Auf dem Nationalismus reiten, Foto: hinsehen.net E.B.

Das Phänomen Putin, Orban, Trump

Sie werden gewählt - weil sie so sind. Es geht den Wählern nicht um ein politisches Programm, sondern um Stärke, die diese Politiker ausstrahlen. Trotz der Wunschvorstellung westlicher Journalisten, dass er den Rückhalt verliere, haben wohl noch 60% der Russen Putin gewählt. Diese Politiker demonstrieren Stärke, indem sie andere zu Gegnern erklären. Das verspricht mehr Wählerstimmen. Die folgenden Einschätzungen habe ich in Gesprächen erhalten.

Das Muster "Populismus" ist nicht neu

John Connelly, Professor für neuere Geschichte in Berkeley, hat dieses Muster auch bei Hitler diagnostiziert. Nach seinen Studien haben Politiker mehr Chancen, wenn sie die nationale Karte mit der Bedrohung durch einen Gegner verbinden. Das sind auch Gruppen im eigenen Land, die zu Feinden erklärt und beschimpft werden. Der Hass auf die Juden lässt sich immer noch schüren. Inzwischen sind es auch die Migranten. Das demonstriert Stärke. An der Stärke des Politikers teilzuhaben, erklärt auch, warum autoritäre Staatslenker, wenn sie den Zenit ihrer Macht überschritten haben, einen Krieg anzetteln. Das alles trifft nicht nur auf Hitler zu, sondern u.a. auf Breschnew zu. Er marschiert in Afghanistan ein, nicht nur um die damals linke Regierung zu stützen, sondern auch russisches Gebiet nicht zu verlieren, wenn die Regierung abgesetzt wird. .

Orban ist vom Antikommunisten zum Nationalisten worden: Kommentatoren machen es sich viel zu einfach, seine Einstellung gegenüber dem Westen auf seinen Charakter zurückzuführen. Diese Beurteilung von Politikern und Journalisten macht im Übrigen genau dasselbe wie Orban. Er stellt wie Putin und Trump einfach auf.  Einfach etwas behaupten, ohne es auf die Gefühlslage seiner Wähler zu beziehen, ist der „aus dem Bauch“ heraus geschriebene Kommentar. Indem sie z.B. den Einmarsch in die Ukraine als Putins Krieg erklären, blenden sie aus, dass nicht nur dieser Präsident im Auftrag seiner Wähler handelt. Trump sagt es direkt „Make America great again.“ Nichts anderes verspricht Putin. Bei >Orban geht die Vorbehalte gegen den Westen auf das Jahr 1919 zurück. Damals wurden Ungarn Zweidrittel seines Staatsgebietes abgenommen und anderen. auch neugegründeten Staaten, übereignet. Diese Distanz zum Westen der Ungarn wird mit dem Namen Trianon bezeichnet, ein Vorort von Paris. Der Frieden, der mit dem Namen Versailles bezeichnet wird, gab Hitler den Rückhalt der Bevölkerung, in Frankreich einzumarschieren.  

Putin wird von einem ähnlichen Nationalismus getragen: Aus zwei unabhängigen Quellen hörte ich die Einschätzung von Putin als dem am wenigsten nationale Politiker der russischen Föderation. Ein Amerikaner, der kurz nach der Implosion der Sowjetunion nach Russland gegangen war, sieht die US-Regierung als eine treibende Kraft, die Putin zum Nationalisten gemacht hat. Dieser habe den Amerikanern angeboten, die geplante Raketenabwehr gegenüber Persien auf der russischen Seite des Kaspischen Meeres aufzustellen. Die USA hat diese aber in Polen stationiert. Putin habe gesagt: "Dann sind sie doch auf uns gerichtet." Ein Russe, Historiker, sagte mir, dass Russland sich vom Westen bedroht fühle. Dies nicht erst durch den Zweiten Weltkrieg, sondern vorher durch Napoleon und davor durch Litauen und den Deutschen Orden. Als Russland von den mongolischen Reitern angegriffen und dann auch tributpflichtig gemacht wurde, haben Litauen und der Deutsche Orden diese Bedrängnis genutzt, um sich ein Teil des Territoriums anzueignen. Im 18. Jahrhundert hatte Polen mit Litauen die heutige Ukraine besetzt und kurzzeitig einen polnischen Adeligen auf den Zarenthron gesetzt. Die dreimalige Teilung Polens ist die Reaktion auf die Annektion großer russischer Gebiete.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine sei so, so ein Westukrainer aus Lemberg, nicht nur ein Krieg Putins, sondern Russlands. Wenn Putin nicht mehr sei, würde ein anderer dessen Politik weiterführen. Das zeigt sihc auch daran, dass die russische Strategie auf der Fehleinschätzung, beruhte, die Ukrainer würden die Rückkehr in die russische Sphäre bejubeln. Nicht nur Putin, auch die Russen sind dieser Fehleinschätzung erlegen. Die Distanzierung der Ukraine von Russland hat eine Geschichte vor Putin. Die Zaren verboten bereits die ukrainische Sprache. Der Holodomor, das Verhungern von mindestens drei Millionen ukrainischer Bauern, die sich der Kollektivierung widersetzten, ist nicht vergessen. Als Hitler den Westen der Ukraine, Galizien und die Bukowina, Stalin übereignete, hat letzterer erst einmal eine Säuberung durchgeführt. Die Krawattenträger in diesem, einmal zu Österreich gehörenden Gebiet wurden umgebracht oder nach Sibirien deportiert. Trotz dieser unseligen Geschichte gehört in den Augen der Russen die Ukraine nicht zum Westen und schon gar nicht in die NATO. Faktisch führt Putin Krieg gegen den Westen. In den Augen der Russen hat der Westen russisches Gebiet annektiert.

Trump entspricht dem Muster, durch Nationalismus und Schüren von Hassgefühlen Wähler auf seine Seite zu ziehen: zu American First und der Polemik gegen Migranten kommt noch ein Gegner hinzu: Die Ablehnung Washingtons durch viele Amerikaner. Sie sehen den Regierungssitz als von einer Blase weniger Politiker besetzt, die den Amerikanern zu viele Steuern abpresst und sie durch zu viele Gesetze und Bestimmungen drangsaliert. Trump kommt nicht aus dieser Blase, Biden schon.

Russland und der Westen, hier der Beitrag von Vladimir Pachkov
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Kategorie: Analysiert

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