen, denn innerhalb der Projekte entsteht erneut die Dynamik der vier Phasen. In den Herbstzeiten meines Lebens kann ich auf meine Früchte schauen. Nicht alles ist gut geworden, aber einiges ist mir doch gelungen. Ich mache in der Winterphase in Ruhe Revision, reflektiere das Erreichte, lasse neue Ideen wachsen, damit ich in der darauffolgenden Frühjahrsphase mit neuen Projekten starten kann. Wenn es um die letzte Phase meines Lebens geht, wenn ich spüre, dass es vermutlich der letzte Winter in meinem Lebensrhythmus sein wird, kann ich die Zeit nutzen, um meinen Abschied aus dieser Welt in den Blick zu nehmen, damit ich in Ruhe aus diesem Leben in ein anderes hinübergehen kann.

Was bedeuten die Zyklen für meinen Tagesrhythmus?

Die Zyklen treffen auch auf den Tagesrhythmus zu.
Um mit meinem Biohaushalt gut zu wirtschaften, braucht auch mein Körper die Aufmerksamkeit auf seinen Rhythmus.
Das Frühjahr im Tagesablauf ist meine Kernzeit. In diese gehören die gedanklichen Überlegungen, die Planungs- und Vorbereitungsarbeiten für meinen Tag, denn ich kann in dieser Zeit am konzentriertesten arbeiten. Wenn ich das Wichtige in meiner guten Zeit verpasse, ist es für den Tag verloren oder nur unter schwierigen Bedingungen noch zu erreichen.
Die Umsetzung meiner gut durchdachten Planung kann ich dann als meinen Sommer verstehen. Für die Lerche ist die Zeit ab 10.00 Uhr richtig. Sie hat den restlichen Tag Zeit die Tagesplanung umzusetzen. Für die Eulen mit ihrer Kernzeit am Nachmittag liegt die Umsetzungszeit am Vormittag. Deshalb braucht die Eule die gestrige Planung für den heutigen Vormittag.
Die Herbstzeit ist für beide „Biorhythmustypen“ der Abschluss des Tages. Ich kann auf die Umsetzung meiner Planung schauen, reflektieren, wie weit ich gekommen bin, neu justieren, was geändert werden muss. Mit einer To-do Liste halte ich fest, was noch ansteht. Damit entlaste ich mein Gehirn, indem ich mich freimache für den Feierabend, den Rest des Tagesherbstes, um in einen guten „Winterschlaf“ zu sinken.

Mit diesem Tagesrhythmus habe ich nicht nur eine Struktur für den Tag, sondern ich unterstütze auch maßgeblich meine Gesundheit. Denn viele Erkrankungen, wie Burnout, Herzinfarkte, wie Verkehrsunfälle kommen zustande, wenn wir gegen unseren Biorhythmus arbeiten, unsere Grenzen überschreiten und damit auch unsere Immunabwehr schwächen.  

Bücher zum Zeitmanagement:

Meine Zet ist mein Leben Jutta Mügge/ Eckhard Bieger/ Wilfried Bieger, ebv-Verlag
Wege zur Lebensgestaltung- Zeitmanagement & Burnoutprophylaxe
Jutta Mügge /Eckhard Bieger, Benno-Verlag

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Kategorie: Verstehen

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