Die Sendung „Gemüse auf dem Balkon anbauen: lohnt es sich“ greift diese Notwendigkeit auf, ist auch witzig gemacht, aber es motiviert nicht, sich wirklich damit zu beschäftigen. Denn von Anfang an werden viele Fehler gemacht, die dann zu wenig Ertrag führen. Außerdem wurde die Begrünung des Balkons mit Essbarem viel zu aufwändig und zu teuer angelegt. Wer anfängt, sollte nicht gleich auf volle Selbstversorgung setzen. Kräuter, Salat, Radieschen und zwei Gemüsesorten reichen für den Start. Tomaten muss man ständig im Auge behalten, deshalb erst einmal mit einer oder zwei Pflanzen Erfahrungen sammeln. Kartoffeln lassen sich nur schwer auf dem Balkon ziehen, dafür aber Süßkartoffeln, die kein Nachtschattengewächs ist. Es entmutigt, wenn durch eigene Fehler das Experiment nicht gelingt, denn ein kleiner Gemüsegarten auf dem Balkon ist ein Erlebnis für Groß und Klein, bereichert den Speiseplan, ist Nahrung für Bienen, Hummeln und verbessert unsere CO2 Bilanz. Fehler im Vorfeld ausräumen, um Frust zu vermeiden. Der erst Tipp: Nicht wie im Film mit zu vielen Sorten anfangen. Kräuter sind pflegeleichter als Salat, Tomaten sind empfindlicher als Zucchini oder Kürbisse
Was eignet sich für den Balkon:
Wenn ich mit der Pflanzung auf dem Balkon beginne, dann suche ich mir zwei drei Gemüsesorten im Gartencenter aus oder kaufe mir den Samen, den ich aussäen will. Am besten ist es, wenn ich erst einmal mit Kräutern beginne. Diese brauchen einen sonnigen Platz. Sie sind pflegeleicht, oft winterhart, blühen schön und garantieren einen üppigen Wuchs, der dann den Balkon schmückt. Ich kann in jedes Essen eine besondere Würze einbringen. Außerdem, wenn ich schon auf Balkonblumen- Bepflanzung verzichte, dann hätte ich doch gerne Pflanzen, die auch blühen. Majoran, Pfefferminze, Rosmarin, Schnittlauch, Ysop, Lavendel, sie alle haben interessante rosa, blaue und violette Blüten und ein schönes Grün. Neben den blühenden Kräutern bildet auch die Kapuzinerkresse leuchtend orangefarbene Blüten aus, die bis in den Herbst hinein ihre langen Ausläufer sowohl hängend als auch stehend entwickeln kann, je nach Sorte. Sie braucht nur einen normalen Blumenkasten, der auch am Balkongeländer hängen kann. Wird sie im Laufe der Wachstumszeit zu üppig, mache ich aus den Blättern und Blüten Kapuzinerkresse-Pesto. Es schmeckt würzig, ein wenig scharf. Die grünen Samen lege ich süß sauer ein, sie sind Kapernersatz. Einige davon lasse ich als neues Saatgut für das nächste Jahr trocknen. In einen etwas größeren Pflanzkübel ungefähr ( 30x30) säe ich Mitte April Radieschen. Sie mögen die frische Kälte lieber ( bei Frost ein wenig abdecken) als pralle Sonne. Da sie bis Mitte Mai bereits vernascht sind, kann ich in diesen Topf und vielleicht in einen zweiten eine Tomatenpflanze setzen, die ich möglicherweise selbst vorgezogen oder im Gartencenter gekauft habe. Um die Pflanze herum säe ich Pflücksalat. Pflücksalat deshalb, weil ich das ganze Frühjahr hindurch bis in die Sommermonate diesen Salat ernten kann. Er wächst nämlich nach und verträgt sich mit Tomaten. Damit die Tomate gut wächst, kann ich etwas Bio-Tomatendünger in die Erde geben. Ebenfalls gedeihen auch Paprika/Peperoni gut in kleinen Pflanzkübeln (20x20). Das wären jetzt schon drei Gemüsesorten. Wer sich mehr zutraut, kann noch Hokkaido-Kürbis oder Butternut- Kürbis in einem etwas größeren Pflanztopf ziehen. Mit ihren langen Ranken, den trichterförmigen gelben Blüten und den attraktiv geformten Blättern lässt sich der Balkon zu einem interessanten grünen Kunstwerk gestalten. Wer noch mehr will und genügend Platz hat, kann auch einen Kübel mit einer Süßkartoffel bepflanzen. Sie blühen weißlich, violett. Auch die Topinambour- Knollen, deren Grün bis über 2 Meter hoch werden und die Blüten wie kleine Sonnenblumen aussehen sind gut auf dem Balkon in großen Kübeln zu ziehen. Die Ernte bei beiden beginnt, wenn das Laub braun wird. Das ist dann meist im September. Sollte ich in der Wachstumsphase zwischen Mai bis September wegen Urlaub oder Abwesenheit nicht nach meinen Pflanzen sehen können, brauche ich eine gute Freundin oder Nachbarin, die alle zwei Tage nach ihnen sieht und gießt. Oder ich entscheide bereits bei der Pflanzung im Frühjahr, auf bestimmte Pflanzen zu verzichten, die einen hohen Wasserbedarf benötigen. Dazu gehören Gurken, und Salat.
Pflanzen-Pflege
Bei allen Pflanzungen ist es wichtig, dass die Töpfe am Boden Löcher haben, aus denen das Gießwasser oder das Regenwasser abfließen kann. Ich habe bei meinen Töpfen auch Untersetzer darunter, in denen ein bisschen Wasser stehen kann, dann brauche ich nur alle zwei bis drei Tage zu gießen. Ganz wichtig ist vor allem, dass ich mein Gemüse jeden Tag in Augenschein nehme. Entwickeln sich alle Pflanzen gesund? Sind die Blätter grün? Setzen sie Blüten an? Stehen sie aufrecht oder hängt etwas nach unten? Stehen die Tomaten geschützt vor Regen? Wenn nicht, muss ich sie bei Regen unter das Dach ziehen, damit sie keine Braunfäule entwickeln. Das ist eigentlich alles, was ich im Blick haben muss. Bei meinem morgendlichen Rundgang über den Balkon spreche ich mit ihnen. Ich entferne, was gelb oder vertrocknet ist, schneide hier und da etwas ab, kann auch genau erkennen, was gerade bei jeder Pflanze nicht stimmt. Sollten Blätter kleine braune oder gelbe Flecken bekommen, kann das ein Pilz sein, der die ganze Pflanze krank machen kann, deshalb sollten solche Blätter sofort entfernt werden. Nicht in den Kompost, sondern in den Hausmüll, damit sich die Sporen nicht weiteverbreiten.
Expertenwissen aus dem Internet und bei anderen, die gärtnern
Wenn ich sehe, dass meine Pflanzen Not haben, schaue ich bei Google nach und gebe das Problem einfach in die Kopfzeile ein. Da finde ich viele Ratschläge, die mir weiterhelfen. Wenn ich mich bei anderen als Balkon-Gärtner oder Gärtnerin oute, stoße ich auf große Hilfsbereitschaft. Ich brauche faktisch keinen Samen mehr zu kaufen. Das Knowhow fließt mir wie von selbst zu.
Kosten
Wer einen Balkongarten anlegen will, braucht nicht viel. Vorhandene Blumenkästen können für die Kräuter, die Kapuzinerkresse und für Salatpflanzen genutzt werden. Ich benötige lediglich zwei oder drei größere Kübel für die anderen Pflanzen. Einige habe ich im Sperrmüll gefunden oder geschenkt bekommen. Auch werden sie manchmal von Gartencentern ausrangiert. Bioerde zum Füllen der Kübel ist wichtig, damit das Gemüse auch bio aufwächst.
Pflanzen kann ich günstig aus Saatgut ziehen, mir von Freunden Stecklinge oder Saatgut schenken lassen oder etwas im Gartencenter kaufen. Für die Tomaten brauche ich einen langen Stock oder eine Spirale. Wenn ich alles zusammenrechne komme ich mit hundert Euro aus.
Einige Tipps für den Anfang
- Nicht so viele Gemüsesorten am Anfang.
- Erst einmal mit Kräutern und zwei drei Gemüsesorten anfangen
- Bioerde und zwei oder drei große Kunststoff- Kübel mit entsprechenden Untersetzern besorgen
- Pflanzkübel brauchen Löcher, damit das Wasser abfließen kann.
- Eine Bewässerungsanlage ist viel zu kostspielig und macht den Balkon unschön, denn ich will ja auch darauf schön sitzen können.
- Wenn ich mehrere Tage weg bin bekommen meine Pflanzen für 3 bis 4 Tage Wasser in den Untersetzer und danach sorgt die Nachbarin fürs Gießen alle zwei Tage.
- Den richtigen Standort wählen.
- Mit liebevollem Blick die Pflanzen betreuen und mit ihnen sprechen
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