Weltenherrscher, Schwarzrheindorf bei Bonn, Foto: hinsehen.net E.B.

Evolution und doch aus Gottes Hand

Wenn der Mensch aus der Evolution hervorgegangen ist, wie soll er da noch Gottes Geschöpf sein. Diese Frage hat die Theologie zerrissen, nicht zuletzt weil es zu vielen Lehrverurteilungen kam. Mit dem Intelligent Design ist die These verbunden, Gott habe bei einzelnen komplexen Evolutionsschritten eingreifen müssen, damit sie überhaupt zustande kommen könnten. Kessler nimmt diese Fragen souverän auf und zeigt, wie die Theologie ohne das Intelligent Design auskommt.

Intelligent Design heißt nicht nur, dass wir für den ganzen Kosmos eine planende Vernunft erkennen, sondern dass einzelne komplexe Entwicklungsschritte das Eingreifen Gottes erforderlich machen. Das lässt sich deshalb nicht aus der Bibel ableiten, weil im damaligen Welt Bild jedes Lebewesen einzeln geschaffen worden ist. Mit der Evolutionstheorie kam die Erkenntnis, dass es eine Höherentwicklung gegeben hat. Damit könnte man Gott wieder in das Geschehen einfügen, wenn es zu Entwicklungssprüngen kam. Sich Gott wie einen Ingenieur vorzustellen, der eingreift, wenn die natürliche Evolution nicht weiter kommt, würde die Theologie als Wissenschaft diskreditieren, zumal die Vertreter des Intelligent Design empirisch nachweisen müssten, dass eine Ursache außerhalb der Biologie wirksam geworden ist.

Kessler zeigt dann in einem eigenen Abschnitt auf, dass die Bibel mit ihren Schöpfungsberichten nicht Aussagen auf der Ebene der Naturwissenschaften macht, sondern über das Ganze der Schöpfung.
Aber nicht nur vonseiten der Gläubigen muss die Theologie den Schöpfungsgedanken in das heutige Weltbild einlesen. Sie wird auch mit dem Argument der Atheisten konfrontiert, die Evolutionstheorie mache Gott überflüssig und fordere vom redlichen Wissenschaftler, sich als Atheist zu verstehen. Damit macht der Naturwissenschaftler Aussagen über eine Dimension der Wirklichkeit, zu der er durch seine Instrumente keinen Zugang hat.

In einem letzten Abschnitt eröffnet der Autor Perspektiven, wie der Gläubige sich in dem evolutiven Weltbild verstehen kann, wenn er Gott als Urgrund des Kosmos und seiner eigenen Existenz sieht. Er kann auf eine theologische Aussage zurückgreifen, die nicht allein von einer Erstschöpfung ausgeht, sondern von einer weitergehenden Schöpfungstätigkeit Gottes, creatio continua..

 Man kann das Buch mit der Einsicht zur Seite legen, dass die Theologie nicht nur mit den Problemen fertig wird, die ihr die Evolutionstheorie stellt, sondern auch Aussagen machen kann, die den Menschen ganz anders betreffen und ihn von der Vorstellung befreit, er sei nicht mehr als ein Zufallsprodukt der Evolution. Aber was ist er dann, wenn der Kosmos mit der biologischen Evolution als Gottes Schöpfung gesehen und der Mensch sich als von Gott gewollt verstehen kann. Der eigentliche Punkt, der durch das intelligent Design genannt aber in keiner Weise ausgearbeitet wird, ist die Höherentwicklung. Wenn der Mensch sich über Millionen Jahre über viele Entwicklungsstufen aus einem Bakterium entwickelt hat, dann reicht ja das Zufallsprinzip kaum aus, um ein Wesen zu erklären, das in seinem Gewissen einer nicht diskutierbaren Notwendigkeit des "Du sollst nicht" unterworfen ist. Kessler spricht, wohl in Anlehnung an Schmitz-Mohrmann von einer sich vortastenden Evolution, der sich immer größere Freiheitsräume öffnen.  Muss aber nicht der Evolutionsgedanke ganz anders theologisch reflektiert werden, da er auch eine spirituelle Dimension hat: Der Mensch soll sich entwickeln. Weiter ist das Verhältnis des Menschen zu Gott neu zu denken. Wenn der Mensch nicht wie es die Bibel ins Bild bringt, von Gott aus Lehm geformt ist und durch Gottes Odem belebt wurde, sondern Gott am Ende einer langen Entwicklungsgeschichte entgegentritt. Man schlägt das Buch zu und fragt sich, warum die Theologie nur zu einem Ausgleich mit dem heutigen Weltbild findet und nicht die Dynamik des Evolutionsgedankens aufgreift. Noch etwas anders hinterlässt den Eindruck der Vorläufigkeit. Der Autor setzt auf jeder Seite kurze Hinweise in Klammern. Das erweckt den Eindruck, dass der Text nur die Oberfläche von dem ist, auf was die vielen Klammern hinweisen. Irgendwo scheint der Text da verankert, worauf die Klammern verweisen? Das scheint darauf hinzudeuten, dass unter den Kapiteln dieses Buches eine Theologie wartet, von der Evolution des Geistigen in ein nächstes Buch zur Darstellung gebracht zu werden.Irgendwo scheint der Text da verankert, worauf die Klammern verweisen? Das scheint darauf hinzudeuten, dass unter den Kapiteln dieses Buches eine Theologie wartet, von der Evolution des Geistigen in ein nächstes Buch zur Darstellung gebracht zu werden.

Hans Kessler, Evolution und Schöpfung in neuer Sicht,, 5. Auflage,  Kevelaer 2017, 227 S.


Kategorie: Gelesen

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