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Beschleunigte Vergänglichkeit

Der digitale Wettlauf beschleunigt unser Leben. Mehr in kürzeren Abständen: das lässt die Zeit noch schneller laufen. Dazwischen die stagnierende Politik. Überholen wir uns selbst und kommen gar nicht in der Zukunft an? Alles nur Vergänglichkeit?

Wer mit der Digitalisierung zögert, der droht, den Anschluss zu verlieren. Ein Unternehmen kann es sich gar nicht leisten, nicht auf digital umzustellen. Aber wie sieht dann die Zukunft aus? Die scheint zu wenig absehbar, als dass Politiker sie anpacken wollen. Denn gäbe es ein Projekt, das Kräfte mobilisiert, dann hätten die Parteien keine Zeit für endloses Gerangel. Sie würden loslegen. Die SPD sucht sich neu zu finden und will aus dem Politikmachen aussteigen. Die FDP versucht es anders.

Die FDP hat sich selbst überholt

Digitalisieren ohne Vorbehalt – im Lindnerjargon „Digital First. Bedenken Second“. Die Begründung ist einfach: Die anderen dürfen uns nicht überholen. Das klingt sehr forsch, Aufbruch, die Hindernisse beiseite räumen, mutig ins Neue ausschreiten. Aber doch nicht wir. Das kann doch nicht die Zukunft sein, das soll doch lieber die SPD machen. Und wenn es dann Neuwahlen gibt, eben die AfD. Die Flucht aus der Zukunft, das erleben wir doch gerade. Keine sozialpolitische Einhegung der mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Roboter, kein Neustart für Europa, sondern nur institutioneller Ausbau, keine Perspektive für die Beziehungen mit Russland, kein Selbstbewusstsein gegenüber Trumps Amerika .... SPD und AfD unterscheiden sich nicht einmal mehr in ihrer Rückwärtsgewandtheit. Die FDP, eine ganze Legislaturperiode sich einfach ausklinken. Wenn es dann wieder Wahlen gibt, sieht sie nur ihre Rücklichter. Ob das keiner merkt?

Eine Umdrehung aussetzen

Wenn die Zeit immer mehr vorangetrieben wird, dann bleibt der Mensch vielleicht einfach stehen, lässt ein Jahr eben mal vorbeiziehen und steigt dann wieder ein. Das wird auch durch die Beschleunigung immer häufiger erzwungen. Denn je mehr Informationen und Eindrücke wir aufnehmen, desto schneller müssen wir auch wieder vergessen, um Platz für Neues zu schaffen. Da kann man einfach mit dem Wegräumen nicht nachkommen. Dann doch besser mal ein Jahr überspringen.

Die Angst vor den Risiken

Wir gehen nicht mehr leichten Schrittes in die Zukunft. Denn wir kennen die Risiken: Tschernobyl, Fukushima, die Erderwärmung, Hochwasser, der lauernde Krebs. Die Vergangenheit erscheint in einem immer wärmeren Licht. Die AfD bringt sie wieder zurück, die auf einmal gut gewordene Alte Zeit. Für die Brexiters ist sie schon zum Greifen nahe. Können wir uns noch ein großes Projekt zutrauen? Legen wir noch einmal einen Bahnhof unter die Erde?

Rezepte reichen nicht

Die Zukunft scheint immer heikler zu werden. Von der Gegenwart wissen wir, was wir haben. Deshalb beschränkt sich Politik darauf, noch einige Ecken zu verbessern. Kein Neubau, sondern Renovierung. Wir sind uneins mit der auf uns zukommenden Zeit. Deshalb greifen auch viele gute Ratschläge, die früher den Alltag strukturiert haben, nicht mehr. Das bleibt nicht ohne Wirkung. Aus der Ungewissheit, der Angst vor Risiken erwächst Unmut, Angst vor einem Einbruch, dass die Systeme plötzlich versagen könnten. Keine Natur, die einfach neu wachsen lässt. Unruhe durchwebt unser Zusammenleben. Das Zuviel, um überhaupt den Alltag durchzustehen, erzeugen wir uns ja gegenseitig. Deshalb wird die Anstrengung des einzelnen immer wieder ausgehebelt. Weil die Projekte so ungewiss sind, machen einzelne immer wieder Rückzieher. Lang vereinbarte Termine werden abgesagt.

Verfahren und Technik reichen nicht mehr

Natürlich suchen Psychologen, Unternehmensberater, Coaches, Abhilfe zu schaffen, indem sie neue Strategien und Methoden, neue Apps und Fitnessprogramme entwickeln. Jedoch kann ich mich damit nur selbst optimieren. Doch für jedes Projekt brauche ich andere. Deshalb kommt es auf gegenseitiges Vertrauen an, dass jeder in dem Projekt seinen Platz findet, dass es sich für jeden „lohnt“. Ein Fundament, das trägt, wird von Werten getragen. Wenn ich die Werte gefunden habe, für die sich mein Einsatz lohnt, kann ich durchhalten. Wir kommen nach all den Veränderungen bei der Frage an: Wie wollen wir zusammen unsere Welt gestalten, erst einmal im Kleinen? Um was soll es uns gehen, welche Werte wollen wir erleben, was können die anderen verlässlich von mir erwarten? Wenn ich diese Fragen mit anderen besprochen habe, wird das Risiko geringer, die Zukunft hellt sich auf.

Wir machen bei hinsehen.net und explizit.net die gleiche Erfahrung: Das Risiko besteht in der Lebenszeit, die wir investieren. Lohnt es sich? Finanziell gibt es keine Perspektive. Das Zuviel an Informationen im Netz führt zum Preisverfall für Informationsangebote. Wir suchen die Qualitätslücke. Mitnehmen können wir das Gelesenwerden, das Standhalten gegenüber dem Zeitgeist, der uns eher ins Gesicht bläst als uns vorwärts schiebt. Schreiben zwingt, Sachverhalte gründlicher zu durchdenken.


Kategorie: hinsehen.net Digitalisiert

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