Foto: hinsehen.net

Partnerschaft – Verschiedenheit zusammenführen

Partner- oder Freundschaftsbeziehungen sind für unser Leben entscheidend. Damit sie ihren Glanz behalten, brauchen sie Pflege. Menschen wählen den anderen nicht, um sich zu verdoppeln. Verschiedenheit zieht an und muss jeden Tag überbrückt werden: durch Miteinander-Reden - auch über Schwieriges

Beziehung ist ein Kommunikationsgeschehen

Beziehung besteht zu einem großen Teil aus Kommunikation auf mehreren Ebenen. Wir kommunizieren in Worten, mit Gesten, mit unseren Blicken, in unserem Tun, durch unsere Zuwendung, in der Gestaltung der Sexualität, in der Erledigung der täglichen Aufgaben. Wir brauchen nicht immer das Wort, um uns zu verständigen. Wir spüren, ob es noch stimmig ist oder etwas ins Ungleichgewicht gerät. Wenn ich die Sensibilität entwickle, in mir unzufriedene Strömungen rechtzeitig aufzuspüren, kann ich mit weniger Druck und Aggressivität agieren.

In der Beziehung braucht jeder etwas Eigenes

Viele Beziehungen scheitern daran, dass der eine oder die andere nichts Eigenes haben. Männer erleben ihren Beruf häufig als Ort ihrer Betätigung aber auch der Bestätigung. Wenn sie nicht dafür sorgen, dass neben dem Beruf auch noch etwas anderes in ihrem Leben Platz haben kann, wird es schwierig, wenn die Arbeit wegfällt. Treten sie dann ins Rentenalter ein kann es für sie kritisch werden weil sie sich für die Zeit ohne Arbeit nichts Eigenes aufgebaut haben.

Frauen schaffen sich meistens neben ihrer Berufstätigkeit auch noch andere Betätigungsfelder. Sie sind auch diejenigen, die vorrangig das soziale Netz für die Beziehungen nach außen pflegen. Damit sind sie oft kommunikativer als Männer und haben es deshalb leichter, für sich zu sorgen. Aber auch für manche Frauen gilt, neben Haushalt, Kindern, Enkeln etwas Eigenes zu finden, um damit ihr Leben zu füllen und so die Beziehung zu bereichern. Wenn ich in meinem Leben nichts Eigenes entwickle, wird es auch für die Beziehung irgendwann ziemlich eintönig, denn eine lebendige Beziehung lebt von den Erfahrungen, die jeder aus anderen Begegnungen mitbringt.

Ich muss mich für die Beziehung entscheiden

Damit eine Partnerschaft auch Krisen meistert, braucht sie meine Entscheidung. Ich muss die Beziehung zu meinem Partner, zu meinen Freunden wollen. Dann kann ich auch mit mehr Kraft in Klärungen einsteigen. Wenn ich Ja zu einem Partner, einer Partnerin sagen kann, dann ist mir auch die Arbeit, die mit Konflikten verbunden ist, nicht zu viel. Ich spüre, dass ich mit Klärungen Neues ermögliche. Ein gutes Miteinander gibt es nicht ohne den Einsatz von beiden Seiten. Bleibt die Aufgabe der Beziehungsgestaltung an einem alleine hängen, ist die Beziehung nicht ausgewogen. Wenn ich immer wieder diejenige oder derjenige bin, der die Beziehung durch Ideen oder Gespräche in Gang halten muss, entsteht langfristig ein ungutes Gefühl. In mir entsteht dann die Frage, ob diese Beziehung vom anderen noch gewollt ist. Unzufriedenheit macht sich breit. Das ist der Anfang von Konflikten.

Unzufriedenheit ins Wort bringen

Konflikte sind erst einmal nicht problematisch, sondern ein Indiz dafür, dass die Verschiedenheit auf den Tisch kommt. Eine gute Chance, die Brücke zum anderen zu stabilisieren. Allerdings geht das nur wenn die Probleme auch angesprochen werden. Sie lassen sich auch auflösen, wenn ich das was mich stört ins Wort bringen oder der andere mit mir über seine Schwierigkeiten offen reden kann. Bleibt diese Kommunikation aus, weil ich mich zurück ziehe, Angst habe das was mich nervt oder stört anzusprechen, wächst das Konfliktpotenzial. Das was nicht benannt wird rumort im Untergrund, schafft eine angespannte Atmosphäre, die sich dann höchst wahrscheinlich in einem Ton Luft macht, der aggressiv oder verletzend daher kommt. Wenn dann die Probleme, die ich habe nicht mehr in Ich-Aussage angesprochen werden sondern ich den anderen persönlich angreife, verurteile, ihn bewerte, dann sind Konflikte für die Beziehung gefährlich. Die Verletzungen die ich ausspreche sind nicht so schnell heilbar. Da braucht es große Überwindung von beiden Seiten auf einen gemeinsamen Versöhnungsweg zu kommen. Die Verletzungen brauchen eine eigene Aufarbeitung, damit der andere sie überwinden kann.

Bearbeitete Konflikte führen zu größerer Nähe

Wenn ich mich aber mit meinem Partner, meinem Freund, meiner Freundin durch Konflikte arbeite und dabei fair bleibe, haben wir eine gute Chance, die Beziehung weiter zu entwickeln, uns gegenseitig zu entwickeln Jeder kann den Blick auf seine Macken lenken, die für den anderen anstößig sind. Die Arbeit lohnt sich, denn ich habe ja diesen Menschen gewählt, weil er etwas hat, was ich nicht habe. Ich kann an ihm wachsen und er an mir. Selbst wenn ich konfliktscheu bin, es mir schwer fällt die Dinge zu benennen, die mich stören, muss ich mich trauen, meinem Ärger in angemessener Weise Luft zu machen. Es macht deshalb keinen Sinn, ihn runterschlucken, weil die Situationen sich wiederholen. Es wird durch Nicht-Rreden nicht besser. Damit ich dranbleibe, brauche ich ein bisschen Hartnäckigkeit. Denn selbst wenn ich meinen Ärger mit dem anderen bearbeite, kann ich nicht erwarten, dass sich die Dinge von jetzt auf gleich ändern. Es braucht schon ziemliches Durchhaltevermögen.

Nehmen Partner Konflikte als etwas wahr, was zu ihrer Weiterentwicklung dient, können sie viel mutiger an die Bearbeitung gehen. Der überwundene Konflikt ist die Erfahrung der größten Einheit. Die Partnerschaft, die Konflikte gemeistert hat, ist "tragfähiger" geworden und offener für Neues 


Kategorie: Verstehen

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang