Ich denke viel nach und stelle fest: Im Nachdenken über meinen Beruf komme ich nur bis zu mir. Was wirklich in mir steckt, muss noch herausgelockt werden. Dann kann ich auch realistisch entscheiden, ob ich mir den Beruf zutrauen oder eine neue Herausforderung suchen sollte. Mein berufliches Engagement sollte ja die Begabungen zur Entfaltung bringen, die in mir schlummern.
Meine Begabungen brauchen die Anforderung von außen
Die Erfahrung zeigt: Erst wenn andere von mir etwas fordern, kann ich mich „richtig ins Zeug legen“ und mich damit mehr entwickeln. Ich muss aus dem Nachdenken herausgehen und Aufgaben lösen, mich Herausforderungen stellen, etwas wagen, das mich fasziniert. Dazu sind die Filme mit einem Helden, einer Heldin gemacht. Wir sehen uns die Serien und Filme an, in denen die Protagonisten schwierige Aufgaben erledigen. Ein mittelmäßiger Held, der keinen großen Herausforderungen gewachsen sein muss, führt nur zu einem langweiligen Film. Unser Filminteresse bestätigt die Beobachtung: wir entfalten unsere Begabungen erst dann, wenn wir sie für andere einsetzen.
Die Schule entwickelt nur einen Teil meiner Begabungen
Es gibt Berufe deshalb, weil die Arbeitskraft und vor allem die Kompetenz gefragt sind. Was jemand selbst hinbekommt, muss er, muss sie nicht von anderen gemacht bekommen. Die Befriedigung im Beruf wird daher erst erreicht, wenn die anderen mit meiner Leistung weiterkommen. Das zeigt sich auch an entgegensetzten Erfahrungen. So schlägt die Unzufriedenheit von Kunden negativ auf meine Motivation zurück. Die Kunden sind nicht anders als ich, sie wollen gute Produkte und gute Dienstleistungen. Deshalb sichert Qualität meinen Arbeitsplatz.
Für die Auswahl eines Berufes und der dafür notwendigen Ausbildung ist es daher unerlässlich, meine Begabungen ausprobiert zu haben. Das ermöglicht die Schule nur für einen kleinen Ausschnitt. Deshalb stehen Viele nach dem Abitur ratlos vor der Frage, welche Studienrichtung sie wählen oder ob sie sich für eine Lehre entscheiden sollen. Denn mit der Schule kann ich allenfalls herausfinden, ob ich ein Diktat fehlerfrei abliefern, Mathematikaufgaben lösen oder eine Geschichtsepoche beschreiben kann. In den meisten Berufen kommt es jedoch auf weitere Fähigkeiten an: Dass andere mir zuhören, dass ich andere von einem Vorschlag überzeugen, eine Mannschaft zum Sieg führen, eine Fest organisieren, ein Zeltlager managen kann. All das kann ich in der Schule nicht erproben und entwickeln, denn die Schule fragt nur das Wissen ab, das mir vorher vermittelt wurde. Meistens bieten mir auch Praktika nicht die Chance, mich wirklich auszuprobieren, weil ich nur zuschauen oder die Arbeiten erledigen muss, die für die Angestellten langweilig sind. Viel besser kann ich meine Begabungen entdecken, wenn ich für ein Projekt, ein Zeltlager, eine Turnier die Verantwortung übernehme.
Meine Begabungen erkenne ich erst durch Herausforderungen
Das, was in mir steckt, entdecke ich nämlich erst, wenn ich selbständig eine Aufgabe erfüllt, ein Projekt geleitet habe. Das erklärt, warum mir Internet wie die Social Media nicht weiterhelfen, wenn ich sie nur nutze. Erst wenn ich selbst etwas zustande bringe, koordiniere, organisiere, einen Blog beschicke, Videos einstelle, stoße ich bis zu meinen Begabungen wirklich vor. Selbst wenn es einen Test gäbe, der mir über meine Begabungen Auskunft gibt, ich kann sie erst kennenlernen und dann auch spüren, wenn ich etwas in eigener Verantwortung auf die Beine gestellt habe. Wenn ich nur einen Fragebogen ausfülle, bleibt es bei meiner Einschätzung. Da kann es sein, dass ich meine eigentliche Begabung, die mich im späteren Beruf tragen würde, gar nicht entdecke. Denn was ich „wirklich drauf habe“, müssen andere mit ihren Forderungen aus mir herauslocken. Es ist deutlich geworden: Begabungen zeigen sich erst im Tun. Ich kann 1.000 Filme gesehen und sie in ihrer Qualität beurteilt haben. Das sagt noch nichts darüber, ob ich selbst einen Film zustande bringen könnte, der anderen auch noch gefällt.
Beruf formt meine Person
Beruf als Umsetzung meiner Begabungen verlangt Einsatz, damit sich entfaltet, was in mir steckt. Wer da noch zögert, wer nach mehr Sicherheit sucht, ob es tatsächlich der Beruf ist, der den Einsatz lohnt, der braucht eine Herausforderung, um es herauszufinden. In gewisser Umfang leisten das Spiele. Jedoch sind diese immer einfacher gestrickt als das Leben mit anderen. Nichts ist aufschlussreicher als das reale Leben. Damit werden wir bereits im Kindergarten konfrontiert, die Schulklasse ist zwar auch ein Lernfeld, jedoch braucht es die reale Erprobung.
Ich habe noch weitere Begabungen
Wenn ich schon im Beruf stehe, kann ich überblicken, welchen Anforderungen ich gerecht werde und wo ich gerne zupacken würde, es aber am jetzigen Arbeitsplatz nicht kann. Wenn ich noch unsicher bin, kann ich mich ehrenamtlich engagieren, eine Jugendmannschaft trainieren, in einer Partei das Auftreten lernen, ein Projekt organisieren. Wenn ich vor dem Risiko zurückscheue, mir ein neues Feld für die Entfaltung meiner Begabungen zu suchen, kann diese Überlegung weiterführen: Meine Begabungen wollen sich entfalten. Da ich sie nicht für mich habe, sondern sie anderen gelten, fehlt etwas Wichtiges in der Welt, wenn ich nicht das aus mir heraushole, was in mir steckt. Mein Platz ist da im Leben, wo meine Fähigkeiten gefragt sind.
Faszination auf mir wirken lassen
Mir kann auch noch Faszination für eine Tätigkeit geschenkt werden. Denn eine Beruf soll mich ein Leben lang tragen, nicht unbedingte die konkrete Tätigkeit, aber die Sache, um die es mir geht und die Begabungen, die auf Umsetzung drängen. Spüre ich Faszination. die verspricht, ein Leben lang zu halten? Das führt zu der Frage, ob es für die Entfaltung meiner Begabungen einen lebenslangen Auftrag gibt. Auf diese Frage geht ein nächster Beitrag ein. Hier schon einige Links:
Hier schon einige Links zu Beiträgen und einem Video-Interview:
Wo kommt mein Lebensauftrag her
Mein Platz in diesem Leben (Video)
Nachhaltig entscheiden
Ich muss über mein Leben entscheiden
Entscheidungen setzen mich frei
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