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Warum Weihnachten wichtig bleibt?

Weihnachten wirkt noch, auch 2023 nach der Geburt des Kindes. Sein Geburtstag liegt am Ende des Jahres. Nicht als Rückblick, sondern als Baby in der Krippe, wie es besser weitergehen soll. 2023 braucht dieses Weihnachten mit dem Blick nach vorne, denn so kann es nicht weitergehen.

Eigentlich ist Ostern der Beginn des Christentums. Ostern fällt immer auf einen Sonntag, so dass jeder Sonntag Gedächtnis der Auferstehung und der Erlösung. Über die Bedeutung der Geburt Jesu musste die frühe Christenheit erst Klarheit gewinnen. Vier Konzilien mussten klären, wer in der Krippe zur Welt kam. Ob der Sohn Gottes und als zweiter der Sohn Marias. Oder hat aus dem Rabbi aus Nazareth nur Einer gesprochen, obwohl er als Gottes wie auch Marias Sohn verehrt wird. Weil es um Menschwerdung geht, hat das Fest und seine Aussage „Gott wird Mensch“ bis heute seine Bedeutung. Es gibt Klarheit, wer der Mensch ist. Wenn wir das besser verstehen, verstehen wir auch uns besser. Das erklärt u.a, warum die Christen Krankenhäuser schon in der Verfolgungszeit gebaut haben und von Anfang an eine Armenfürsorge betreiben.

Der Mensch erkennt sich als Person

Als aus dem Kind ein Mann geworden war, der am Kreuz mundtot gemacht werden sollte, hat er erst einmal durch seinen Tod gesprochen. Denn nach seiner Hinrichtung gab er sich seinen Anhängern mit einem neuen Leib zu erkennen. Mit seiner Idee vom Menschen hat er seine Richter bis heute überlebt.
Um diesen Leib ging es, als die christlichen Missionare in den griechisch geprägten Kulturraum gelangten. Sie trafen auf eine Vorstellung vom Menschen, nach der er aus Seele und Leib zusammengesetzt ist: Im Tod gelangt die Seele in den geistigen Raum und lässt den Körper zurück. Damit war der Leib zu einem Anhängsel der Seele geworden. Erste theologische Deutungen erklärten Jesus so, dass der Sohn Gottes anstelle der menschlichen Seele getreten ist und so den Körper belebt. Dann ist der Körper jedoch nur eine Art Vorhang, hinter dem sich Gottes Sohn verbirgt. Deshalb musste man Jesus eine Seele zusprechen. Das würde aber dann heißen: Es gibt Zwei, den Sohn Gottes und den Sohn Marias. Das blieb bis zum Konzil von Chalcedon 451 ein Problem. Erst dort wurde klar, dass es nur Einen geben kann, der predigend durch Galiläa gewandert ist, am Kreuz hingerichtet wurde und in einer neuen Leiblichkeit den Jüngern und den Frauen erschienen ist. Das wurde durch eine andere Sicht des Menschen möglich. Der Einheitspunkt, der „Ich“ sagt, ist nicht die Seele, sondern die Person. Diese Person, der Sohn Gottes, ist Mensch geworden. Seitdem sehen wir auch den Menschen neu, er hat Körper und Seele, die in seiner Person eine Einheit bilden.
Das ist eine große Aufwertung des Leibes, weshalb zur christlichen Mission immer auch die Sorge um den Leibt gehört, eine Missionsstation hat jeweils eine Ambulanz.

Wie gehen wir heute mit dem Leib um:

Wir zeigen im Fernsehen zwei Weisen, wie wir den Leib einsetzen:
Einmal sind es die Körper der Sportler und Sportlerinnen. Zum anderen die zerstörten Leiber von den Kriegsschauplätzen. Beide Weisen, wie wir den Leib sehen, scheinen für das Fernsehen die wirkungsvollen Bilder herzugeben. Damit werden die Kriegstreiber, die Menschen unterdrücken und mobben, wichtig gemacht. Die Unterlegenen, die gegen die Menschenverächter für die Opfer eintreten, erscheinen selten auf dem Bildschirm.
Sie vertreten eine andere Sicht des Menschen, die auf Dauer wirksamer ist als die Bilder von Grausamkeit und Zerstörung. Auch wenn das Fernsehen kaum Bilder aus den Lazaretten bringt und schon gar nicht von den Menschen, die jeden Tag für Frieden beten. Diejenigen, die sich für die Würde jedes einzelnen Menschen einsetzen und den Frieden herbeibeten, können jedoch davon ausgehen, dass sie die Kriegstreiber auf lange Sicht in ihrer Wirkung übertreffen werden, wahrscheinlich auch die Sportler. Das hat einen einfachen Grund:

Die Sicht des Menschen, die ihn in seiner Personwürde erkennt, bleibt

Die Zerstörung, also Krieg und Artensterben, können keine Zukunft haben, denn sie zerstören die Grundlagen des Lebens. Der Mensch schätz die Natur und sich selber flasch ein. Er muss sich daher über sich selbst klarwerden. Da der Mensch aus der Evolution hervorgegangen ist, sein Verstand, der sich in der Sprache ausdrückt, noch unerprobt ist, muss er sich verstehen lernen, jeder einzelne wie auch die Menschheit. Denn obwohl er biologisch weiter den Menschenaffen zugeschrieben wird, hat er einen entscheidenden Entwicklungssprung gemacht. Er ist Person und wird daher nicht durch Krieg und Technik zum Menschen, sondern weil ihm eine Würde mitgegeben ist, die kein Diktator ihm absprechen kann. Sie hat göttliche Qualität, denn sie kann dem Menschen nicht von einem anderen Menschen gegeben werden. Wir können sie nur anerkennen. Der Mensch wird daher erst ganz zum Menschen, wenn jedem und jeder diese Anerkennung nicht nur von der Verfassung zugesprochen wird, sondern von jedem, dem er, der sie begegnet. Das ist ein langer Weg, die Evolution verlangt, dass er gegangen wird. Weil er noch so in den Anfängen steckt, braucht es eine Vorstellung, wer der Mensch sein soll. Weihnachten ist die Bestätigung, dass Gott hinter dieser Evolution steht. Der Karfreitag zeigt, dass der Überbringer dieser neuen Sicht des Menschen hingerichtet werden musste, um die Menschenverachtung zu überwinden. Eigentlich sollte sein Tod bewirken, dass kein Mensch mehr hingerichtet oder im Krieg erschossen wird. Seine Auferstehung bestätigt diese Hoffnung, dass die Evolution gelingen wird. Frühe Gebete der Christenheit sprechen davon, dass mit der Menschwerdung des Sohnes Gottes ein Tausch stattgefunden hat: Weil Gott Mensch geworden ist, ist der Mensch vergöttlicht, jeder.  Weihnachten feiern wir daher den Menschen, den von Gott gewollten Menschen, der wie der Sohn Gottes Person ist, dessen Leib in der jetzigen Gestalt vergehen wird, der aber einen neuen, einen lichtdurchfluteten Leib erhalten wird.  


 


Kategorie: Verstehen

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