Mein Inneres erkunden
Ich kann im Sessel sitzen und einfach die Zeit an mir vorbeistreichen lassen, dankbar sein, dass ich lebe, nachspüren was sich aus meinem Seelengrund nach oben bewegt. Ich kehre bei mir ein. Da kommen Bilder von lebendigem Leben mit anderen hoch. Erzählungen, Lachen, Umarmungen, sich wieder neu verabreden, um etwas zu unternehmen oder zu gestalten. Mit diesen Bildern tauche ich auch gleichzeitig in die Gefühlswelt ein, die sich im Innern wohlig ausbreitet. Ich fühle mich so beschützt. Ich kann noch einmal darin „schwelgen“, mich freuen und die Hoffnung entwickeln, dass es nach Corona mal wieder anders wird als gerade. Es wird einen neuen Frühling geben. Manchmal suche ich in meiner digitalen Bildkartei Motive aus der Zeit mit den unterschiedlichen Begegnungen, die mir die Erinnerung noch farbiger und plastischer einspielen. Es gibt auch Tage, da tauche ich in meine Kindheit ab, stelle fest, dass meine ersten 10 Jahre die unbeschwerteste Zeit meines Lebens war, nicht zuletzt deshalb, weil mir die Verantwortung für mein Leben und das der anderen noch nicht so bewusst war. Ich war ein wildes, fröhliches Kind mit viel Freiheitsdrang, der mich bis heute in meinem Zugang zur Natur prägt.
Manchmal bleibt es aber auch ganz still in mir. Ich sitze in meinem Sessel, schaue, wie der Regen gegen meine großen Wohnzimmerfenster klatscht, wie die Tropfen sich in unterschiedlicher Geschwindigkeit über das Glas nach unten bewegen, höre den Wind um das Haus pfeifen, sehe wie die grauen Regenwolken Nebelfetzen bilden. Ich beobachte die Blaumeisen, die meine Meisenknödel, die am Geländer des Balkons hängen, verschmähen, denn sie finden in den Blumenkästen viel leckerere frische Nahrung. Oder ich lasse bestimmte Gedanken, die sich nach oben drängen wollen gar nicht erst zu, weil ich mir die Stimmung nicht verderben will. Lange “untätig“ herumzusitzen, ist eigentlich nicht mein Ding
Raus in die Natur
Meine besten Möglichkeiten zu meditieren finde ich in der Natur. Beim Wandern oder Walken kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen. Da tauchen auch wichtige und weniger wichtige Gedanken auf. Manche bleiben, andere verschwinden wieder. Die Bewegung macht‘s. Meine Schritte bringen mein Innenleben in Bewegung und fördern das nach oben, was sich gerade meldet. Die Inspiration für meine Meditation schenkt mir die Umgebung, der Wald mit seinen unterschiedlichen Farbtönen, der Bach, der vor sich hinplätschert, die Vögel, die so lebendig zwitschern, der harzige Duft der gefällten Bäume, der matschige Weg auf dem ich gehe. Manchmal bleibe ich stehen, um dem Specht beim Hacken zuzuhören, den Duft des Waldes zu riechen, ich spüre in mir das Erschrecken und die Trauer um die vertrockneten, kranken Bäume, sehe aber auch, wie neues Grün sich an den Spitzen der Äste zeigt. Hoffnung auf ein neues Frühjahr. Hoffnung auf neue Lebendigkeit auch in mir. An sonnigen Tagen, wenn die Temperaturen sich im zweistelligen Bereich bewegen, kann ich mich auch mal auf einer Bank niederlassen, um in Ruhe zu sitzen. Das lässt sich auch eine Weile gut aushalten. Ich kann schauen, riechen, hören. Lasse mich von dieser Natur einhüllen, spüre die Verbundenheit wie die gegenseitige Abhängigkeit. Ich gehöre dazu, zu diesem Naturgeschehen, bin Teil dieser wunderbaren Welt. Mein achtsamer Umgang mit ihr ist gefragt, denn Achtlosigkeit ihr gegenüber hat Folgen auch für mein Leben.
Mit dem Rad unterwegs
Manchmal treibt es mich mit meinem Fahrrad raus. Ich kann mit meinem E-Bike in das Siebengebirge hinter meiner Wohnung direkt losfahren. Berge fahren, die ich mit einem normalen Fahrrad nicht mehr bezwingen könnte, macht großen Spaß. Allerdings gibt es ein paar Steigungen, die selbst mit der Unterstützung des Akkus noch anstrengend sind. Die Wege sind sehr unterschiedlich, deshalb braucht auch das Fahren meine höchste Aufmerksamkeit. Bei aller Anstrengung und Achtsamkeit auf den Untergrund, auf dem ich radle, kann ich zwar noch die Vögel hören, mich in den Duft der frisch gefällten Bäume vertiefen, aber meine Aufmerksamkeit gilt dem Weg. Um Stürze zu vermeiden, sind meine Augen immer darauf ausgerichtet, wo ich herfahre. Waldwege bergen Überraschungen durch Unebenheiten, Schlaglöcher oder Pfützen, Matsch, in dem ich wegrutschen könnte. Da ist mit Meditation im landläufigen Sinne während des Fahrens nicht viel los. Bei jeder Fahrt kann ich jedoch meinen Radius erweitern, kann meine Kraft testen. Wenn ich mein Rad nur so dahingleiten lasse, kann ich den Fahrtwind spüren, meine Umgebung in den Blick nehmen, die Schneeglöckchen, die schon verblühen, betrachten. Ich spüre, wie ich immer sicherer auf diesen unebenen Wegen werde, so dass ich auch mal meinen Blick schweifen lassen kann. An besonders schönen Stellen steige ich ab, genieße den weiten Blick über das Rheintal, halte mein Gesicht der warmen Sonne entgegen, die mich spüren lässt, dass der Winter seine Kraft verliert und mit ihr auch wieder neue Wärme in mein Leben einziehen kann.
Zu diesen Fastenzeit-Gedanken hat mich das Büchlein von Barbara Pirringer „Abenteuer Mountainbiken“ inspiriert. Es ist kein Buch über die Fastenzeit, sondern ein praktisches Handbuch für mehrtägige Mountainbike Touren. Es vermittelt so viel Lust und Sehnsucht sich auf zu machen.
Abenteuer Mountainbiken
Die Autorin ist selbst Mountainbikerin und weiß, wovon sie schreibt. Das praktische Handbuch mit eigenen Erfahrungsberichten ist lebendig geschrieben, so dass sie den Leser*innen Geschmack auf Mountainbike-Touren macht. Sie hat alles im Blick, was diejenigen, die sich über mehrere Tage auf Tour begeben, in der Vorbereitung beachten müssen. Aber nicht nur das - das Buch ist voll von Anregungen, sachdienlichen Hinweisen, die vor allem Neueinsteiger gut gebrauchen können. Sie beschreibt, wie sie sich auf eine mehrtägige Tour vorbereitet, wie sie zu Entscheidungen kommt, ob sie alleine oder in der Gruppe fährt. Sie gibt Anregungen, wie ein Fitnesstraining zur Vorbereitung auf die Tour aussehen kann, damit die Fahrt nicht durch unnötige Konditions-Überraschungen behindert oder sogar abgebrochen werden muss. Die Tipps zur minimalistischen Ausstattung sowohl des Bikes als auch für die eigene Person helfen, sich einen guten Überblick zu schaffen, was wirklich benötigt wird. Für die Ernährung unterwegs hat sie besondere Anregungen, damit die Energie über den Tag nicht abfällt. Auch die medizinische Ausrüstung oder den Umgang mit Pannen beschreibt sie so gründlich, weil gerade Mountainbiker*innen oft weit außerhalb Ortschaften unterwegs sind und deshalb meist alleine mit allem fertig werden müssen. Sie lässt auch den Blick auf Ersatzteile und Werkzeuge nicht außen vor, denn Bremsen oder Schläuche unterliegen der Abnutzung. Da kann mal schnell etwas kaputtgehen. Für die Sicherheit in den Bergen bei Unfällen, wenn Hilfe benötigt wird, ist GPS meist notwendig. Da es viel Strom frisst, sollten Biker*innen auch Notsignale kennen, um in der Wildnis noch Hilfe herbeiholen zu können.
Einige Checklisten unterstützen die Planung. Mit 5 attraktiven Touren, an denen sie die Leser teilhaben lässt, lockt sie uns ins Abenteuer. Das kurzweilige Sachbuch kommt mit einer lebendigen Sprache den Lesern sehr charmant entgegen.
Barbara Pirringer, Abenteuer Mountainbiken, Innsbruck 2021, 176 Seiten, € 19,95, Tyrolia-Verlag
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