Inzwischen sorgen Facebook, Xing u.a. dafür, dass meine Freundinnen und Freunde den Tag nicht vergessen. Mit Mail oder Telefon schafft man es, zu gratulieren. Ob durch Xing oder eine Einladung von mir, die anderen werden aus ihren Abläufen zumindest kurzzeitig herausgeholt. Da überlegt man sich, ob man feiert. Man muss allerdings feiern. Den eigenen Geburtstag einfach vorbeiziehen lassen, geht auch nicht. In der Kindheit war das noch kein Problem. Da hat man auf seinem Geburtstag bestanden. Da gab es die Eltern, die sich verantwortlich fühlten, dass eine Feier zustande gekommen ist. Wer eingeladen wird, war schon nicht mehr ihre Sache. Manche Einladung zu einem Kindergeburtstag bleibt ein Leben lang erhalten.
Meist schon in im Jugendalter kommt der Zeitpunkt, dass ich selbst für meinen Geburtstag sorgen will und meine Clique das auch von mir erwartet. Wen lade ich aber ein und warum? Eines bleibt: Ich kann an dem Tag mit Wohlwollen rechnen, auch wenn ich mich nicht mehr auf die Eltern abstütze.
Die anderen sollen mit mir rechnen
Wie schon beim Kindergeburtstag suche ich die Menschen aus, deren Wohlwollen ich voraussetze. Manchmal ist es auch eine Belohnung für die Zuneigung, die ich erfahren habe, wenn ich jemanden einlade. Wenn alles gut über die Bühne geht, habe ich das Netz, das mich trägt, stabilisiert. Ich werde dann selbst auch wieder eingeladen. Überhaupt bin ich da, geachtet, man rechnet nach der Einladung mehr mit mir.
Die anderen sollen mir nicht verloren gehen
Mit einer Einladung webe ich weiter an dem Netz und stabilisiere es, das uns Menschen verbindet. Das kann ich nicht an Facebook, WhatsApp delegieren, dafür braucht es reale Begegnungen. Schließlich sollten auch mein Freundeskreis und die Bekannten die kennenlernen, mit denen ich zusammen bin. Mir als Gastgeber kommt daher die Aufgabe zu, Kennenlernen zu ermöglichen, indem ich die Gäste nicht an einen Platz binde, sondern das Herumgehen erleichtere. Ob die Gäste sich das trauen, hängt auch davon ab, ob ich mir beim Vorstellen Mühe gebe.
Die anderen von Geschenken entlasten
Wer zu einem Geburtstag eingeladen ist, muss sich für das Geburtstagskind immer etwas ausdenken. Das steht aber eigentlich nur den Kindern zu. Es ist wie an Weihnachten: Früher haben nur die Kinder Geschenke bekommen. Im Mittelalter nicht an Weihnachten, sondern an Nikolaus, das von ihren Paten. Die Eltern mussten nicht schenken. Wir könnten es in unserer Kultur auch schaffen, den Geschenkzwang zu mildern. Es ist auch hier wie Weihnachten: Das Geschenk ist das Kind. Die Drei Könige bringen dann dem Kind Geschenke. Das hatte damals wohl einen anderen Sinn: Wenn ein Herrscher ein Geschenk angenommen hat, dann konnte der Schenker des Wohlwollens des Vorgesetzten, des Königs sicherer sein. Mein Wohlwollen meinen Gästen gegenüber sollte nicht wie von einem Herrscher kommen. Ich sollte eher den Geburtstag nutzen, um wieder gutzumachen, wenn ich eine Freundschaft, eine verwandtschaftliche Beziehung vernachlässigt habe.
Die Unsicherheit überwinden
Für manche von uns ist der Geburtstag schnell konzipiert, für die meisten ist es jedoch ein längeres Abwägen, ob ich feiere, wen ich einlade, welchen Ort ich auswähle, wie ich mich einstimme. Wenn ich mir vor Augen führe, was mich mit den Einzelnen verbindet, dann verabschieden sich die Unsicherheiten. Vor allem muss ich mich dann nicht mehr darauf versteifen, dass das Essen, der Raum, die Anwesenheit von Prominenten „es bringen müssen“.
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Geschenke - Weihnachten-Neujahr
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