Als Kind mochte ich den Herbst mit seinem Blättergeräusch. Ich habe es noch im Ohr, wie ich das Laub vor meinen Füssen herschob, Berge von Blättern auftürmte, mich in die Laubhaufen fallen ließ. Jetzt ist das Laub im Garten eher mit Arbeit verbunden. Damit der Rasen nicht faul wird, muss ich ihn vor der Verrottung der Blätter schützen. Das heißt solange rechen, bis die Bäume leer sind. Es wird nicht mehr lange dauern, dann sind sie kahl. Der Garten wirkt dann etwas trostlos. Wie geht es uns mit dem nahenden Winter?
Wir haben Heizungen und warme Kleidung, damit kommen wir gut durch die kalte Jahreszeit. Aber was ist mit unserer Seele? Wir kennen alle die tristen, feuchten und nebligen Tage im November und die kalten dunklen Tage im Dezember. Da braucht die Seele etwas zum Überleben. Mit Kerzen und Musik schaffen wir es manchmal, eine heimelige Stimmung herzustellen. Aber reicht das aus?
Ich kenne Jahre, in denen ich im November krank wurde. Seit ich älter geworden bin, ist das anders. Ich freue mich richtig auf diese eher dunkle Jahreszeit. Sie führt mich in mehr innere Ruhe, in Besinnung. Ich kann gute Literatur lesen, zu der ich im Sommer nicht komme weil mich das „Draußen“ ständig gerufen hat. Ich kann in meiner Bibel lesen und mich mit den Lebensfragen auseinandersetzen, die im Alltag manchmal untergehen. Ich kann meiner Seele und meinem Körper ein wenig Ruhe gönnen, bei mir sein, ohne von etwas getrieben zu werden. Wenn ich Sehnsucht nach Kontakt habe, dann treffe ich mich Freunden oder lade sie zum Essen ein. Manchmal spüre ich auch den Drang zu schreiben. Es hilft mir, mich mit den Themen zu beschäftigen, die mich tiefer mit dem großen Geheimnis des Lebens verbinden. Ich weiß mich darin aufgehoben. Das lässt mich auch unwirtliche Tage im Winter aushalten.
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