Was macht China mit den Olympiateilnehmer:innen? Kann man den Tests trauen, wenn Favoriten*innen plötzlich positiv sind und im Wettkampf nicht antreten können:
Demokratie und Christentum sichern mir mein Ich
Ich bin froh, in einem Staat zu leben, in dem ich über mein Leben weitestgehend selbst bestimmen kann. Ich kann meine Person entwickeln, mein Ich ausbilden, meinen Beruf und meine Zugehörigkeit zu einer Religion selbst wählen. Ich habe viele Möglichkeiten, die mir offenstehen. Ich lebe in einem Rechtsstaat, nicht in einem autoritär geführten Land, das mein Leben bestimmt. Sowohl die demokratischen Voraussetzungen, als auch die Werte der christlichen Religion sichern mir meine Freiheit. Meine Person wird nicht wie in China durch mein Sternzeichen definiert, sondern ich bin ein Individuum, das einen einzigartigen Lebensauftrag hat, mit dem ich meine Biographie eigenständig gestalten kann. Mit diesen Lebensbedingungen kann ich aus dem, was meine Person mitbringt, mein einzigartiges und eigenständiges Ich entwickeln.
Wer eröffnet mir den Weg zu meinem Eigenen?
Obwohl mir das demokratische Fundament unseres Staates und die christlichen Werte meine individuelle Entwicklung ermöglichen, gibt es auch bei uns, wie in China, genügend Instanzen, die mich bestimmen und so eingrenzen. Das fängt schon früh an.
Ist der Kindergarten noch ein relativ freies Feld, beginnt mit dem Schuleintritt die Bewertung meiner Leistungen. Diese Abhängigkeit zieht sich bis zum Studienabschluss durch. Auf diesem Weg können mir so manche das Leben schwermachen und meine Eigenständigkeit behindern. Ich kann in dieser Zeit der Fremdbestimmung ziemlich ausgegrenzt, ungerecht behandelt und missverstanden werden. Auch Mitschüler*innen können mir das Leben schwermachen, denn nicht jede Schullaufbahn verläuft geschmeidig. Ich habe selbst Erfahrungen mit Lehrkräften gemacht, die mir das Zutrauen in meine Fähigkeiten genommen haben. Solche Erfahrungen sitzen tief. Welche Möglichkeiten habe ich dann, mein Eigenes zu erkennen und mir selbst etwas zuzutrauen? Ist da jemand, der mich als Individuum mit meinen entwicklungsfähigen Begabungen sieht und mich ermutig, diese auszubilden? Erkennt jemand meine Begabungen oder muss ich einfach das lernen, was andere wollen? Denn es genügt ja nicht für ein ganzes Leben, dass ich mich anpasse, fleißig lerne, mir Wissen aneigne und einen guten Abschluss hinlege, sondern es müssen meine Begabungen abgerufen werden, damit mein „Eigenes“ zur Entfaltung kommt und ich die Sicherheit in mir entfalte, mich auf mein Können verlassen zu können.
Wie komme ich zu meiner Eigenständigkeit?
Nur das Eigene ist langfristig tragfähig. Da ich das selbst nicht so gute erkenne wie andere, braucht es Menschen, Eltern, Freunde die schon früh meine Begabungen sehen, mich darin bestätigen und ermutigen, dran zu bleiben. Unabhängig davon, ob diese Fähigkeiten einmal zu einem Beruf führen, in dem ich viel Geld verdienen kann. Erfolgreich und zufrieden mit meinem Leben werde ich ja sowieso nur in einem Beruf, in dem ich meine besonderen Qualitäten verwirklichen kann. Dafür braucht es aber oft den Blick der anderen, die mich unterstützen, mein Selbstwertgefühl stärken, damit ich „Meins“ auch selbst erkenne. Ich brauche nämlich Mut, wenn ich mit meinen Qualitäten ins „Feld„ gehe, denn ich muss auch mit den Konsequenzen meiner Entscheidung klarkommen. Das gelingt mir besser, wenn ich mich auch ausprobieren darf. Deshalb sind die Erfahrungen im Jugendalter z. B. bei den Pfadfindern, in der Musikschule, in den Sportvereinen, in Ferienfreizeiten, Praktika oder Sommerjobs besonders wichtig. Sie hinterlassen Eindrücke und Fähigkeiten, die ich in der Schule nicht erwerben kann. Hier ist eigenständiges Handeln im Verbund mit anderen gefragt, ich kann es einüben, kann Fehler machen, die nicht gleich benotet werden, die mir aber helfen, mein Handeln zu korrigieren und damit weiterzuentwickeln. Kann ich dann mich selbst als Person mit meinen Fähigkeiten sehen, spüre ich auch Kraft, sie in einem zukünftigen Beruf einzusetzen. Ein erster Schritt in meine Eigenständigkeit ist gemacht, wenn ich mich für eine bestimmte Aufgabe selbst entscheide. Denn sie muss aus mir herauskommen. Ich muss es als mein Leben sehen und die Erwartung aufgeben, andere seien für mein Leben verantwortlich, als könnten andere mein Leben leben. Ich muss es nicht irgendwann in der Zukunft anpacken wollen, sondern jetzt, wenn die Zeit reif ist, meine Qualitäten und Vorstellungen selbstbewusst ins Spiel zu bringen. Doch dann entsteht die Frage:
Ist eigentlich jeder dazu in der Lage oder gilt das nur für einige Wenige? Aus meinen Erfahrungen braucht es den eigenen Willen. Ich muss „mein“ Leben „selbst“ leben wollen. Das kann jeder, das kann jede.
Ich muss meine Lebensverwirklichung wollen
Manche klagen, dass die Welt nicht so ist, so dass sie das tun können, was sie gerne wollen. Oder sie beklagen die Umstände, die verhindern, dass sie ihre Begabungen umsetzen können. Manchmal heißt es auch, dass ohne entsprechende Bildungschancen es nicht möglich ist, etwas Eigenes zu entwickeln. Auch eine schwierige Kindheit ist manchmal der Grund dafür, dass das eigene Leben nicht gelingen will. Alles Gründe, die auf den ersten Blick plausibel erscheinen, weshalb jemand nicht das entwickelt, was ihn zufrieden macht. Weil aber sowohl die schwierige Kindheit, wie die Umstände im persönlichen wie gesellschaftlichen Bereich Realität sind, die nicht einfach ignoriert werden können, braucht es den Willen, das eigene Leben „jetzt“ in die Hand zu nehmen und sich nicht von Bedingungen abhängig zu machen, auf die ich treffe oder die ich in der Vergangenheit ausmache. Wenn mein Denken in diesen Überlegungen hängen bleibt, bremst mich das nur aus. Wer sich über Jahre mit der Aufarbeitung der schwierigen Kindheit oder den unguten Bedingungen beschäftigt, den verlässt die Kraft, sich loszubinden, um sich nicht in der Vergangenheit anzuketten, sondern die Initiative ins Heute zu lenken. Es braucht Energie, das eigene Leben „Jetzt“ in die Hand zu nehmen. Es geht nicht darum, das Schmerzhafte von Früher oder die sozialen ungünstigen Umstände zu ignorieren, sondern darum, aktiv die Verletzungen, die Benachteiligungen in einem überschaubaren Zeitraum in den Blick zu nehmen, ihre Ursachen zu erkennen und dazu eine persönliche Stellung zu beziehen. Es geht auch darum, das, was nicht mehr zu verändern ist, als gegeben anzuerkennen, um Frieden damit zu schließen. Erst die innere Versöhnung entlässt mich aus dem Zwang, mich ständig der Vergangenheit zuwenden zu müssen. Erst wenn ich den Blick nach vorne richte, bin ich frei, mich auf das „Heute“, auf mein Eigenes zu konzentrieren, damit ich meine Zukunft gestalte. Wenn ich meine Vergangenheit als Verhinderung vor mir hertrage, dass ich „Meins“ nicht erreiche, habe ich immer einen Vorwand, es auch nicht zu tun. Ich behindere mein Weiterkommen selbst. Verletztes aus der Vergangenheit zu überwinden, ist nicht einfach. Es gelingt, wenn ich versöhnt auf die Realität schauen kann, damit ich meine Energie für meine Möglichkeiten jetzt bündle und einsetze.
Der Beruf führt mich in die Gegenwart
Wer in seinem Beruf aufgeht, wird von seiner eigenen Vergangenheit in die Gegenwart geholt. Ich kann spüren, dass das Eigene nicht Selbstzweck ist sondern in der Umsetzung ein Dienst für andere wird. Denn von meinen Fähigkeiten profitieren andere in ihren Aufgaben. Das stiftet Sinn im eigenen Leben stärkt die Eigenständigkeit , die Zufriedenheit. Die Aufmerksamkeit ist dabei auf die täglichen Anforderungen im Job gerichtet, die vor der nicht enden wollenden Spirale der Vergangenheit bewahrt. Die Zufriedenheit im Beruf kommt nicht von der Bearbeitung der eigenen Probleme, sondern davon, wenn andere mir eine positive Rückmeldung geben.
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