In unserer Gesellschaft laufen viele Dinge schlecht, die Regierungsbildung dauert immer länger. Viele wollen mitbestimmen und es werden faule Kompromisse gefunden, die auch genauso aussehen. Die Bürokratie erstickt viele Projekte schon im Ansatz. Vorschriften verhindern zum Beispiel eine kreative Architektur und führen zu Kostenexplosionen, weil Auflagen erfüllt werden müssen, die sich allzu oft als absurd erweisen. Lobbyisten wollen bedient werden, es wird Rücksicht genommen auf Arbeitsplätze, mit niemandem will es sich eine Regierung verderben. Gute Ideen scheitern an ihrer Umsetzung. Ein Diktator würde es einfach tun. Er könnte einfach bestimmen, dass in seinem Land die Rüstungsindustrie abgeschafft wird. Oder es würde einfach das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt. Es gäbe keinen Wasserkopf der Verwaltung und riesige Summe könnten eingespart werden.
Ein bisschen Diktatur kann nicht schaden
Vielleicht haben wir uns schon zu sehr daran gewöhnt, dass Entscheidungen nur zögerlich getroffen werden, dass Entscheidungsträger sich gerne doppelt absichern. Verantwortung wird erst übernommen, wenn mit großer Sicherheit nichts passieren kann. Seinen Kopf hinzuhalten, scheint aus der Mode gekommen zu sein. Demokratische Prozesse führen manches Mal dazu, dass Entwicklungen unumkehrbar werden. Man denke nur an die Klimakatastrophe, da müsste jemand entscheiden. Da könnte gesagt werden, die Autoindustrie zahlt jetzt einfach. Der Öffentliche Nahverkehr wird verbessert und die Preise attraktiv gemacht. Stattdessen, so muss man befürchten, fahren wir die Sache frontal gegen die Wand. Von der Kanzlerin wird verlangt, dass sie endlich ein deutliches Wort an ihre Ministerkollegen spricht. Es wird viel geredet und diskutiert, doch wenn es zu Entscheidungen kommt und Verantwortung übernommen werden muss, ziehen sich die meisten auf die sichere Position mit der Argumentation zurück, die Folgen müssten noch einmal überdacht werden, es lägen noch nicht genug Zahlen vorn und das Ganze abschließend noch „durch die Ausschüsse müsse“. Und vor allem müsse das Projekt noch kommuniziert werden, damit keine Missverständnisse entstehen und ein möglicher Widerstand verhindert werden könne. Es ließe sich auch anders vorgehen. Ein bestimmtes Projekt wird durchgeboxt und danach steckt man den Ärger ein. Vielleicht wird dann noch nachkorrigiert, doch ein wichtiger Schritt wurde frühzeitig getan.
Meinungsbildung im Nachhinein
Eine Diktatur ist sicherlich keine Regierungsform, die ein aufgeklärter Zeitgenosse wünschen könnte. Unser Problem mag jedoch sein, dass wir bei einem Durchgreifen und Alleingang gleich an Köpfe denken, die für Unmenschlichkeit stehen: Adolf Hitler, Baschar al-Assad, Kim Jong-un, Tahib Erdogan, und wie sie noch heißen mögen. Die Erfahrungen mit den Schreckensherrschaften in Europa sind vielleicht noch nicht lange genug vorbei und nur unzureichend aufgearbeitet. Ein autoritärer Zug wird schnell mit dem Willen zum Bösen verbunden. In unsere Vorstellungswelt passt kein Machthaber, der liebevoll das Gute für alle will. Unsere Gedanken sind davon bestimmt, dass Macht korrumpiert, wir gehen davon aus, dass Macht missbraucht wird, ein Machthaber vor allem seine eigenen Interessen und Vorteile sieht. Und umgekehrt wollen wir den hart errungenen demokratischen Status schützen. Es ist vielleicht an der Zeit, neu über demokratische Formen und Macht nachzudenken. Vorstellbar wäre ja durchaus, dass eine Entscheidung Folge einer Meinungsbildung ist. Genauso gut kann es auch erst die Entscheidung eines Einzelnen geben und sich dann ein Prozess ergeben, durch den sich jeder eine Meinung bildet.
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