Diese Cyberwelt passt nicht mehr zu dem heutigen Lebensgefühl, Foto: hinsehen.net E.B.

Die Generation Z will kein Christentum mehr

Es scheint einen Konsens in der Altersgruppe der nach 2.000 Geborenen zu geben: Das Christentum war gut für die früheren Generationen. Aber wir gehen in eine ganz andere Zeit, da hilft uns diese Religion nicht mehr. Also keine neomarxistische Ablehnung der Religion als zukunfts-feindlich, sondern als zukunfts-untauglich. Dafür hat die Generation Z gute Gründe.

Die Kirchen sind ineffektiv bei der ökologischen Wende

Diese Generation ist sich der Umwelthypothek bewusst und rechnet damit, dass sich die Klimaproblematik noch weiter zuspitzt. Nicht nur dieses Erbe überlässt ihnen die Erwachsenenwelt und deren Religion, sondern auch eine Wirtschaft, die völlig überdimensioniert ist. An ihren Eltern konnten sie beobachten, wie dieses Wirtschaftssystem das Zusammenleben unter Stress und Zeitdruck setzte. Denn die ältere und mittlere Generation musste für die Aufrechterhaltung dieses Systems so viel arbeiten, dass sie kaum die Zeit hatten und immer noch nicht haben, das Erarbeitete in Beziehungsqualität umzusetzen. Für Familie und Freundeskreis, die das Wichtigste sind, lässt die überdimensionierte Wirtschaft nicht die notwendige Zeit. Auch das Finanzsystem, das die Lebensbedingungen inzwischen maßgeblich bestimmt, wird als ebenso überdimensioniert eingeschätzt. Es sei viel mehr Geld im Umlauf als die Wirtschaft brauche.
Wenn man neueste Forschungsergebnisse in die Praxis umsetzen würde, müssten die Kirchen langfristige Beziehungen fördern. Denn unabhängig von Religion und Konfession, überhaupt von einer religiösen Orientierung sehen Menschen, die im Alter angekommen sind, stabile Beziehungen als das Wichtigste an. Das ist für die Generation Z selbstverständlich.

Nicht mehr als guter Wille

Den Kirchen in Deutschland wird für die Lösung der Herausforderungen zwar der gute Wille zugestanden, aber nicht die Kompetenz und die Kraft, zu ihrer Lösung beizutragen. Würden die Kirchen sich anders orientieren, wäre das mit dieser Generation durchaus möglich. Diese erwartet nicht wie noch der Neomarxismus den humanen Fortschritt aus der Versorgung mit materiellen Gütern. Sie setzen "Beziehung" an die oberste Stelle. Anders als der Synodale Weg in Nacharbeit der sexuellen Revolution erwarten sie Entscheidendes nicht von einer befreiten Sexualität. Sie leben eine aktive Solidarität. Sie haben ein anderes Verhältnis zu Nahrungsmitteln. Für Viele bemisst sich der Nährwert einer Mahlzeit nicht mehr an der Fleischportion. Im Blick nicht nur auf die Katholische Kirche wären vorhandene Ressourcen zu aktivieren. Dem hat sich allerdings ihr Synodaler Weg verweigert

Die Ökologie in die Spiritualität hineinholen

Atomkraft, Windräder, Elektroantrieb gelten als Notwendigkeit. Sie entsprechen aber noch der Lebensform einer technisierten Gesellschaft. Nach deren Spiritualität wäre es deshalb weiterhin bequemer, bei dem zu bleiben, was die Ingenieurskunst zustande gebracht hat. Warum sind SUV's etwas Schlechtes! Die Alternative sind nicht die Kirchen, sondern die Grünen, diese fordern jedoch von einer Konsumgesellschaft asketische Umstellung. Damit entbinden sie die Kirchen von Moralpredigten, mit denen diese ja wenig erfolgreich war, sondern Viele vom Christentum weggetrieben haben. Mit ihrer Moralfixierung eröffnen die Gründen ein breites Feld, nämlich aktiv auf die Inhalte der Ökologie theologisch und spirituell zuzugehen, weil das die Zukunft viel freundlicher erscheinen lässt. Statt in Blechbüchsen eingezwängt durch die duftende Natur zu rasen, kann man diese Natur auch einatmen. Selbst gezogene Kräuter und selbst angebaute Zucchini oder Kohlrabi vermitteln eine andere Lebensqualität, ebenso auf dem Markt beim Erzeuger selbst einzukaufen. Das entspricht der von Ignatius von Loyola entwickelten. "Anwendung der Sinne". Ökologie nicht mehr als grün verpackte moralische Forderung, sondern ins Erleben gebrachte Schöpfung. Nicht die mit dem Auto "gemachten" Kilometer, sondern die auf dem Fahrrad oder beim Walken gespürte Natur als das Eigentliche erfahren. Abstand von dem Gefühl zu gewinnen, wie effektiv sich das Leben anfühlt, wenn man mit 160 km/h auf der Autobahn seinem Ziel entgegeneilt. Müssen Christen das Effektivitätsgefühl haben, das mit dem Druck auf das Gaspedal den Körper überzeugt, Kraft zu haben. Oder brauchen wir das Schweben im Flugzeug, um uns getragen zu fühlen, reicht dafür nicht Schwimmen oder ein E-Bike? Ökologie verspricht ein neues Körpergefühl, wir sollten es erspüren.

Was ist die Alternative:

Die Jungen sind mit den Erfolgen der Wissenschaft ausgewachsen. Diese bringt ständig Nachrichten, während die der Kirchen eher Altes zutage führt. Wenn es Problemlösungen gibt, dann kommen diese wie noch für die Achtundsechziger nicht aus den Kulturinstitutionen, sondern von den Naturwissenschaften. Corona ist ja auch eine sehr positive Erfahrung mit der Wissenschaft. Diese Erfahrungen sind an der Theologie wie auch an der Spiritualität vorbeigegangen. Man muss nicht auf die Plattheit der Naturalisten verfallen, die Philosophie durch Physik ersetzen, aber die Welten, in die die Naturwissenschaften vorgedrungen sind, sind ja der Lebensraum, in den der Mensch hineingestellt ist. Diese sollte mit der Jungen Generation, die eine völlig andere Kultur erwartet, mitgehen.

Vorwärts-denkende Theologie

Schöpfung wäre eine sehr gangbare Brücke zur Theologie. Diese lebt noch aus dem Impuls des Konzils, als durch Bibelwissenschaft und die Wiederentdeckung der Theologen aus den ersten Jahrhunderten die Neuscholastik abgelöst wurde. Die Geschichte der Theologie versprach noch viele interessante Funde. Die sind inzwischen weitgehend gemacht. Könnte jetzt nicht wieder ein Paradigmenwechsel anstehen? Ist die Reaktion der Zwanzigjährigen auf die kirchliche Verkündigung tatsächlich durch den Säkularismus bewirkt oder vom Geist Gottes. Können die Herausforderungen allein mit Rückgriff auf frühere theologische Konzepte bewältigt werden. Sind nicht die theologischen Konzepte, die die Bibelwissenschaft aus den verschiedenen Büchern des Neuen Testaments den späteren Epochen herausgearbeitet hat, nicht jeweils Antworten auf neue Herausforderungen gewesen? Zwei der Herausforderungen seien genannt, die heute nicht mit dem Rückgriff auf frühere theologische Lösungen bewältigt werden können:

  1. Wie verändern die Algorithmen, vor allem die Chatbots, die Relevanz der Worte bis hin zu den Sakramenten? Oder:
  2. Was heißt Menschwerdung, wenn der Mensch in die Genetik eingreifen kann.

Der junge Mensch muss in einer völlig anderen Welt seinen Platz neu definieren. Die Herausforderungen sind bei der Moraltheologie angekommen

Cyberspace: ein religiös zu besetzender Raum

Die digitale Technik hat in wenigen Jahrzehnten eine eigene Welt hervorgebracht, in der sich die Jungen über Stunden täglich aufhalten. Was im Cyberspace nicht vorkommt, ist für die Bewohner dieser Welt nicht „wirklich“. Eine Homepage ist inzwischen einem abgelegenen Bergdorf vergleichbar. Die Katholische Kirche sollte aus der Reformation lernen. Die Wirkung Luthers lag nicht in einem neuen theologischen Ansatz, der war schon seit 200 Jahren durch den Nominalismus des 14. Jahrhunderts in Gang gebracht. Luther nutze das neue Medium Flugblatt und brachte mit seiner so gewonnenen Bekanntheit seine Bibelübersetzung unter die Leute.

Die große Chance: Das Ende des Naturalismus

Die Chance einer metaphysisch-biblischen Interpretation des Menschen sind nicht durch die Philosophie, sondern durch die Physik neu eröffnet. Wenn der Mensch atheistisch allein aus der Materie erklärt wird, kann die Frage, die die meisten Menschen mit in diese Welt bringen, nicht mehr beantworten: Denn die Materie ist nicht der letzte Ursprung. Aber den will der Mensch kennen. Diese Materie ist nämlich selbst nicht ursprungslos, sie ist 13,8 Milliarden Jahre alt. eine weitere Erkenntnis der Physik: Die Materie, die dem Menschen zugänglich ist, besteht wie er selbst aus Atomen und bildet die Galaxien. Diese machen jedoch nur 5% dieses Weltalls aus. Diese Dunkle Materie und die Dunkle Energie sind den physikalischen Instrumenten nicht zugänglich, denn diese bestehen aus Atomen, also nicht aus dem, was die Grundsubstanz der Dunklen Materie sein könnte. Diese scheint es zu geben, denn sie macht sich durch ihre Schwerkraft als Einwirkung auf die helle Materie, die Atome bemerkbar. Neben diesen Welten, die die Physik erst erschlossen hat und die frühere Theologen nicht erschließen konnten, gibt es die vom Menschen geschaffene Cyberwelt. Diese muss auch religiös bewohnbar gemacht werden. Anfang des Jahrhunderts war „Second Life“ nur ein Abbild der atomaren Welt, das Metaverse ist ein neuer Anlauf, den Cyberspace bewohnbar zu machen. Dort muss Religion neu entfaltet werden. Warum soll das nicht gehen, der Glaspalast einer gotischen Kathedrale war schon ein solches Metaverse                   


Kategorie: Entdecken

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