Auf dem Jakobsweg, Foto: Anna Quast

Kalenderimpressionen

Da hängen sie, die Kalender des Jahres 2020. Der Familienkalender mit den Fotos der erwachsenen Kinder und Enkel und der große Wegekalender meiner Nichte. Ich blättere sie noch einmal durch, damit aus den Bildern des letzten Jahres in mir eine innere Bildfolge entsteht. Vor mir liegt ein Kalender, der mich mit Aquarellen und Texten durch das nächste Jahr begleiten wird.

Bilder teilen Leben

Solche Kalender sind wie „Bilder – Tagebücher“, mit denen ich mich in die Ereignisse, die Stimmungen anderer einfühlen kann? Da rücken mir die Menschen mit ihren Erfahrungen jeden Tag nahe, selbst wenn es Bilder des vergangenen Jahres sind. Ich sehe in den Gesichtern das Lächeln, die Traurigkeit, die Freude, Begeisterung oder Aufmerksamkeit, darf teilhaben an den Gefühlen, die mir aus den Fotos entgegenschwingen. Bei den Wegebildern kann ich in die Weite der Landschaften, in die Farben, die ganz unterschiedliche Stimmungen in mir wecken, eintauchen. Ich kann die Anstrengung auf den steinigen Strecken nachempfinden, selbst ein Stück des Weges mitgehen oder eigene Erinnerungen hochkommen lassen. Manchmal steigen mir dann sogar Gerüche in die Nase. Mit dem frischen Duft der wilden Blumenwiesen oder dem modrigen Geruch der feuchten Erde werden meine Erlebnisse wieder ganz Realität. Bilder ermöglichen mir Nähe. In Coronazeiten sind sie ein Seelenelexier. Sie verbinden mich mit denen, die mir ihre Fotos auf 12 Blättern zusammengestellt haben.

Bilder stellen Verbindung her

Bilder können die Brücke der Erfahrungen anderer zu den eigenen sein. Sie fangen Stimmungen ein, wecken meine Gefühle. Da entsteht Sehnsucht, mich selbst auf den Weg zu machen. Mal wieder mit Rucksack auf unbekannten Wegen zu gehen, in der Mittagssonne unter einem großen Baum Rast zu machen und ein paar Minuten im Schatten der Bäume einzuschlafen, mich ganz der Natur anzuvertrauen. In mir tauchen Erinnerungen aus eigener Wanderzeit auf, die mir meine Erfahrungen wieder einspielen. Oder wenn ich das glückliche Lächeln auf den Gesichtern der Enkel betrachte, die Orte sehe, in denen sie sich getummelt haben, ist die Sehnsucht groß, sie mal wieder richtig in die Arme zu nehmen, ihre Stimme zu hören, mit ihnen gemeinsam lachen zu können. Gut, dass es Bilder gibt, die helfen, den Schatten des Coronajahres zu überwinden. 

Mein innerer Kalender

Es gibt auch eigene Kalenderbilder. Bilder in mir selbst. Nicht nur auf Papier gedruckt oder digital, sondern tief eingeprägt in meine Seele. Meine eigenen Bilder aus den Erfahrungen des Jahres, die ich nur einsammeln brauche. Die in mir warten, noch einmal angeschaut zu werden. Ich kann sie mir zu einem Kalender zusammenstellen. Es sind viele Bilder. In der Adventszeit und mit Corona habe ich die Muße, mich mit ihnen zu beschäftigen. Eigenartigerweise steigen oft zuerst die Bilder in mir auf, die mich eher runter ziehen als mich erfreuen. Das Negative, das was mir in meinem Leben nicht gelingt, oder das was, falsch läuft, was mir in diesem Coronajahr fehlt, was ich vermisse, worunter ich leide, all das drängt sich gerne in den Vordergrund. Wenn ich mich darauf fixiere, dann wird das Leben für mich unerträglich. Mein Seelen-Kalender soll mir Hoffnung geben, denn so einseitig schwer war mein Jahr 2020 gar nicht. Wenn ich auf das schaue, was mich durch das Jahr getragen hat, dann gibt es viele gute Erfahrungen, Bilder und Erinnerungen, die mir eine positive Stimmung einspielen.

Erfahrungen

Es sind die Schneeglöckchen im Januar, die sich durch die Eis- und Schneeschicht kämpfen, die wilden Wellen und der stürmische kalte Wind, der mir im Februar an der Nordsee ins Gesicht bläst, die Samen, die im Frühjahr das Licht suchen, die wilden Margeriten in meinem Garten, die sich ganz ohne mein Zutun dort niedergelassen haben, Sonnenuntergänge, die den Himmel in ein unbeschreibliches Farbenspiel tauchen, Menschen, die mit mir online oder auch auf Abstand Zeit verbrachten und verbringen, Stille, die ich aushalten lernte. Es gibt so viele schöne Ereignisse, die Licht und Wärme in mein Leben bringen, dass es undankbar wäre, mich an dem festzuhalten, was nicht geht. Dass es kein Licht ohne Schatten gibt, aber auch kein Schatten ohne Licht weiß ich ja, aber ich frage mich, weshalb es mir leichter fällt, das Negative immer zuerst zu sehen. Ich sammle also weiter die schönen Ereignisse des Jahres, lasse mich in die Bilder hineinziehen, damit sie mich noch eine Weile anrühren und begleiten. Bis das Jahr sich neigt, kann ich meinen Kalender noch füllen, damit ich ihn in meiner Schatzkiste wie die anderen Kalender verwahren kann. Denn Kalender sind Unikate, die die Zeit überdauern.So auch der:

Bildkalender 2021 mit Aquarellen und Texten von Reinhold Stecher

Mit zwölf Aquarellen, die jeweils mit einem Text verknüpft sind, begleitet uns dieser Kunst-Kalender durch das Jahr 2021. Die einzelnen Bilder fordern sanft auf, mich tiefer auf sie einzulassen, länger hinzuschauen, der Lichtquelle zu folgen. Mir Zeit zu nehmen für die tieferen Dimensionen, die durch Licht und Schatten sowie durch die „zerbrechlichen“ Farben ausgelotet werden. Ich kann in die feinen Pastelltöne eintauchen, um noch weiter in die Landschaften oder die Himmelsbewegungen vorzudringen. Ich folge den Pinselstrichen des Malers, die mir den Zugang zu den Details eröffnen, mir Verborgenes ausleuchten. Auch in den Bildern mit etwas kräftigeren Farben kann ich die liebevolle, leichte, sanfte Hand des Malers erkennen, die dem Betrachter Perspektiven eröffnen. In diesen Bildern sitzt kein Schrecken, sondern Zuversicht und Hoffnung. Es sind nicht nur die feinen, manchmal fast blassen, durchsichtigen Farben, wodurch die Bilder so zerbrechlich, sehnsuchtsvoll wirken, sondern auch das besondere Licht, mit dem Reinhold Stecher seiner Sehnsucht, seinem spirituellen Blick Ausdruck verleiht. Jedes Bild hat seinen eigenen Reiz, seine besondere Aussage, die mir die Offenheit der Interpretation lassen. Mit den Texten, den Gedichten, den Gebeten, die zu den Aquarellen ausgewählt sind, bekomme ich Impulse, mich mit Aussagen, wie mit Fragen nach dem Sinn meines Lebens, nach der Existenz Gottes, nach dem Frieden auseinander zu setzen. Es sind aufbauende Texte, die mir helfen, dem morgen ohne Angst zu begegnen.

„Man muss den Dingen die eigene, stille ungestörte Entwicklung lassen,
 alles ist Austragen – und dann Gebären.“

Er benutzt Sprachbilder, die sich mit seinen gemalten Bildern zu Geschichten formen. Ich werde ermutigt, seinen Gedanken zu folgen, ihnen in mir nachzuspüren, was sie für mich bedeuten könnten. Ich kann meine Antworten selbst finden, ohne gedrängt zu werden. Seine Bilder wie seine Texte strahlen Hoffnung und Zuversicht aus, immer verbunden mit seiner Gewissheit, dass wir in etwas Größerem geborgen sind.

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Kategorie: Entdecken

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