Was kann ich noch erwarten. Es gibt so viele Möglichkeiten, dass ich diese gar nicht ausschöpfen kann. Was mache ich in einer Welt, in der sich eigentlich nur noch die Fehler wiederholen? Jeden Tag wird mir gezeigt, was nicht geht. Auch die Umweltbewegung der Schüler und Schülerinnen kann nur wiederherstellen, was zerstört worden ist. 

Der Reparaturbedarf bestimmt unser Lebensgefühl

Die Welt kommt uns reparaturbedürftig entgegen. Das schlägt auf unser Leben durch. Wir werden immer unzufriedener mit der Welt. Selbst wenn wir uns nur auf die eigenen Aufgaben konzentrieren und die Vorgänge weltweit ausblenden, das Grundgefühl des Ungenügens bleibt. Inzwischen gibt es auch die Partei, die mit dieser Grundstimmung große Wahlerfolge erzielt. Jedoch, würde ich das Ungenügen los, wenn ich auf dem Wahlzettel hinter dieser Partei mein Kreuz setzen würde? Auch wenn ich das Nachdenken über den Zustand der Welt abschalte, keine Nachrichten mehr verfolge, mich nicht von den vielen Problemen betreffen lasse, meine Stimmung würde sich nicht verändern. 

Das Internet kann keine Lösung versprechen 

Viele Energien fließen in die Digitalisierung. Dadurch entsteht jedoch nicht wie erwartet Neues. Es sind die gleichen Schuhe, Kartoffeln, Bücher und Reisen, ob ich sie digital bestelle bzw. buche oder im Laden einkaufe oder im Reisebüro aussuche. Man spricht von Innovationsdruck für etwas, das es aber vorher schon genauso gab. Hinzu kommt die Überfülle, es gibt immer noch mehr. Wie einfach war Fernsehen, als es nur 36 Programme gab, der Buchhändler ein überschaubares Titelangebot hatte, die Zeitung nach 32 Seiten gelesen war. Anders das Internet, es schiebt immer Weiteres nach. Bis ich dann endlich den Überblick gewonnen habe, bin ich zu müde, mich zu einer Entscheidung durchzuringen. Ich bin in diese Welt eingeworben. Es ist kein einzelnes Drahtseil, das ich mit einem revolutionären Akt durchschneiden könnte, sondern viele kleine Fäden, die ich nie ganz loswerde. Wenn ich keine Emails lese, bleiben noch WhatsApp und Instagram. Bald kommen weitere Fäden hinzu und DHL wirft weiter Kataloge in meinen Briefkasten. 

Von außen kommt keine Befreiung

Will ich Spannkraft zurückgewinnen, kann ich sie nicht von außen erwarten. Da gibt es nur immer mehr zu reparieren. Das Internet macht zwar Vieles leichter, entzieht mir zugleich durch die Überfülle Energie. Ich kann auch kaum mit einem Heilsbringer rechnen, einem großen Helden, der mit einem Schlag alle trüben Stimmungen vertreibt. Der lähmende Zustand der beiden Großkirchen lässt wenig Inspiration erhoffen. Wie in vielen vergleichbaren Epochen der Ermüdung ist Mystik gefragt. 

Das Innen stärken

Wir werden in dieser Zivilisation nicht durch Entbehrungen, sondern durch Überfülle herausgefordert. Wir werden nicht direkt durch körperliche Gewalt bedrängt, sondern landen in der Erschöpfung, der wir den Namen Burnout, Ausgebranntsein gegeben haben. Zu Vieles dringt bis in unser Innerstes vor. Kanäle, über die etwas in uns eindringt, einfach abzuschalten, kann für bestimmte Zeiten überlebenswichtig sein, stärkt aber nicht unbedingt unser Inneres. Denn wir sind zu arm, wenn wir allein unser Leben ausfüllen wollten. Menschen und ihre Werke können uns bereichern, indem sie uns einen größeren Blick eröffnen. 

Den Jahreswechsel nutzen 

Auch wenn die Adventswochen wenig Chancen bieten, uns innen stärken zu lassen, die Zeit nach Weihnachten lässt uns Raum für den inneren Menschen. Ich könnte mir für diese Zeit Meditation vornehmen, mich einem substantiellen Buch widmen, an einen Ort fahren, um ein großes Kunstwerk auf mich wirken zu lassen, jemand treffen, um uns gegenseitig unser Leben zu erzählen. Es könnte sein, dass in dem aktuellen Jahresrhythmus Advent erst nach Weihnachten möglich ist. Ich muss ja erst nach Dreikönige wieder einsteigen. Die Drei Weisen bringen mir sicher Gaben mit, die mich im kommenden Jahr erfüllter leben lassen.