Senioren-Grundausstattung
Wenn ich heute das Haus verlasse, habe ich immer mein Handy dabei. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, ohne dieses kleine Gerät unterwegs zu sein. Es gibt mir irgendwie die Sicherheit, dass ich jederzeit jemanden erreichen kann oder erreichbar bin. Dieses Gefühl hat sich in mir eingenistet, so dass ich mich ohne Handy, wenn ich es mal vergessen habe, irgendwie schutzlos und auch eingeschränkt fühle. Ich kann nämlich nicht nur Kontakt aufnehmen, sondern auch alles nachschlagen, recherchieren, ich kann damit meine Fahrkarten oder Reisen buchen, Überweisungen tätigen und Mails beantworten oder schreiben. Ich habe praktisch mein Büro, meine Landkarten, meine Adressdateien immer bei mir. Auch ohne meinen PC zu Hause kann ich mir den Alltag mit seinen privaten wie geschäftlichen Anforderungen kaum noch vorstellen. Selbst wenn ich nie Schreibmaschine gelernt habe, schreibe ich heute auf dem PC meine Texte, meine Briefe, die Anschreiben wie die Rechnungen. Das ist selbstverständlich und geht auch ohne das Zehnfingersystem gut von der Hand. Ich möchte diese Geräte nicht mehr missen. Sie sind hilfreiche Begleiter in vielen Situationen. Und dennoch habe ich auch manchmal meine Probleme damit.
Ich muss immer aktuell bleiben
Natürlich funktionieren diese Geräte nur, wenn ich sie warte, auflade, vor Viren schütze und sorgfältig mit ihnen umgehe. Aber selbst dann kann es passieren, dass etwas nicht funktioniert, ich meinen Newsletter nicht fertig bekomme oder die E-Mails nicht rausgehen, das Programm abstürzt oder sich erst gar nicht öffnen lässt. Fehlersuche kann ich nicht. Dafür brauche ich dann einen Freund, einen Fachmann, einen netten Nachbarn, einen Sohn oder Enkel, die das beheben.
Ein anderes sind die Passwörter - ob Bank, Bahn, Hörbuch, Reisen oder Einkauf, ich komme nur mit Passwort oder Pin „rein“. Wer kann sich schon diese vielen Pins und dann noch für jeden Zugang ein anderes Passwort merken. Also muss ich sie irgendwo niederlegen. Weil ich sie auch öfters wechseln soll, bin ich manchmal ziemlich überfordert, mache Fehler und muss mir neue Zugänge anfordern. Das ist nervig. Ich verstehe ja, dass das der Sicherheit dient, aber für mich im Alter sind das Herausforderungen, die nicht mehr so leicht einzulösen sind. Sie machen mich nervös, und nicht selten hilflos. Wenn ich den Jungen dabei zuschaue, wie sie über die Tasten huschen, wenn es etwas Neues einzurichten gibt oder Fehler auszumerzen sind, bin ich jedes Mal überrascht. Ich verstehe ja manchmal noch nicht einmal diese digitale Sprache und muss Anleitungen dreimal lesen, damit ich überhaupt ahne, was von mir erwartet wird. Selbst dann bin ich nicht sicher, ob ich nicht doch einen Fehler mache. Da würde ich am liebsten das „Handtuch“ werfen. Das ist noch lange nicht alles. Es wäre ja schön, wenn meine Geräte, an die ich mich irgendwann gewöhnt habe, die ich dann auch weitestgehend beherrsche, so blieben wie sie sind. Nein, natürlich muss ich irgendwann ein neues Handy, einen neuen PC oder ein neues iPad haben. Nicht weil es nicht mehr funktioniert, sondern weil die Technik veraltet ist. Wenn ich nicht rechtzeitig wechsele, verstehe ich die übernächste Version vielleicht gar nicht mehr. Bei jedem Wechsel muss ich mich wieder neu einarbeiten, denn die Entwicklung ist fortgeschritten. Die Flexibilität, die von uns Senioren erwartet wird, hält mich vielleicht wach im Kopf, aber ist einfach stressig und anstrengend.
digital kommunizieren
Manchmal frage ich mich, ob es nicht ein einfacheres Leben wäre, wenn ich auf alle diese Geräte verzichten würde. Ja vielleicht einfacher aber langweiliger und isolierter. Denn gerade wenn ich alt werde ist diese digitale Vernetzung mit meinen Kindern, Enkeln, Freunden und Freundinnen, Nachbarn und den Menschen mit denen ich beruflich oder ehrenamtlich auf dem Weg bin, eine besondere Erleichterung. Ich habe das selbst in der Coronazeit erlebt, als ein Knöchelbruch ausheilen musste und mich drei Monate niemand besuchen konnte. Da waren mir Handy, E-Mail und WhatsApp eine große Unterstützung. Ich konnte mit allen ganz schnell in Verbindung treten und bleiben. Ich fühlte mich nicht alleine und auch nicht einsam. An meinem PC konnte ich schreiben und mir damit auch die Zeit vertreiben.
Der Einsamkeit vorbeugen
Diese Geräte gehören im Alter einfach dazu, wenn ich in Kontakt bleiben will, weiter dazugehören möchte, wenn ich andere an meinem Leben teilhaben lassen und von ihnen etwas erfahren will. Ich kann mir auch alle Informationen, die ich für mein Leben benötige, aus diesen Medien holen. Verweigere ich Handy und PC, komme ich irgendwann gar nicht mehr mit und falle dann aus dem System. Gespräche sind dann nur mit dem Festnetz oder durch Besuche möglich. Besuche gehen aber mit zunehmendem Alter auch nicht mehr so einfach oder vielleicht gar nicht mehr, weil die Umstände es verunmöglichen. Am Telefon der anderen ist oft der Anrufbeantworter eingeschaltet, so dass es zu keiner wirklichen Verbindung kommt. Mit einer SMS oder über WhatsApp kann ich mal schnell eine Nachricht schicken oder mich sogar per WhatsApp über Video mit dem anderen unterhalten. Vieles geht einfacher und schneller. Ich werde auch über längeren Zeitraum dem anderen nicht fremd. Ganz wichtig ist für mich, dass ich mit diesen Medien in der Welt der Jüngeren bleibe. Ich lebe damit im gleichen Kommunikationsraum wie sie, wie meine Kinder und Enkel und diejenigen, mit denen ich in einem Ehrenamt stecke. Das macht den Kontakt einfacher, selbst wenn sie weit verstreut leben. Ich kann teilhaben auch auf Entfernung.
Die digitale Sprache verstehe ich nicht immer, mit der Hardware bin ich oft überfordert und in die Software muss ich mich einarbeiten und dennoch ist es für mich undenkbar, auf diese Medien wieder verzichten zu müssen.
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