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selbstbestimmt alt werden

Wenn ich älter werde, drängen sich mir neue Fragen auf. Fragen, die mich zwingen, Entscheidungen zu treffen. Es sind Entscheidungen, die mich mit meiner letzten Lebensphase konfrontieren. Aus dem Haus ausziehen, vorsorgen, wenn ich Pflege brauche. Wie ich überhaupt im Alter leben will:

Was brauche ich, damit ich noch lange weitestgehend selbstbestimmt leben, vielleicht sogar noch an Kulturellem teilnehmen kann, auch wenn ich vielleicht gebrechlich werde? Muss ich dafür umziehen, weil meine Wohnsituation mir das nicht ermöglicht? Wenn ja, was muss ich entscheiden, damit nicht irgendwann andere über mich entscheiden müssen?

Aus meiner gewohnten Umgebung ausziehen?

Meine Wohnung, mein Haus ist mir vertraut. Ich fühle mich darin sicher, aufgehoben, beheimatet. Ich kenne alle Wege. Fühle mich mit den Menschen um mich herum verbunden. Mit dem Auto kann ich mich noch gut bewegen, obwohl das Fahren bei Dunkelheit und Regen mir immer schwerer fällt. Ich weiß zwar auch, dass ich nicht immer so gesund bleiben werde. Irgendwann bin ich vielleicht sogar gebrechlich. Diese Gedanken schiebe ich aber oft einfach bei Seite, weil ich denke, es kommt sowieso „anders als man denkt“.
Soll ich mir jetzt im Alter noch die Last aufladen, aus dieser mir geschaffenen, mich beschützenden Burg auszuziehen, nur weil ich vielleicht in Zukunft Vieles nicht mehr selber erledigen kann? Ich kann es doch einfach auf mich zukommen lassen, abwarten, was die Zeit bringt. Vielleicht schlafe ich ja mal ganz ruhig mitten aus dem prallen Leben heraus ein und brauche weder einen Umzug noch Pflege. Ich weiß natürlich auch, dass das nur wenigen vergönnt ist. Wenn ich mit anderen darüber rede, wie sie es handhaben wollen, dann kommen mir so Sätze entgegen: „mal sehen“, „das lass ich auf mich zukommen“; „dann nehme ich mir eine Pflegekraft ins Haus“ oder ganz bestimmt: „Ich gehe aus meinem Haus nicht raus.“ Es gibt viele Möglichkeiten, sich zum eigenen Alter zu verhalten. Ich kann verstehen, wenn es Menschen schwer fällt sich zu entscheiden, aber ich frage mich, ob ich es nicht besser selbst in die Hand nehme.

Was ich vielleicht doch nicht will

Will ich wirklich alleine alt werden? Denn es ist doch absehbar, dass mich mein zunehmendes Alter von Vielem abschneiden wird, was mir bisher noch alles möglich war. Schon gar, wenn ich nicht mehr so beweglich bin. Auch sterben Freunde, die mich besucht haben und denen ich nahe war. Sie werden mir fehlen. Welche Ansprechpartner bleiben mir? Ich habe Kinder, über deren Besuch ich mich freue, aber sie haben ihre Arbeit und ihr Leben, ich will sie nicht für mein Leben verplanen. Was mache ich mit meinem Hunger nach Kultur? Wenn ich dann krank werde, will ich dann nur auf eine und mir oft auch fremde Person angewiesen sein, mit der ich mich vielleicht noch nicht einmal unterhalten kann? Wenn ich das alles nicht will, muss ich mich frühzeitig mit den Möglichkeiten beschäftigen, die ich überhaupt habe. Welche Alternativen gibt es? Das ist ein erster schwerer Schritt, mir einzugestehen, dass das Alter und damit auch Gebrechlichkeit nicht vor meiner Haustüre halt machen werden. Wenn ich mich mit diesen Gedanken ernst nehme, dann haben sie für meine Zukunftsplanung Konsequenzen. 

Selbstbestimmt entscheiden

Für eine Pflegeversicherung, eine Betreuung und ein Testament gibt es viele Vorlagen, aber für meine Sehnsüchte im Alter gibt es keine Vordrucke. Die muss ich mir selber eingestehen und realistisch überprüfen, welche davon ich umsetzen kann und wie. Wenn ich warte, bis ich Pflegefall bin, kann ich meine Situation vermutlich nicht mehr selbst bestimmen. Deshalb darf ich die Entscheidung nicht zu lange vor mir herschieben. Ich kann auch gar nicht lange abwarten, denn wenn ich umziehen muss, braucht es mein entschiedenes „Ja“ zu dieser Entscheidung. Es muss meine Entscheidung sein, damit ich mich auch zufrieden auf das Neue einlassen kann. Außerdem brauche ich Kraft, um meine letzte Lebensphase in dem neuen Umfeld noch aktiv zu gestalten, Menschen kennen zu lernen, mit denen ich etwas unternehmen kann. Ich brauche Mut und Offenheit, um diese Kontakte zu knüpfen. Je älter ich werde, desto schwieriger wird das. Meine geistigen Kräfte sind gefragt, um mich mit den Herausforderungen, die in der neuen Umgebung auf mich zukommen, auseinanderzusetzen. Ich möchte nicht abwarten, bis ich Pflegefall bin, denn dann verfallen die Möglichkeiten, die ich heute noch wählen kann. Ich möchte ja meinem letzten Lebensabschnitt noch etwas Positives abgewinnen, mir damit einen lebendigen Kick geben. 

Damit ich meine letzte Lebenszeit gut im Blick habe, meine Selbstbestimmung nicht verliere, kann ich mich mit folgenden Fragen beschäftigen. Dazu folgen weitere  Beiträge

  • Wie gestalte ich mein Alter geistig aktiv?
  • Übernehme ich noch für etwas Verantwortung?
  • Was will ich für meinen Körper tun?
  • Will ich zufrieden auf mein Leben blicken können oder unzufrieden bleiben?  
  • Was können Paare entscheiden, damit auch der, der alleine zurück bleibt, noch selbstbestimmt handeln kann?


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