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Die Ambivalenz bei Frauen

Männer reagieren mit Weghören und wollen für Hausarbeit gelobt werden. Das hat Jutta Mügge in „Frauen stoßen auf den Stoizismus der Männer“ beschrieben. Frauen haben andere Mechanismen. Einige werden von der Autorin hier verraten.

So stark und perfekt, wie wir Frauen manchmal daherkommen, sind wir ja eigentlich nicht. Wir sind vielleicht pingeliger und ordentlicher als Männer. Wir erwarten von den Männern mehr als den Versorger, sind anspruchsvoller, können aber gleichzeitig auch ziemlich nervig sein, wenn wir ambivalent reagieren. Das kommt meist mit der unausgesprochenen Botschaft „das kann ich alles schon alleine, ich brauche dich dafür nicht“ mit dem Unterton „du machst es sowieso nicht gut genug“. Gleichzeitig erwarten wir, dass er uns vielleicht doch die Arbeit abnimmt oder wenigstens dabei hilft. Selbstverständlich ohne, dass wir ihn darum bitten müssen. Wir wollen nämlich, dass er von sich aus sieht, was zu tun ist und was er zu den gemeinsamen Aufgaben beitragen kann. Wir wollen, dass er mitdenkt und hätten es am liebsten, dass er Gedanken lesen kann. Er soll wie wir auch das Ganze im Blick haben. Denn Hilfeleistungen, die er erbringt, weil wir ihn darum bitten, sind nur halb so viel wert. Er soll sich in den Belangen des Lebensalltags einfügen, ohne dass wir ihn bitten müssen.
Die Erfahrungen zeigen, dass wir Frauen mit diesen Erwartungen meistens auf die Nase fallen. Männer zwingen uns geradezu mit ihrer Art, deutlich zu machen, was wir wollen und nicht in der Hoffnung stecken zu bleiben: Er wird es schon merken. Wir erinnern ihn dann frühzeitig an den nächsten Hochzeits- oder Geburtstag, an vereinbarte Termine, damit er sie nicht vergisst. Der Kreislauf macht seine Runde.

Das Weibchen-Schema

Wenn wir keinen anderen Ausweg mehr wissen, dann haben wir immer noch das „Weibchen“ als Trumpf. Jede von uns hat ihre eigene Weise gelernt ihn „gut“ zu stimmen. Wenn das Weibchen zum Vorschein kommt, dann gürtet es sich in Hilflosigkeit. Wir holen den Mann an seiner Ritterlichkeit, Männlichkeit, seiner Stärke ab. Da sind sie in unserer Generation meist noch ansprechbar. Wir zeigen uns schwach, wir loben ihn, verstärken ihn, kochen ihm was Gutes und sind besonders nett. Das sind ganz simple Verhaltensweisen, deshalb wirken sie wohl. Damit ist aber der Ärger, der sich aufbaut, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, noch nicht vom Tisch.

Subtile Mechanismen

Wenn Frauen es weder schaffen, offen über ihren Ärger mit dem Partner zu reden, der Mann auch auf die Hilflosigkeit oder Zuwendung der Frau nicht reagiert, gibt es noch verschärfte Strategien. Der Ärger, der in uns steckt, geht nicht einfach wieder weg. Er braucht Entlastung. Diese Mechanismen sind im Alltag schwer zu durchschauen, obwohl sie in Romanen und Filmen genügend dargestellt wurden. Sie wirken auf den ersten Blick nicht als Aggression. Aber häufig liegt ein hohes aggressives Potential unter diesen Reaktionen. Wir werden krank, Kopfschmerzen verhindern die Nähe zu ihm, wenn er einen kuscheligen Abend verbringen will. Wir haben furchtbar viel zu tun, wenn er vielleicht etwas unternehmen will, wir sticheln ihn in jedem Satz. Es gibt viele, sehr subtile Verhaltensweisen, die wir Frauen ins Spiel bringen können. Da sind wir erfinderischer als Männer. Männer hören eher weg, kommen später heim, hauen mit der Faust auf den Tisch, gehen nicht ans Telefon oder schalten den Fernseher an.

Seelenlandschaften erkunden

Diese Verhaltensweisen auf beiden Seiten sind wenig hilfreich. Sie führen eher dazu, dass sich Situationen verschärfen, die Kommunikation undeutlicher wird, Kälte in die Beziehungen einzieht.
Wenn wir Frauen das nicht wollen, brauchen wir Mut. Mut, offen unsere Anliegen ohne Vorwürfe und Bewertungen des anderen auszusprechen. Das ist schwierig, weil wir ja eigentlich unseren Ärger loswerden wollen und ihm gerne dafür die Schuld zuschieben. Wenn es uns aber gelingt, ihn nicht zu bewerten, zu verurteilen, zu beschimpfen, sondern von der eigenen Betroffenheit zu reden, kann ein Gesprächsklima entstehen, in dem beide „vernünftig“ miteinander reden können. Männer können unsere Seelenlandschaft erst erkennen, wenn wir ihnen einen Einblick gewähren, indem wir sie an unseren Gefühlen teilhaben lassen. Sie müssen verstehen, wie wir gestrickt sind. Das gilt übrigens auch für uns Frauen. Auch wir brauchen mehr Zugang zu dem Seelenleben der Männer, über das sie wenig Auskunft geben, weil sie weniger als Frauen Zugang dazu haben.  

Diese Seelenlandschaften von Frauen und Männern sind faszinierend. Um sie zu entdecken, müssen wir sie erkunden. Neugier auf das so anders gestrickte Wesen lässt uns dann sogar entdecken, wie gut sich manches ergänzt. Dann lässt sich Gleichklang  erleben, obwohl der andere so verschieden tickt. 

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Text: Jutta Mügge



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