Jesus wird in der Apokalypse als Lamm dargestellt, Fresko, Schwarzrheindorf bei Bonn Foto: hinsehen.net; E.B.

Wie Gott trotzdem mächtig ist

Wir erwarten, dass Gott gegen Unrecht, gegen Unterdrückung und Krieg aktiv Partei ergreift. Weil er das nicht macht, geben wir ihm schlechte Noten und erklären ihn sogar als nicht existent. Welche Antwort finden wir im Advent?

Früher waren die Menschen davon überzeugt, dass Gott Garant für Gerechtigkeit und die Würde des Menschen ist. Das ist er nach Aussage der Bibel und auch anderer Religionen. Wir erwarten von ihm, dass er nicht nur deutlich auf der Seite von Gerechtigkeit, Achtung des anderen, Würde gerade des Armen und Entrechteten steht, sondern dass er den Armen, den Gemobbten, den ungerecht Verurteilten herausholt und die bestraft, die ihre Macht missbrauchen. Davon waren frühere Generationen überzeugt. Ob Bibel oder Koran, beide gehen davon aus, dass Gott die Ungerechten, diejenigen, die andere übervorteilen, mobben und umbringen bestraft und die Rechtschaffenen, die sich an seine Gebote halten, belohnt. Aber, um an dieser Überzeugung festzuhalten, ist inzwischen zu viel passiert.

Das 20. Jahrhundert weckt Zweifel an Gottes Eingreifen

Nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts nehmen ungebremster Reichtum auf Kosten anderer, Mobbing, Kriegstreiberei und Gewalttaten in einem Maße zu, dass Gott eingreifen müsste - wenn es ihn denn überhaupt gibt. Im neuen Jahrtausend geht es so weiter. Die Reichen machen weiter so und schüren damit soziale Spannungen. Die Rüstung wird ausgeweitet, anstatt dieses Geld in den Klimaschutz zu investieren. Das 20. Jahrhundert hat allerdings auch das Scheitern der zerstörerischen Kräfte gezeigt.

Das Böse schafft sich selbst ab

An der Dynamik von Krieg und Umweltzerstörung zeigt sich, dass Gott nicht mehr strafen muss. Die Entwicklungen richten sich immer mehr gegen den Menschen. Allerdings haben die Reichen aus den Revolutionen nicht gelernt, dass es Aufstände gegen sie gibt, die ihnen ihren Reichtum und oft noch das Lebensrecht wegnehmen. In Lateinamerika wie im Mittleren Osten nehmen die Proteste zu und werden immer gewalttätiger. Wenn die Staaten ihr Geld in die Aufrüstung lenken, dann können sie das Abschmelzen der Polarkappen nicht verhindern. Sie werden Opfer der Erderwärmung, die man eben nicht mit Raketen bekämpfen kann. Wenn Schiiten und Sunniten weiter Krieg gegeneinander führen, zerstören sie die Religion so wie die lateinische Christenheit mit den Konfessionskriegen im 17. Jahrhundert. Das alles folgt aus der dem Bösen eingebauten Dynamik. Diese ist auf Schädigung, ja auf Vernichtung ausgerichtet. Damit zerstört das Böse zwar zuerst Lebensfähiges, das produktiv entwicklungsfähig ist, am Ende aber sich selbst.
Das war früher schon so, wurde aber wohl nicht so deutlich gesehen.

Trotzdem auf Erfolg Gottes setzen 

Uns wird nach dem 20. Jahrhundert eine schwierige Hoffnung zugemutet: Gott greift nicht ein. Im Kind in der Krippe zeigt er deutlich, dass er die gebräuchlichen Machtmittel nicht einsetzen wird. Das ist nicht nur eine Absichtserklärung, sondern wird in der Biografie dieses Kindes Wirklichkeit. Jesus scheitert mit seiner Mission und wird sogar Opfer eines Justizmordes. Weihnachten setzt dagegen, dass Anerkennung, vorbehaltlose Achtung des anderen, Hingabe für andere, Liebe keine leeren Versprechen sind. Das ist aber nur der eine Teil von Weihnachten, der sich leicht feiern lässt. Schwieriger ist die Zuversicht, dass Gott mit den Mitteln, die er mit der Krippe vorstellt, sein Ziel erreicht. Das bedeutet nicht einen Machtverzicht, nicht den Tod Gottes, sondern beschreibt eine Macht, die ohne die üblichen Machtmittel das Böse überwindet. Denn der Vater Jesu belohnt nicht nur die Guten, sondern verzeiht suchenden Sündern.

Weihnachten weckt in uns die Ahnung, dass Gott so mächtig ist, dass er keine Machtmittel braucht. Daher tritt er auch nicht in Konkurrenz mit irdischen Machthabern. Einen Erfolg kann Gott sogar bei den Kirchen verbuchen. Sie segnen keine Waffen mehr. Auch Deutsche und Franzosen haben gelernt, dass man durch Kriege nichts gewinnen kann. Keiner kann Gott gegen den anderen auf seine Seite ziehen.

Jutta Mügge erklärt, warum Gott Ungerechtigkeit, Mobbing, Verfolgung nicht einfach abstellen kann. Hier der Link zum Beitrag: Wenn Gott eingreifen würde, würde die Gewalt nur noch größer

 

 


Kategorie: Verstehen

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