Weniger Arbeitnehmer sollen mehr Rentner ernähren, als dies in den z.B. sechziger Jahren, als noch 6 Arbeitende 1 Rentner finanzierten. Der Geburtenrückgang ist eine Tatsache, die sich nicht beheben lässt. Deshalb sollte man bei allen Vorschlägen die auf den Tisch gelegt werden, sich aber darüber im Klaren sein, dass es sich nicht um ein vorübergehendes Problem handelt, das mit dem Abgang der sog. Boomergeneration erledigt sein wird. Das, obwohl das Rentensystem mit seinem Umlageverfahren zwei Weltkriege und mehrere Abwertungen überlebt hat. Deshalb lohnt es sich, über die Möglichkeiten, es zu erhalten, nachzudenken.
Scheinlösungen
In den letzten Wochen wurden zahlreiche Vorschläge in Umlauf gebracht, wie die Lasten der Rentenzahlungen anders verteilt werden können. So wurde ein Rentnersoli gefordert. Das Geld für den Soli sollen „reiche Rentner“ zugunsten „armer Rentner ihrer Generation zahlen. Quasi eine zweckgebundene Steuer für eine begrenzte Bevölkerungsgruppe. Nun sind die Rentenzahlungen beitragsbezogen, was bedeutet, dass wer mehr einzahlt auch eine höhere Rente bekommt. Wer mehr geleistet hat, sollte sich im Alter auch mehr leisten können, war hier die Devise. Bei diesem Solivorschlag wird jedoch pauschal umverteilt, ohne zu berücksichtigen, warum jemand eine höhere oder eben niedrigere Rente hat.
Marcel Fratzschers u.a. Vorschläge
Ein weiterer Vorschlag, diesmal von Herrn Fratscher, dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, DIW, ist ein soziales Pflichtjahr für Rentner. Rentner sollten vor dem Rentenbeginn nochmals zur Bundeswehr oder im sozialen Bereich einen Dienst ableisten. Nun ist es so, dass zumindest die Männer, die jetzt in Rente gehen, bereits 15 Monate Wehrdienst oder 20 Monate Zivildienst abgeleistet haben, die für die jetzt im Arbeitsleben stehende Genration nicht mehr verlangt wurden. Auch ist die Quote der ehrenamtlich Beschäftigten der 60zig- bis 70igjährigen jetzt schon sehr hoch. Eine Pflicht würde einen sehr hohen Verwaltungsaufwand und gewaltige Überwachungskosten mit sich bringen. Es handelt sich hier eben um ältere Menschen, die alle so ihre Zipperleinchen haben und sich daher einfach krankschreiben lassen können.
Ein weiterer Vorschlag, diesmal von Wissenschaftlern des Pestel Instituts, war die Rentenbezugsdauer an die Lebensarbeitszeit zu koppeln. Beamte etwa sollen 5 Jahre länger arbeiten, da sie länger leben als Nichtbeamte. Damit soll mehr Gerechtigkeit ins Rentensystem gebracht werden. Nach dieser Logik müssten Raucher übrigens früher in Rente gehen dürfen und einen Zuschlag zur Rente erhalten, da sie ja so viel früher sterben als Nichtraucher.
Solchen und ähnlichen Vorschlägen ist gemeinsam, dass suggeriert wird, die Probleme des Rentensystems wären gelöst, wenn man die Generation der sog. Babyboomer los wäre, also diese gestorben sein werden. Dem ist aber nicht so. Denn nach dem Einbruch(Pillenknick) der Geburtenrate Ende der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts hat sich diese nie wieder erholt. Die Geburten je Frau bewegen sich seit nunmehr 55 Jahren bei 1,3 bis 1,6 Kindern. Solange sich dies nicht grundlegend ändert, wird jede künftige Generation im Vergleich zur vorhergehenden ähnlich klein sein, wie die jetzige im Vergleich zur Babyboomergeneration.
Dieser Zusammenhang wird seit den 1970er Jahren diskutiert. Es wurde damit gerechnet, dass ab den 1990er Jahren das Rentensystem zusammenbricht und unbezahlbar wird. Stattdessen haben wir heute eine Rekordbeschäftigung. Möglich wurde dies durch eine erhebliche Zuwanderung gut ausgebildeter Menschen aus Osteuropa und in der Eurokrise der 2010er Jahren auch aus Südeuropa. Diese Zuwanderung aus Nachbarländern Deutschlands wird es in Zukunft jedoch nicht mehr geben, weil auch dort die Geburtenrate zurückgegangen ist und die Wirtschaft wie im Fall Polen, auch besser läuft als in Deutschland und daher Arbeitskräfte braucht.
Eigenverantwortung anstatt pauschaler Schuldzuweisungen
Es wird also zum Dauerthema werden, wie zukünftige Rentnergenerationen versorgt werden können. Notwendig ist auf alle Fälle der Aufbau einer privaten Rentenvorsorge inklusive von Betriebsrenten. Die Idee der derzeitigen Bundesregierung, jedem Neugeborenen bis zum 18. Lebensjahr einen kleinen Betrag auf ein Aktienkonto zu zahlen, ist genau richtig. So lässt sich der Grundstock zu einem kleinen Vermögen aufbauen. Die jungen Erwachsenen können dann mit ebenfalls recht kleinen Beträgen weitersparen, vom Zinseszinseffekt profitieren und so eine beträchtliche, private Altersvorsorge aufbauen.
Reformen sofort
Diese Lösung wird ihren Effekt in der Zukunft haben, um bis dahin das Rentensystem funktionsfähig zu erhalten, müssen aber sofort grundlegende Reformen angegangen werden Am einfachsten sollte die Abschaffung der sogenannten Dynamisierung sein. Mit dieser werden die Rentner über den Inflationsausgleich hinaus an der steigenden Produktivität der Erwerbstätigen beteiligt. Als diese Dynamisierung 1957 eingeführt wurde, war sie gerechtfertigt, weil damals eine Generation in Rente ging, die durch Weltkriege, Weltwirtschaftskrise und Hyperinflation schwer benachteiligt war. Heutige Arbeitnehmer hingegen können privat vorsorgen und sich damit am Produktivitätsfortschritt beteiligen.
Weiterhin muss man sich darüber klar sein, was der Generationenvertrag beinhaltet. Es soll hier keinesfalls moralisch beurteilt werden, ob jemand Kinder hat oder nicht, es geht nur um die ökonomischen Folgen der Kinderlosigkeit. Der Vertrag bedeutet nämlich: zum einen werden die Rentner durch Rentenbeitragszahlungen versorgt und gleichzeitig muss Zeit und Geld investiert werden, um Kinder groß zu ziehen. Wer keine Kinder hat, sollte also auch nur die Hälfte der Rente bekommen, da er auch nur die Hälfte des Vertrages erfüllt hat. Kinderlose sagen in der Diskussion immer, dass sie ja mehr Steuern zahlen müssten und die Schulen und das Kindergeld finanziert hätten. Das stimmt so aber nicht, denn auch für sie wurde Kindergeld bezahlt und die Schulen waren in den 70er und 80er Jahren auch besser als heute. Normalverdienende Eltern haben übrigens nur Anspruch auf Kindergeld oder Freibetrag, nie beides zusammen. Sonstige Steuervorteile gab es durch einen höheren Freibetrag beim Solidaritätszuschlag zur Einkommensteuer und der Kirchensteuer. Wer nun glaubt, die Kosten eines Kindes seien durch das Kindergeld üppig abgedeckt, sollte sich die „Düsseldorfer Tabelle“ des dortigen Oberlandesgerichtes anschauen. Diese Tabelle wird bei Scheidungen und anderen Familienstreitigkeiten herangezogen, um den Betrag festzustellen, der vom Unterhaltspflichtigen zu bezahlen ist. Jemand mit einem Nettoeinkommen von 2901 Euro zahlt zum Beispiel 747 Euro Unterhalt für ein 12jähriges Kind. Nach Erhebungen des statistischen Bundesamtes kostet ein Kind bis zur Volljährigkeit etwa 160 000 Euro. Ein Viertel davon kommen durch staatliche Leistungen zumindest bei Normalverdienern nicht zusammen. Zusätzlich hätte man in der Zeit, die für Kinder aufgewendet wurde, auch arbeiten und damit mehr verdienen können. Kinderlose sollte das Geld, das sie sparen, indem sie keine Kinder finanzieren, in ihre private Altersvorsorge investieren. Dadurch können sie Abschläge bei der öffentlichen Rente locker ausgleichen.
Auch eine längere Lebensarbeitszeit ist notwendig
Da die Erwerbsbevölkerung auch in Zukunft voraussichtlich schrumpfen wird, muss auch länger gearbeitet werden. Ob dies im Alter immer in Vollzeit getan werden muss, sei dahingestellt. Es sollte auch möglich sein, den Beruf zu wechseln und weniger als vollzeit zu arbeiten. Rehabilitationsmaßnahmen zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit sollten ebenfalls ausgebaut werden, wenn man eine hohe Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer erreichen will. Generell sollte mit positiven Anreizen gearbeitet werden, um teure Überwachungsmaßnahmen zu vermeiden.
Man sollte unbedingt darauf achten, die Lasten, die auf Alle zukommen, fair zu verteilen, da auch die Generation, die jetzt ins Berufsleben eintritt, in die gleiche Situation wie die jetzige Rentnergeneration kommen wird. Es muss daher in jedem Fall sehr darauf geachtet werden, dass es attraktiv bleibt, hier in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Zurzeit wandern etwa 250.000, meist gut ausgebildete Deutsche im Jahr aus. Nur die Hälfte von ihnen kommt wieder zurück. Das sollte uns zu denken geben. Vor allen Dingen sollte die Auswanderung keinesfalls zunehmen, sonst werden die Probleme noch größer, als sie ohnehin schon sind.
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