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Ab Fünfzig das Alter vorbereiten

Das Alter malen wir oft düster aus: Gebrechlichkeit und auch geistig hinfällig werden. Das lockt nicht, sich auf die letzte Phase vorzubereiten. Jutta Mügge motiviert, einiges zu regeln und gesundheitlich anzupacken. Dafür ist 50 der Startpunkt.

Zwischen Fünfzig und Sechzig überschreiten wir den Höhepunkt in unserem Leben. Die Aufmerksamkeit galt bis jetzt der Familiengründung, der Erziehung der Kinder, dem Aufbau der eigenen beruflichen Perspektive wie der Pflege von Freundschaften. Bis hierhin haben wir unser Leben so gestaltet, wie es uns möglich war. Meist gehen in dieser Zeit die Kinder aus dem Haus, um ihr eigenes Leben aufzubauen. Ich bleibe mit meiner Partnerin, meinem Partner oder auch alleine zurück. Da entsteht eine Leerstelle.

Aus dem Hamsterrad

Ich bin beruflich gesettelt. Die Sorge für die Kinder ist nicht mehr so bestimmend. Auch melden sich erste gesundheitliche „Wehwehchen“. Es verschieben sich jetzt die Prioritäten. Meine Beziehung zum Partner oder der Partnerin gerät wieder mehr in den Fokus. Was verbindet uns noch? Was wollen wir in den nächsten Jahren miteinander? Haben wir uns ein wenig aus dem Blick verloren oder vernachlässigt? Während der Familienphase mit der Aufmerksamkeit auf die Kinder wie auf die Herausforderungen des Berufes ist jeder froh gewesen, wenn das Leben einfach „lief“. Da war nicht viel Zeit und Kraft übrig, der Beziehung auch noch den Raum zu schenken, den sie eigentlich dringend benötigt hätte, um Probleme anzusprechen oder gar zu lösen. Zeit für wichtige Gespräche, in denen ich den Partner, die Partnerin, seine/ihre Wünsche und Sehnsüchte, die unterschiedliche Weltsicht besser kennenlerne, Zeit für Zärtlichkeit, Zeit einfach nur für die Zweisamkeit ist in den Aufbaujahren rar. Der Austausch, das Gespräch mit dem Partner kommen oft zu kurz. Die Anstrengungen die für die Bewältigung der alltäglichen Herausforderungen notwendig sind, fressen viel von der Nähe, die eine Beziehung braucht, auf. Das spüre ich jetzt „im Alter“ mehr als früher, denn mit dem Auszug der Kinder entsteht ein Vakuum und die Frage steht im Raum: „war das alles“? Kinder sind unser gemeinsames Projekt, das uns zusammenhält. Jetzt entsteht Platz für Neues, wenn ich nicht einfach so weiter mache wie bisher. Es geht nämlich wieder um uns, unsere gemeinsame Zukunft, unsere Beziehung, neue Inhalte und Ziele, damit das Leben bis ins hohe Alter interessant bleibt. Es geht auch um unsere Gesundheit, die jetzt immer mehr in den Vordergrund rückt. Wenn wir einigermaßen gesund alt werden wollen, braucht es spätestens jetzt eine Gesundheitsprophylaxe. Das heißt, dass jetzt eine Zeit für neue Entscheidungen anbricht. Auch diejenigen, die als Single keine Erziehungsphase hinter sich haben, treten zwischen fünfzig und sechzig in eine neue Lebensphase. Auch sie müssen sich auf die vor ihnen liegenden Jahre vorbereiten. Insbesondere den Blick darauf lenken, wie sie im Alter leben und wohnen wollen, wer sie versorgen soll, mit welchen Inhalten sie ihre zweite Lebenshälfte füllen können und wollen. Ich kann natürlich auch vor dieser neuen Zeit die Augen verschließen, so tun, als ob sich nichts ändern würde. Das aber holt mich spätestens ein, wenn ich in Rente gehe.

Entscheidungen treffen

Es geht in der Mitte des Lebens darum, den Kompass noch einmal neu auszurichten. Eine Bestandsaufnahme zur aktuellen Situation, in der ich mich alleine oder mit meinem Partner befinde, kann helfen den Platz für das zukünftig „Neue“ zu erkennen und damit auch zu füllen. Es geht darum, der Beziehung bzw. dem eigenen Leben einen neuen Inhalt zu geben, der auch bis ins hohe Alter tragfähig ist, damit das nachberufliche Leben, in dem sich die nächste Leerstelle zeigt, schon vorbereitet wird.

Einige Fragen können helfen:

  1. Wie stelle ich mir mein Alter vor?
  2. Mit welchen neuen Inhalten fülle ich die Zeit, die mir jetzt zusätzlich zur Verfügung steht?
  3. Wieviel Wohnraum benötigen wir noch?
  4. Will ich mich oder wollen wir uns verkleinern?
  5. Was wollen oder müssen wir mit den Kindern entscheiden, wenn es um Vermögen oder Haus geht?
  6. Was mache ich als Single mit meinem Vermögen, wenn ich keine Nachkommen habe?
  7. Wie sorge ich dafür, dass ich möglichst gesund alt werden kann?
  8. Habe ich meine Patientenverfügung, einen Betreuungsvertrag und ein Testament geschrieben?

Einige Anregungen :

Für die Gesundheit
Für meine Fitness mache ich mir ein Bewegungsprogramm. Je nachdem, was sich in meiner Nähe befindet kann ich walken, joggen, schwimmen, mich beim Yoga anmelden oder vielleicht auch in einem Fitnesscenter trainieren. Hilfreich ist dabei, die Trainingszeiten zu ritualisieren. 3x die Woche an den gleichen Tagen und möglichst zur gleichen Zeit den Sport betreiben. Wenn die Zeiten irgendwann eingeübt sind, fällt es auch nicht mehr so schwer den inneren „Schweinehund“, der mich hin und wieder überfällt zu überwinden. Auch hilft es mir, wenn ich mich mit anderen verabrede.

Für meine Ernährung kann ich jetzt auch noch einmal eine neue Phase einleiten. Wenn ich mich bis jetzt nicht schon eher fleischlos ernährt habe, kann ich beginnen nur noch zweimal die Woche Fleisch zu essen, mehr Gemüse zu verkosten und vielleicht sogar einen kleinen Garten anzulegen, in dem ich mir mein Gemüse selber ziehe. Auch auf dem Balkon lassen sich die unterschiedlichsten Gemüse- und Salatsorten anbauen.

Für neue Inhalte
Ich kann mich umschauen, welches Ehrenamt mich reizen könnte. Es gibt Ehrenamtsbörsen, bei denen ich mich erkundigen kann, was vielleicht zu meinen Interessen passt. Vielleicht ist ja auch ein Hobby in den aktiven Jahren liegengeblieben, das ich jetzt wieder aufnehmen kann. Möglicherweise kann ich auch nochmal eine neue Sprache lernen, um mich bei meinen Reisen besser zu verständigen. Um die Beziehung wieder zu intensivieren helfen Absprachen, was wir gemeinsam unternehmen wollen, welche Interessen miteinander kompatibel sind, wann es Zeit für Austausch gibt. Wenn irgendwann sich Enkelkinder anmelden, kann ich überlegen, wie ich diese Beziehung zu den Kleinen pflegen will.

Umziehen
Es stellt sich jetzt auch die Frage, ob das Wohnen nicht an die neuen Bedürfnisse angepasst werden sollte. Das bedeutet meist umzuziehen, das Leben auszumisten, nur noch das mit ins Alter zu nehmen, was wirklich wichtig ist.

Alles was ich jetzt entscheide, erleichtert mir den Alltag in den nächsten Jahren, denn es blockiert mir nicht mehr die Aufmerksamkeit für das Leben jetzt. Entscheidungen entlasten, befreien mich innerlich, weil ich mit ihnen Ziele verfolge, eine Perspektive für die Zukunft definiere, auf die hin ich meine Kompass-Nadel jeden Tag einstellen und überprüfen kann. 

Im Alter nicht in Abhängigkeit geraten: Selbstbestimmt alt werden
Zur Neuorientierung im Alter: Alter heißt Neuanfang
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zu Umzug: Woran merke ich, dass ich umziehen muss?

 

 

 

 


Kategorie: Verstehen

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