Foto: hinsehen.net J. Mügger

Sonntag – neues Leben auf sich zukommen lassen

Die Woche über arbeiten wir an der Welt, stellen etwas her, ordnen Zahlen und Vorgänge, fügen Worte zu Sätzen zusammen. Der Sonntag unterbricht die Arbeit in den vielen Werkstätten. Wir sollen unsere Hände ruhen lassen, aber auch das Wochenende nicht einfach als leere Zeit an uns vorbeiziehen lassen.

Das Fernsehen räumt das Böse weg

Damit das Wochenende gelingt, müssen wir ihm eine Struktur geben. Hier sei nur auf einen erstaunliches Element unserer Wochenend-Gestaltung aufmerksam gemacht. Wie schauen Krimis. Das ist ein notwendiger Ritus. Denn ohne die Beseitigung des Übels, des Schädlichen, des Mörderischen müssten wir mit einem starken Bedrohungsgefühl in die nächste Woche gehen. Zumindest das Fernsehen kann die Welt in Ordnung bringen, indem es das Böse hinter die Grenze der von uns bewohnten Welt zurückdrängt. Wir brauchen, um den Sonntag nicht als Warteraum bis zum Montag zu empfinden, den Sieg über das Böse. Wir wissen natürlich, dass das Böse in der nächsten Woche wieder lauert. Das Wochenende soll trotzdem einen Spalt öffnen, in dem die andere Welt aufscheinen kann.

Der Vorgeschmack des gelösten Daseins

Zum Wochenende steht uns mehr zu als an Wochentagen. Damit wir das Sonntagsessen richtig genießen können, gab und gibt es samstags Erbsensuppe. Ein Sonntagsanzug und das ausgesuchtes Kleid oder Kostüm erhöhen die Seele. Mit dem Frühjahr ist der Acker am Sonntag nicht zu bearbeiten, statt Disteln und Dornen rücken Blüten ins Gesichtsfeld, später die Früchte. Wintersonntage sind nicht einfach kalt, sondern zeigen die Natur in ihrer kargen Schönheit. Das ist berechtigt, denn der Mensch ist für die Schönheit, die Bewunderung, das Glück, für gelingende Gemeinschaft geschaffen. Deshalb soll all das auf mich wirken, damit ich in diese ursprüngliche Bestimmung wieder hineinwachse. Damit gewinnt auch der Sonntag als der religiöse Tag der Woche seine Bedeutung.

Sonntag – mit sich etwas machen lassen

Im jüdischen Verständnis ruht der Mensch zusammen mit Gott vom Werken an der Schöpfung aus. Auch wenn die Woche schwierig war, ich habe etwas geschafft. Die Christen schauen ehr nach vorne, eigentlich schauen sie dem vom Tod erstandenen Jesus nach, der vom Himmel aus mit ihnen Liturgie feiert. Deshalb hat, vor allem der Barock, die Kirche als Festsaal gebaut. Dieser Festsaal wird im letzten Buch der Bibel als eine Stadt beschrieben, die vom Himmel heruntergeschwebt ist. Sie braucht keine Beleuchtung und keine Sonne mehr, denn sie wird von Gott selbst hell.
In diesem Raum geschieht, wie bei jeder Feier, etwas mit den Gästen. Sie müssen eigentlich nur dabei sein und es geschehen lassen. Im Zentrum der Feier steht die Wandlung, aus Brot und Wein wird die Gegenwart Jesu in seinem himmlischen Leib. Mit diesem Leib soll dann jeder umgeformt, gewandelt werden, um, in den Leib Jesu hingenommen, als Teil des Leibes Jesu mit ihm in das neue Leben zu gelangen, also den Tod durchschreiten.

Wir müssen uns das jeden Sonntag neu klar machen, was den ganzen Tag und im Gottesdienst geschieht und was Gott mit jedem von uns macht.


Kategorie: Entdecken

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