Wenn das Geld nicht reicht Foto: hinsehen.net

Exportüberschuss destabilisiert andere Länder

Deutschland hatte 2017 einen Exportüberschuss von 287 Milliarden Dollar. Das ist ein wichtiger Grund für die gute Lage am Arbeitsmarkt, da die exportierten Waren und Dienstleistungen erstellt werden müssen. Gleichzeitig ist es ein gewichtiger Grund, warum unter anderem die USA mit Strafzöllen drohen, Griechenland einen Bailout brauchte und Italien am Rande des Kollapses steht.

Exportüberschuss erklärt

Export ist der Handel zwischen Akteuren in unterschiedlichen Ländern. Der Ausenhandel ist deutlich komplizierter als Binnenhandel, da innerhalb des Landes eine einheitliche Währung genutzt wird und nur Regelungen des Landes gelten. Beim Außenhandel muss meistens Geld getauscht werden und es komme weitere Regelungen und Vorgaben hinzu.

Wenn die Außenhandelsbilanz ausgeglichen ist, funktioniert das ganze relativ reibungsarm. Wie das funktioniert sei an einem idealisierten Beispiel erklärt:

Der Händler B aus Blauland möchte von Händler A aus Grünland einen Sack Kartoffel kaufen, der 10 Grünland Dollar (G$) kostet. Dafür tauscht er mit Händler C, der aus einem Verkauf an einen Grünlandhändler G$ besitzt, Blauland Dollar (B$) ein. Damit kann Händler B den Händler A direkt bezahlen.
So einfach funktioniert es jedoch nur, wenn zwischen Blauland und Grünland in beide Richtungen ähnlich viel gehandelt wird. Exportiert eines der beiden Länder mehr, gibt es von der Währung dieses Landes nicht genug im anderen und es kommt zur Verschuldung.

Wenn nicht genug nach Grünland exportiert wurde, findet Händler B findet niemanden, der G$ hat. Daher bietet er dem Händler A an, ihm einen Schuldschein in B$ im Gegenwert von 10 G$ auszustellen. Händler A kann dann Schuldschein in Blauland verkaufen sobald dort wieder G$ vorhanden sind.

Die Komplexität der Interaktionen nimmt dann stetig zu, je mehr Ländern und Akteuren beteiligt sind. Auch der Handel mit Währungen verkompliziert das Ganze weiter. Grundsätzlich steht aber einem Exportüberschuss immer eine Art von Verschuldung gegenüber.

Probleme von ungleichmäßigem Außenhandel

Ein anhaltend hoher Exportüberschuss führ langfristig zu Problemen, erst in den Ländern die mehr importieren als exportieren und in der Folge auch für die Exportnationen. Das Problem des anhaltenden Importüberschusses liegt in der stetig steigenden Verschuldung von privaten, gewerblichen und staatlichen Akteuren im Importland. Der Import bewirkt auch einen Abzug von Geld aus den betroffenen Ländern, der die Wirtschaft lähmen und esxtreme Inflationen verursachen kann. Aktuelle Beispiele für die Probleme sind Griechenland, Italien und teilweise auch die USA. Auch die Folgen für die Exportnationen sind in der jüngeren Vergangenheit deutlich geworden: sie mussten etwa für Griechenland Bailouts finanzieren.
Bailouts sind relativ neue Lösungen für die Folgen von „schiefem“ Außenhandel, die auch nur innerhalb eines gemeinsamen Marktes und einer Währungsunion Sinn ergeben. Die klassische Lösung ist die Abwertung der Währung im verschuldeten Land. Das hat zwei Auswirkungen für die Außenhandelsbilanz und ihrer Probleme. Zum einen sinken die Schulden gegenüber dem Ausland, da sie in der eigenen abgewerteten Währung sind. Zum anderen werden Güter aus dem Ausland teurer, wodurch weniger importiert wird. Dadurch wird die Außenhandels Bilanz wieder mehr ausgeglichen.

Eine weitere übliche Methode die Außenhandelsbilanz auszugleichen sind Zölle, wie sie etwa die USA einführen. Auch sie erhöhen, mehr oder weniger künstlich, den Preis von Importgütern und führen daher zu einem Rückgang der Importe. Als „Schutzzölle“ ist ihre Intention dann nicht Einnahmen für den Staat zu generieren, sondern die Außenhandelsbilanz zu regulieren und ein Kollaps der Wirtschaft zu verhindern. In diesem Zusammenhang von „Strafzöllen“ zu sprechen, wie sie gerade in aller Munde sind, ist daher irreführend.

Abwertung oder Bailout: Letztendlich das gleiche

Letztendlich wird bei Bailouts deutlich, was auch bei der Abwertung der Währung passiert. Akteure in den wirtschaftlich starken Ländern, die von ihrem Exportüberschuss profitieren müssen auf Ansprüche verzichten. Es kann kritisiert werden, dass Importnationen über ihre Verhältnisse leben und einkaufen. Doch ist auch für die Exportiernationen klar, dass die dorthin gelieferten Waren nicht so bezahlt werden können, wie es in den Rechnungsbüchern steht. Die dazu notwendigen Mittel in Kapital oder Waren sind ja offensichtlich nicht vorhanden. Der andauernde Exportüberschuss bedeutet ja gerade, dass die Wirtschaft eines  Landes produziert ohne den momentanen Gegenwert erwarten zu können.

Exportüberschuss eindämmen

Da eine nicht ausgeglichene Außenhandelsbilanz zu Problemen und Streit führen, gibt es Forderungen den Exportüberschuss von Ländern zu begrenzen. Die EU-Kommission sieht etwa eine Grenze bei 6% des BiP. Mehr Überschuss gefährde die Stabilität der Länder, ihrer Wirtschaft und der internationalen Beziehungen. Doch wie könnte der Exportüberschuss kontrolliert werden?

Die einfachste Lösung scheint darin zu liegen, das, durch den Exportüberschuss angehäufte, Geld im Ausland auszugeben und so die Bilanz auszugleichen. Das ist jedoch nicht realistisch. Zum einen liegt das Geld bei vielen verschiedenen Akteuren und ist daher nicht einfach zu kontrollieren. Zum anderen haben Länder mit Importüberschuss schlicht nicht genügend relevante Waren, um den Wert der importierten Waren auszugleichen. Daher kommt ja gerade der Importüberschuss. Salopp gesagt, können wir gar nicht so viel griechisches Olivenöl kaufen und verbrauchen, um die Bilanz auszugleichen.

Vorstellbar wären „Antizölle“ also die Subventionierung von Importgütern oder eine Exportquote bis hin zum Exportverbot. Beides würde jedoch sowohl die wirtschaftliche Freiheit einschneiden oder die Haushalte der Exportnationen belasten, dazu würde die Wirtschaft dort einbrechen. Es gibt als keine Anreize zum Eingreifen.

Gekommen um zu bleiben

Kritik am Exportüberschuss an sich ist also wenig konstruktiv, da im Land mit dem Exportüberschuss nicht so einfach Gegenmaßnahmen möglich sind. Auch ist es einfacher sich auf die Folgen einzustellen. Es muss den Beteiligten nur klar sein, dass Abschreibungen von Schulden unausweichlich sind. Ein Teil des Geldes für die exportierten Waren wird Deutschland also nicht bekommen oder wird zurückgezahlt werden, um Schulden zu tilgen. Darauf müssen Unternehmen und der Staatshaushalt nun eingestellt sein und werden.
Die Unternehmen scheinen es ja zu sein, da sie sonst die Risiken von Exporten in Ländern mit Importüberschuss und Verschuldung nicht eingehen würden. Dabei hilf es sicherlich auch, dass über den Finanzmarkt viele der Risiken verteilt werden können. Problematischer ist die Lage auf der Staatlichen Ebene. Gerade im Rahmen der Eurozone müssen sie in der Lage sein, mit den Folgen der unausgeglichenen Außenhandelsbilanz umzugehen. Dazu muss es klare Vorkehrungen und Regeln geben, die von allen Beteiligten akzeptiert werden können. Andernfalls werden Länder wie Griechenland und Italien mittelfristig die Eurozone und auch die EU sprengen.


Kategorie: Analysiert

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