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Geld dominiert unser Leben

Mit Geld kann ich mir viele meiner Wünsche erfüllen. Ich kann einen bestimmten Lebensstandard halten, mich unabhängig von anderen machen. Ich kann mir Reisen erlauben, ein komfortables Auto kaufen. Vieles geht nur, wenn ich Geld habe. Geld hat aber auch Macht über uns.

Geld und Macht

Wenn wir genau hinsehen, dann gibt es fast keine Entscheidung, die nicht mit Geld zu tun hat. Wenn wir eine Reise planen, eine neue Wohnung suchen, ein Haus bauen wollen oder unseren Wocheneinkauf tätigen, immer müssen wir in unseren Geldbeutel schauen, was wir uns leisten können. Kaum haben wir die Haustüre hinter uns zugemacht, steht oft schon die Frage an: habe ich genügend Geld dabei, muss ich tanken, was kostet die Fahrkarte mit der Bahn oder wie teuer ist das Taxi. Die Macht, die das Geld über uns hat, würden wir keinem Menschen zugestehen. Ob wir viel oder wenig haben , wir sind vom Geld abhängig. Wir hängen am Geldtropf.

Geld ist immer dazwischen

Wir brauchen Geld zum Leben denn wir haben keine Tauschgesellschaft mehr. Die einen arbeiten ihr ganzes Leben dafür, damit sie ihre Lebensvorstellungen verwirklichen und nach den eigenen Wünschen gestalten können, andere leben aus der Hand des Staates und kommen auch mehr oder weniger damit zurecht. Abhängig vom Geld sind aber beide.

Geld bestimmt unseren sozialen Satus

Geld bestimmt auch unsere Beziehungen, unser soziales Umfeld. Mit genügend Geld kann ich mich in Clubs einkaufen, ich kann mir sogar vorübergehende „Freunde“ kaufen, ich kann in alle Herren Länder fliegen, mich in der High- Society tummeln. Geld spielt für die Zugehörigkeit zu bestimmten Kreisen eine entscheidende Rolle. Da trennt das Geld auch Menschen, denn wer nicht mehr mithalten kann, wird auch ausgegrenzt. Das wird nicht offen ausgesprochen, aber diejenigen, die diesen unausgesprochenen Rausschmiss schon erlebt haben, können das fühlen.
Ein Beispiel für unsere Klassengesellschaft ist z.B. die Zugehörigkeit zu einer privaten Krankenversicherung. Wer sich die nicht leisten kann, muss auf so manchen Komfort verzichten oder auch oft lange auf Termine warten.

Mit Geld Menschen von mir abhängig machen

Mit Geld kann ich Menschen von mir abhängig machen. Ich kann sie dauerhaft an mich binden wollen, um damit Macht ausüben. Eltern, die ihren erwachsenen Kindern alle Geldsorgen aus dem Weg räumen, immer einspringen, wenn es finanziell eng wird oder sie sogar bis ins hohe Alter an ihren Geldhahn hängen, erreichen bei den Kindern meist nicht das, was sie sich erhoffen. Unausgesprochene lebenslange Dankbarkeit und Zuwendung lässt sich nicht kaufen, obwohl solche Eltern es nur „gut“ meinen. In den Kindern passiert nämlich etwas, wenn sie sich ein Leben lang aushalten lassen müssen. Nicht dass sie das Geld ablehnen würden, nein das nicht. Aber sie spüren die Abhängigkeit als Demütigung und fühlen sich als Versager oder immer in der Pflicht und damit dem Druck, die „Schulden“ auszugleichen. Dauert diese Unterstützung über viele Jahre an, kann allerdings auch das Gegenteil eintreten. Es entsteht ein Gewöhnungseffekt. Wenn dann das Geld mal ausbleibt, wird das als ungerechtfertigte Maßnahme, auf die man doch einen Anspruch hat, erlebt. Der  Realitätsverlust ist eingetreten.
Eltern und auch Freunde bekommen so oder so irgendwann die Quittung für die „nur gut gemeinte Unterstützung“.  Denn die Liebe der Kinder oder die Zuneigung der Freunde kann ich mir nicht durch Geld kaufen. Damit keine Missverständnisse auftreten: es geht nicht darum, dem anderen nicht auch mal auszuhelfen oder ihn großzügig zu beschenken, sondern um die andauernde Unterstützung, ohne dass derjenige die Konsequenzen seines Umgangs mit Geld erleben kann. 

Geld ist nur begrenzt wirksam

Geld eröffnet uns viele Spielräume solange wir es haben, aber manchmal hinterlässt das Geld auch einen schalen Geschmack. Jeder von uns weiß nämlich, dass Geld unsere tieferliegenden Sehnsüchte und Wünsche ans Leben nicht stillen kann. Es ist wunderbar, wenn wir schön wohnen können, nicht jeden Cent für eine Reise oder eine Anschaffung umdrehen müssen, aber da bleibt ein „Aber“: Was sind unsere tieferliegenden Sehnsüchte für unser Leben?
Wenn wir in uns schauen, dann sind es nämlich nicht die materiellen Werte, die uns wirklich glücklich und zufrieden machen. Geld belohnt zwar unseren beruflichen Einsatz, vereinfacht unser Leben, nimmt uns manche Sorgen ab, letztendlich geht es uns aber um die nicht sichtbaren Werte, die unser Zutrauen und Vertrauen in das Leben schenken, die uns Wurzeln und Halt geben. Sie sind es, die uns auch ohne Geld wertvoll und würdig machen.
Als Person in dieser Welt einen eigenen, sicheren Platz zu haben, ist existentiell für unser Lebensgefühl. Dazu gehört auch die Arbeit, aber nicht nur.  Menschen bei mir zu wissen, die mich uneingeschränkt annehmen. Die da sind. Das heißt nicht, dass sie alles an mir dulden müssen, sondern dass sie auch in der Krise zu mir stehen, sich nicht entziehen. Menschen die mich vielleicht sogar bis an mein Lebensende lieben. Denn es geht um das Angenommen-Sein meiner Person in dieser Welt, unabhängig von meinen Besitztümern und dem Geld, über die ich verfüge.

Mehr Investitionen in die nicht geldwerten Werte

Wenn wir uns klar machen, dass das Gelingen unseres Lebens von den nicht geldwerten Werten abhängt, dann gewinnen wir Orientierung, wohin wir unsere Energien lenken. Dann werden uns die Ratschläge der Weisheitslehrer, eines Sokrates, Salomon oder Seneca nicht mehr so überhöht vorkommen. Wir sollten ihnen folgen und mehr in diese Werte investieren. Mehr Aufmerksamkeit für Freundschaften, sich für andere interessieren, die anderen durch Zuhören zum Erzählen motivieren, nicht über andere reden, sondern die anderen am eigenen Leben teilhaben lassen, Schwierigkeiten aussprechen, damit sich nichts verhärtet. Für andere da sein wenn es Not gibt.

Ich kann Geld verschenken oder spenden, um damit anderen eine Freude zu machen oder ihre Not zu lindern. Sehr gut ist es angelegt, wenn ich es in die Entwicklung der nächsten Generation investiere.   


Kategorie: Verstehen

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