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Damit sich alles gut fügt

Ein kleines edles Büchlein, das die Leser*innen mit vielen Themen und Fragen des alltäglichen Lebens begleiten will. Es sind Fragen, die jeder kennt, die sich vermutlich der eine oder die andere schon mehrmals gestellt haben. Nicht immer finden wir Antworten, wenn uns diese Fragen beschäftigen. Auch der Autor will keine platten Antworten oder Rezepte auf schwierige Fragen verteilen, sondern mit seinen Anregungen zum Nachdenken herausfordern.

Lebensfragen

In seinen Geschichten, Erzählungen und Beobachtungen des ersten Teils seines Buches „Lebensfragen“ beschreibt er, wodurch wir Menschen Kraft gewinnen, wie wir in schwierigen Zeiten durchhalten. Die Angst, die jeder kennt bedroht uns nicht nur sondern schützt uns auch vor Gefahren, Sie lässt sich besser aushalten, wenn wir sie anschauen. Schaffen wir es ihr in die Augen zu sehen? Auch die Gelassenheit ist etwas, was uns nicht von Anfang an zur Verfügung steht, sondern die wir uns erwerben können. Dafür zitiert der Autor einen sehr ansprechenden Text aus der St.-Pauls-Kirche in Baltimore, der zum gründlichen Nachdenken ermuntert. Einsamkeit und seine Auswirkungen auf unsere Psyche spielt ebenso eine Rolle in seinen Texten wie die Frage nach dem Sinn des Lebens. Hier zitiert er Viktor Frankl und Sigmund Freud, die anregen, das Leben auf mehreren Sinnpfeilern zu verankern, damit auch in schwierigen Zeiten noch etwas da ist, was hält. Sich also nicht nur durch die Arbeit zu definieren, sondern ein soziales Netz und Hobbys zu pflegen. Er stellt die Frage danach was uns hilft, wenn wir in Leid oder Not geraten. Dazu gibt er Anregungen, sich im Schmerz nicht zu vergraben sondern das Herz zu öffnen damit es heilen kann. Er lässt auch den Tod nicht außen vor wenn er das Thema Suizid behandelt indem er fragt, welches Recht wir haben, unser Leben selbst zu beenden.

Gottesfragen

Im zweiten Teil seines Buches, „Gottesfragen“, geht es darum, sich mit dem Christlichen in und um uns herum auseinander zu setzen. Als Priester greift er natürlich die Frage nach Gott auf, der so viel Elend in unserer Welt zulässt. Wie gehen wir damit um, wie können wir Gott da verstehen? Es geht auch um den Himmel und die Hölle, unsere Vorstellungen davon, wie sie auf uns zukommen. Es spielen Engel und die unterschiedlichen Bedeutungen für den Menschen eine Rolle. Welchen Stellenwert nehmen sie in den verschiedenen Lebensphasen ein? Wie verstehen wir sie? Auch die Frage nach dem Sterben und dem, was wohl danach geschieht, behandelt er sehr sensibel und eher fragend als wissend. Ein Leben nach dem Tod bleibt auch für ihn ein Geheimnis. Das ist für den Leser tröstlich. Er geht auf die Situation der Kirche von heute ein, die Vereinzelung der Gläubigen. Dabei drängt es ihn deutlich zu machen, dass gerade die Gemeinschaftserfahrungen der Gläubigen, das Grundanliegen von Christus war, das immer mehr verloren zu gehen scheint. Er versucht die Leser*innen dafür zu gewinnen, sich mit dem Gedanken eines heilsamen Lebens zu beschäftigen. Der Vertrauensverlust ist ein Thema, das ihn auch im Zusammenhang mit der Sündhaftigkeit von uns Menschen beschäftigt. Auch der Missbrauch ist kein Tabuthema für ihn, sondern er versucht, offen damit umzugehen und die Fehlerhaftigkeit des Menschen nicht klein zu reden.

Zukunftsfragen

Im dritten Teil seines Buches geht es um die Zukunft. Was hinterlassen wir, wenn wir hier das Zeitliche segnen? Wie wird sich die Gesellschaft weiter entwickeln? Werden Menschen es schaffen, Frieden zu finden? Wie kann das Älterwerden zum Segen werden? Er lenkt seinen Blick auf das, was zu einem genussvollen, entspannten und zufriedenen Alter führen kann. Es geht darum, das Altwerden mit allen Sinnen zu erspüren, den Dank nicht zu vergessen, Erfahrungen zu machen, die uns „berühren“. Aber auch dem nachzugehen, das den einzelnen in die Stille führt, dorthin wo sich die Seele in Ruhe niederlassen kann.

Wie ist es geschrieben?

Das Buch greift mit einer verständlichen Sprache neue und alte Gedanken zu den aktuellen Lebensfragen auf, Fragen nach Gott aber auch nach dem, was die Zukunft zu versprechen vermag. Der Autor beschreibt Lebenssituationen, die zum Nachdenken anregen, die durch eine tiefere Analyse der Beweggründe, der Ursachen und Hintergründe vielleicht noch deutlicher die Problemstellungen ans Licht befördern könnten. Damit würde es die Leser*innen unterstützen, selbst gründlicher auf ihre eigenen Fragestellungen zu schauen und eigene Antworten und individuelle Lösungen zu suchen.

Sein Stil

In den ersten beiden Teilen des Buches beschreibt der Autor mehr beobachtend, Erfahrungen aus seinen Gesprächen mit anderen. Er schreibt überwiegend in der „Wir –Form“. Für mich werden so bestimmte Fragestellungen zu sehr verallgemeinert und ich als Leserin fühle mich im „Wir“ vereinnahmt. Da fällt es mir nicht so leicht, meine eigenen Fragen zu stellen.

Der dritte Teil lässt sich für mich sehr angenehm lesen. Da kommt der Autor auch selbst mit seinen eigenen Erfahrungen vor. Er erzählt auch von sich und seiner persönlichen Sichtweise und nicht nur das, was er von außen beobachtet. Er schreibt mehr in Ich-Form, so dass ich mich in meiner Rolle als Leserin nicht von seinen Aussagen vereinnahmt fühle. Ich kann diese Texte gut mit Abstand lesen und ihm seine Sicht lassen, mir das herausnehmen, was ich davon gebrauchen kann. Da macht es Lust zu lesen.

In Zeiten wie diesen sind aufmunternde Worte ein Segen, es braucht Menschen, die nicht alles schwarz malen, sich nicht Horrorszenarien ausdenken, um Schrecken zu verbreiten. Mit dem Büchlein von Elmar Simma kann ich mich mit einer Weltsicht auseinandersetzen, die Hoffnung zulässt, die mir Mut macht zum Leben.

 

Elmar Simma: Damit sich alles gut fügt : Den Fragen des Lebens nachgespürt, Tyrolia Verlag, 2021, 176 S., 15,95 €
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