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Dazu gehören – Social Media, Verbände, Cliquen, Religionen

Social Media nennen wir die Plattformen, auf denen sich Gruppen bilden. Wir gehören auch zu realen Gruppen, Firmen, Staaten. Ob wir endgültig dazu gehören, in einer Welt, die keine Zeit mehr kennt, ist das Thema der Religionen.

Wir haben ein sicheres Gespür dafür, ob wir dazu gehören und wie sich diese Zugehörigkeit anfühlt. Jede Gruppe hat ihre eigene Grundgestimmtheit, jedes Restaurant fühlt sich anders an, jede Kirche führt uns auf ihre Weise zu Gott. In manche Gemeinschaft kommen wir problemlos hinein, andere wirken stachelig, sind wir aber drin, kann sich das Gefühl drehen und wir stellen fest, dass die Stacheln nur nach außen gerichtet sind. In vielen Ländern umstritten, ob Zugewanderte dazu gehören. Irgendwie scheinenwir immer mit einem fuß draußen zu bleiben

Das Innen braucht ein Außen

Das Verhältnis von Außen und Innen muss immer wieder neu austariert werden. England bekommt es nicht hin, Italien fährt gegen die Boote, die von Nordafrika aus anlanden, gerade die Stacheln aus. Vereine finden nur noch schwer junge Mitglieder. Firmen statten ihre Mitarbeiter mit Uniformen aus.
Die Kirchen hatten in den siebziger Jahren das Problem, wie viel Moderne sie hereinlassen und was von der Moderne draußen bleiben soll. Wie es mit dem Himmel zugeht, sehen die Religionen und innerhalb der Religion die Konfessionen jeweils anders. Schauen wir uns diese Welten an. Denn gerade in dem Dazu-Gehören unterscheiden sich die christlichen Konfessionen, der Islam dagegen nicht so deutlich.

Ins Innere der Religion kommen

In Europa und den USA haben die Reformierten eine strikte Vorstellung, wer im Himmel dazu gehören wird. Johannes Calvin war im 16. Jahrhundert zu der Überzeugung gelangt, dass Gott das allein so bestimmt, dass er die einen für die himmlische Existenz auswählt und die anderen für die Hölle bestimmt, ganz unabhängig davon, wie der einzelne sein Leben gelebt hat. Der Gläubige kann nur versuchen, in diesem Leben herauszufinden, was Gott mit ihm vorhat.
Anders der Islam. Hier hat es der Mensch in der Hand: Erkennt er Gott an, unterwirft er sich den Geboten Allahs, ist ihm der Himmel sicher. Noch mehr gilt das für die, die im religiösen Kampf sterben.
Für die Lutheraner ist der Glaube die Grundhaltung, die allein die Tür zum Himmel öffnet. Nur wer nicht auf eigene Verdienste vertraut, sondern allein auf die Barmherzigkeit Gottes, gelangt in die himmlische Welt.
Die altkirchliche Überzeugung, die sich in den Orthodoxen und der Römischen Kirche erhalten hat, sieht den Himmel als die Wohnung Gottes, in die der Mensch eingeladen werden muss. Der Hausherr hat alle eingeladen, so schildert es Jesus in dem Gleichnis vom Gastmahl. Die Prominenten, die der König eingeladen hat, erscheinen jedoch nicht, so dass der Gastgeber seine Diener zu denen an den Rändern schickt. Diese Sicht vertritt Papst Franziskus. Auch er geht davon aus, dass jeder sich auf die himmlische Existenz vorbereiten soll, indem er sich in der Nächstenliebe übt, denn die himmlische Welt ist ganz von Liebe durchströmt.

In welchen Himmel gelangen wir

In der Vorstellung, wie der Himmel gelebt wird, sind sich die christlichen Konfessionen näher als darin, wie man hineingelangt. Auf jeden Fall muss mit den Glaubenden noch etwas geschehen, damit sie richtig dazu gehören können. Die Bibel gebraucht dafür das Bild der Kleidung. Unser Gewand muss gereinigt werden, die Offenbarung des Johannes spricht von einer Reinigung im Blut Jesu. 
Der muslimische Himmel ist anders bestimmt als der Christliche. Er ähnelt eher der westlichen Vorstellung vom Schlaraffenland, denn man wird mit allem Wohlschmeckenden bedient. Da der Alkohol im Himmel nicht mehr seine fatalen Wirkungen zeigt, fließt er in Strömen. Auch die Regulierung der Sexualität sind nicht mehr notwendig. 
Der kurze Rundgang durch die religiösen Welten, mündet in eine ganz anders bestimmte Gegenwart.

Digital zugehörig

Wir scheinen in einer Kultur angekommen zu sein, in der die Einladung des himmlischen Königs nicht mehr gehört wird. Damit hat das Dazu-Gehören nichts von seiner Bedeutung verloren. Während die Älteren noch Mitglieder in Vereinen sind und mit anderen wandern, Sport treiben, spielen, sind die Jüngern über den Handybildschirm verbunden. Es ist der gleiche Impuls, nur eine andere Form. So wie die Älteren sich im Verein, in der Gruppe, auf dem Spielfeld zeigen müssen, müssen die Jüngeren Fotos posten, sich über Facebook, Slack oder eine andere Plattform bemerkbar machen, um dabei zu bleiben. Es gibt sogar Sendungen, die zeigen, wie man das Dazugehören hinbekommt, ob Dschungelcamp oder vorher Big Brother zeigen, was man machen muss, um nicht aus einer Gruppe ausgestoßen zu werden. Was schon unter Gleichaltrigen den täglichen Einsatz fordert, wird bei den Immigranten zu einer kaum lösbaren Aufgabe. Sie sollen die Sprache zu beherrschen, die Schule schaffen, im Beruf Leistung zu erbringen. Das verbunden mit der Frage, ob der einzelne überhaupt Deutscher werden will.

Das Versprechen des ungetrübten Glücks

Wenn wir darum kämpfen müssen, von den anderen als Mitglied, Mitspieler, als zur Community dazugehörig akzeptiert zu werden, dann muss es ein Innen geben, um das eine Grenze gezogen ist. Dieses Innen muss attraktiver sein, damit Menschen die Grenze überwinden, durch die Tür kommen wollen. Offensichtlich versprechen für die Älteren der Verein, die Mannschaft, der Club etwas das sich lohnt, Für die Jüngeren scheint das bei Facebook, WhatsApp, Instagramm, Slack zu finden zu sein.
Für die Glaubenden liegt das Innen erst hinter dem Tor des Todes. Wir brauchen jedoch eine Ahnung davon. Das Innen der Kirchenräume soll uns diese Ahnung vermitteln. Das ist bei den früheren Stilepochen deutlicher zu erkennen als im Innenraum moderner Kirchen. Die Romanik baut in die Vierung eine Kuppel als Symbol des Himmels. Die Gotik bringt mit dem himmlischen Licht die Glasmalereien zum Erleuchten. Am deutlichsten hat der Barock ein Abbild des Himmels gemalt und in der Aufnahme Mariens den Weg aufgezeigt, wie jeder Kirchenbesucher in diese andere Welt gelangt: Gott holt ihn herauf. Viel verhaltener baut die Moderne. Nach den verheerenden Kriegen bleibt der Gekreuzigte das Symbol für das Innen der Religion - mit ihm leiden, um mit ihm in die andere Wirklichkeit zu gelangen. 

Der Tod ist ein schmales Tor

Jesus stellt das Himmelreich wie eine Stadt vor, die von einer hohen Mauer umgeben ist. Wir können nicht auf einer breiten Straße mit einer Kutsche oder Auto vorfahren, sondern müssen über einen Bergpfad durch eine enge Öffnung hineingelangen. Nadelöhr wurde ein solcher Durchlass durch die Jerusalemer Stadtmauer genannt. Durch das Tor des Todes können wir uns nur selber mitbringen. Das Kleid, der Anzug für das große Mahl wird uns erst im Himmel gestellt. 
Das andere Bild, das Jesus gebraucht, ist der großzügig einladende König, dem seine  Honoratioren die Kalte Schulter zeigen, der aber sein Gastmahl nicht ausfallen lassen will. 
War es früher einfach, seine Zugehörigkeit zu finden, gibt es heute viele Möglichkeiten, nicht nur Facebook, nicht nur der Verein, nicht nur die Firma. Auch die Religion bietet sich in sehr verschiedenen Zugehörigkeiten an. Da wir nicht überall dazu gehören können, uns aber Möglichkeiten offen halten müssen, gestalten wir die Zugehörigkeiten mit Notwendigkeit lockerer als früher.


Kategorie: Verstehen

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