Durch die engen Gassen
Ich sauge in den frühen Morgenstunden diese Eindrücke auf. Mein Weg führt mich auf die andere Seite des Tibers immer mit der Engelsburg im Blick oder im Rücken. Ich überquere den Fluss auf der Ponte Sant’Angelo. Sie führt mich direkt in einen kleinen Stadtteil mit engen Gässchen. Ich liebe diese etwas verschlafenen Gassen, in denen die Menschen wohnen, leben, essen. Hier sind kaum Touristen unterwegs, schon gar nicht so früh am Morgen. Mir kommen Männer in Anzügen entgegen, junge Frauen auf Motorrollern fahren zur Arbeit oder in die Uni, Ladenbesitzer kehren den Bürgersteig. An den Restaurants, die erst gegen Mittag öffnen, stehen die Stühle noch auf den Tischen. An einer Ecke zum Fußgängerbereich steht ein Müllwagen quer. Alle warten bis der Müll verladen ist. Kein Gehupe, kein Geschrei, ein friedlicher Morgen. An der Promenade des Tibers lässt sich ein junges Brautpaar fotografieren. Ich fühle mich wohl in dieser Atmosphäre, bin nicht fremd obwohl Fremde.
Um dieses Gefühl noch mehr auszukosten gehe ich für einen Espresso in eine Bar. Mutter, Tochter und erwachsener Sohn führen dieses kleine überschaubare Café. Während ich meinen Espresso im Stehen trinke, kommen immer wieder neue Gäste herein. Ohne zu fragen, lässt der Sohn den Kaffee schon aus der Maschine laufen, denn es sind lauter Bekannte. Er weiß, was sie jeden morgen brauchen. Sie begrüßen sich mit Namen und Küsschen. Es sind fast nur junge Frauen und Männer, die auf dem Weg zur Arbeit zu sein scheinen. Alles passiert im Stehen.
Spanische Treppe
Auf meinem Weg zur spanischen Treppe komme ich an zwei eher unscheinbaren Kirchen vorbei. Ich kann nicht umhin, einen Blick hineinzuwerfen. Die eine ist bunt geschmückt mit lauter kleinen Nischen, in denen Menschen sich zum Gebet niedergelassen haben. Die andere liegt unauffällig eingequetscht zwischen Häuserfronten. Daneben eine offene Behausung eines Obdachlosen, der alle seine „Reichtümer“ hier deponiert hat.
Die spanische Treppe erreiche ich von oben. Unter mir liegt die Fontana della Barcaccia, rechts von mir die Kirche Santa Tinità die Monti. Ich schreite feierlich die 136 Stufen hinab an den Lilien und Adlern vorbei. Sie signalisieren noch heute die Auseinandersetzungen der französischen Könige und des damaligen Papstes. Der Blickwechsel von unten nach oben zeigt erst die Dimension dieser Treppe. Ich lasse diese großartige Treppe auf mich wirken. Inzwischen ist der Platz um den Brunnen voll von Menschen. Viele Japaner sind unterwegs. Reisegruppen mit Führern, die das Fähnchen hochhalten, damit niemand verloren geht. Die Atmosphäre hat sich für mich schlagartig verändert. Es ist laut um den Brunnen herum, es werden Fotos und Selfies gemacht, bewaffnete Polizisten schützen den Platz. Es ist bereits später Vormittag, bin schon viel gelaufen aber wenn ich mir den Stadtplan anschaue, dann habe ich noch einiges vor mir. Also los.
Fontana di Trevi
Von der Spanischen Treppe sind es nur ein paar Querstraßen bis zur Fontana die Trevi, dem größten Brunnen Roms. Dort treffe ich wieder auf eine riesige Touristenmenge. Alle wollen die Wasserspiele sehen, die im Augenblick ruhen, denn Arbeiter reinigen gerade die Zuleitungen. Neben mir werfen die Menschen Geldstücke über die Schulter. Der Sage nach kehrt man durch dieses Ritual nach Rom zurück. Ich mache mit dem Rest meines Handyakkus noch ein paar Fotos, dann gibt er den Geist auf. Ich muss wiederkommen. Also werfe auch ich eine Münze über die Schulter. Ich verlasse den Platz um die Fontana di Trevi, brauche Strom für mein Handy und beschließe mit der Metro in meine Unterkunft zu fahren.
Metro
Die Metro in Rom ist für Fremde einfach. Es gibt eine Linie A, B sowie eine neue im Bau C. Anders als in anderen Großstädten ist sie nicht so tief unter der Stadt angelegt. Ich finde mich alleine gut zurecht. Am Nachmittag geht es wieder los zu den antiken Schätzen um das Forum Romanum herum. Ich weiß heute schon, dass ich noch oft in diese faszinierende Stadt zurückkommen werde.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!