Foto: hinsehen.net J.M.

Was ist so schlimm am Kapitalismus?

Kapitalismus ohne Sozialgesetzgebung heißt Vorrang für den Profit. Jean Ziegler, lange für die UN tätig, zeigt im Gespräch mit seiner Enkelin an Beispielen die Folgen.

Die Welt hat noch lange nicht den Ausgleich erreicht. Über die Ausbeutung der armen Länder und die Hintergründe des Kapitalismus schreibt Jean Ziegler in seinem Buch „Was ist so schlimm am Kapitalismus“. In dem Gespräch zwischen dem Autor und seiner Enkelin geht es um die Hintergründe, die Entwicklung und die Auswirkungen des Kapitalismus.

Er geht zurück in die Geschichte und zeigt, wie sich der Kapitalismus nicht nur als wirtschaftliche Produktionsweise, sondern auch als gesellschaftliche Organisationsform eingenistet hat. Er greift auch auf Marx zurück, zeigt auf, wie sich die Reichen an den Produktionsleistungen der Arbeiter weiter bereichert haben.
Er geht mit dem unmenschlichen System des Kapitalismus streng ins Gericht. Mit Schärfe beschreibt er die Ungerechtigkeiten, die durch den Kapitalismus entstanden sind. Er deckt auf, wie die kapitalistische Produktionsweise dazu geführt hat, dass Menschen, vor allem Kinder, auch in dieser Welt, von Unterernährung und Epidemien bedroht sind.
Er gibt seiner Enkelin Antworten auf die Fragen nach der Zerstörung der Umwelt und der Entwicklung der verheerenden Armut von so vielen und des irrsinnigen Reichtums von einer Handvoll Menschen. Er erklärt ihr die Art, wie die Ausbeutung von  Arbeitern, insbesondere auf der südlichen Halbkugel, funktioniert.

Obwohl er den Kapitalismus bekämpft, zeigt er auch auf, dass die Errungenschaften in Wissenschaft und Technik sowie in der Medizin ohne den Fortschritt und das entsprechende Kapital nicht möglich gewesen wären.

Seine Sehnsucht aber, die er seiner Enkelin und den Lesern vermitteln will, weist auf eine neue Gesellschaftsform, in der es gerechter und humaner zugeht, in der die Menschen auf der Welt ohne Hunger und Unterdrückung leben können. Dafür kämpft er. Er hofft auf eine neue Generation, die in der Lage sein wird, diese Ungerechtigkeiten zu überwinden.

Das Buch ist gut zu lesen, selbst schwierige Inhalte erklärt er mit einfacher Sprache, damit auch die Enkelin ihn verstehen kann. Das Gespräch ist lebendig, weil die Enkelin ihn genau an den Inhalten anfragt, die dem Leser ebenfalls auf der Seele liegen.
Mit diesem Buch, es hat nur 126 Seiten, ermöglicht der Autor einen intensiven Blick hinter die Kulissen unseres Wohlstandes. Es gibt viel worüber wir nachdenken können.

Jean Ziegler; Was ist so schlimm am Kapitalismus? Antworten auf Fragen meiner Enkelin, Bertelsmann, München 2019.

Jean Ziegler war  UN- Sonderbeauftragter für Recht und Nahrung, ist heute Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des UNO Menschenrechtsrates. 2008 erhielt er den internationalen Literaturpreis fürMenschenrechte.

 

 


Kategorie: Gelesen

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang