Die Frage, wie mit Migration umgegangen wird, spielt aber auch in vielen anderen Ländern eine große Rolle und hat schon Wahlen entschieden. In den USA ist die Südgrenze mit Mexiko immer im Wahlkampf präsent. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Trump spricht von Migranten als Tiere und will das „Blutbad“ an der Grenze beenden. Ähnliche Äußerungen hörte man auch vom italienischen Politiker Matteo Salvini, der Flüchtlinge als „Menschenfleisch“ bezeichnet hatte. Immer wieder werden die Probleme, wie etwa höhere Kriminalität und Schwierigkeiten bei der Integration der vielen Neuankömmlinge aufgezeigt. Die demographische Entwicklung in den meisten westlichen Ländern und der Welt insgesamt wirft auch ganz andere Fragen auf, die beantwortet werden müssen. Es würde sich lohnen, einen Blick auf die Gesamtsituation zu werfen, anstatt nur die sogenannte Armutsmigration zu betrachten, um eine angemessene Lösung der Probleme zu finden. Abgesehen von rechtlichen Vorgaben und moralischen Gründen gibt es auch harte ökonomische Fakten, die zu beachten sind.
Probleme mit der Migration müssen benannt und gelöst werden
Einerseits bestehen erhebliche Probleme mit der massenhaften Immigration von oftmals ungebildeten Menschen, die keinesfalls unter den Teppich gekehrt werden dürfen. Es gibt eine höhere Kriminalität in der Gruppe der Immigranten, die auch auf die Altersstruktur, die Geschlechteraufteilung und auf Erfahrungen mit Gewalt in den Herkunftsländern und während der Reise zurückzuführen ist. Die höhere Kriminalitätsrate ist zwar erklärbar. Trotzdem haben die Bürger ein selbstverständliches Recht auf Schutz durch den Staat. Auch bei der Integration in den Arbeitsmarkt und in das Schulsystem gibt es erhebliche Probleme, die gelöst werden müssen. Die soziale Unterstützung mit Wohnungen, ärztlicher Versorgung und Unterhalt verursachen hohe finanzielle Kosten dar, die auch nicht beliebig ausgeweitet werden können und den Steuerzahlern vermittelt werden müssen. Unterschiedliche Mentalitäten, Sitten und Gebräuche sind weitere Herausforderungen, die bewältigt werden müssen.
Die demographische Entwicklung in Europa beängstigend
Es gibt also gute Gründe Migration kritisch zu hinterfragen. Aber es sollten auch andere Argumente gehört werden, um die Kosten für fehlende Einwanderung bei der Entscheidung Migration zu berücksichtigen.
Laut statistischem Bundesamt gab es 1880 45 Millionen Deutsche. Heute sind es ohne Migrationshintergrund 59 Millionen (Statista Hamburg) im Jahr 2080 werden es dann wieder etwa 45 Millionen sein. Das liegt daran, dass in Deutschland seit Anfang der siebziger Jahre mehr Menschen sterben, als geboren werden. Zum Vergleich: 1964 wurden in Deutschland 1 357 000 Menschen geboren, 2011 nur noch 662 000. Die sog. Ausländergeburten sind mit eingerechnet. Nun könnte man meinen, das hätte große Vorteile, wie etwa weniger Wohnungsnot, weniger Probleme mit Migranten, mehr Platz für Natur. Der große Unterschied ist jedoch die unterschiedliche Altersstruktur, 1880 war die Bevölkerung erheblich jünger als sie es 2080 sein wird. Das durchschnittliche Alter wäre 2080 bei Mitte 50, also nicht allzu weit vom Vorruhestand entfernt. Für ein Land wie Deutschland, das den Wohlstand ausschließlich mit gut ausgebildeten Arbeitnehmern, guter Infrastruktur und vielen Erfindungen erarbeitet, hätte das gravierende Auswirkungen.
Immer Weniger müssen immer größere Lasten tragen
Die gewaltigen Aufwendungen für den Erhalt der Infrastruktur sowie der Unterhalt der vielen Alten müsste durch immer weniger Erwerbstätige erwirtschaftet werden, die zudem noch im Wettbewerb mit Ländern wie Indien und Indonesien stehen, wo die Bevölkerung noch jung ist und die Ausbildung immer besser wird. Die Digitalisierung macht mittlerweile einen Wettbewerb auch bei Dienstleistungen möglich, eine Situation, die es vor dem Internetzeitalter nicht gab. Das ungünstige zahlenmäßige Verhältnis von Erwerbstätigen und Rentnern in Deutschland und Europa führt zu einer klaren Benachteiligung im Wettbewerb mit anderen Weltregionen. Das kann durch künstliche Intelligenz, Roboter und Automatisierung etwas abgemildert werden, aber die anderen Länder und Weltregionen verfügen ebenso über diese Technologien und werden sie auch einsetzen.
Rückgang der Geburtenraten ist ein weltweiter Trend
Niedrige Geburtenraten sind nicht nur ein Problem in westlichen Ländern, mittlerweile sind auch viele Länder in Südamerika und Asien betroffen. Das englische Wochenmagazin „The Economist“ schreibt in seiner Ausgabe vom 20.1.2024 ausführlich über Probleme, die in Südamerika in den nächsten Jahrzehnten durch zurückgehende Geburtenraten entstehen werden. Auch dort wird große Probleme mit dem Unterhalt und der Pflege der vielen Alten geben. Selbst Brasilien hat eine Geburtenrate, die nicht mehr ausreicht, um die Bevölkerung langfristig konstant zu halten. Die Länder in Asien, wie Japan, Südkorea und China haben bereits große Probleme mit der demographischen Entwicklung. Die Bevölkerung Chinas wird neuesten Prognosen zufolge von 1,4 Milliarden auf 870 Millionen zum Ende des Jahrhunderts zurückgehen. Selbst in Afrika sinken die Geburtenraten viel deutlicher als bislang prognostiziert.
Die Prognosen für die gesamte Weltbevölkerung gehen noch weit auseinander. Die UNO schätzt sie auf 11 Milliarden, die Organisation Earth4all auf 8,6 Milliarden und the Lancet geht von 8,8 Milliarden aus, so in der ARD-Alpha Sendung vom 11.7.2023.
Erfolge bei Integration sind ein ökonomischer Wettbewerbsvorteil
Die Weltbevölkerung wird also in wenigen Jahren nur noch durch eine Zunahme der Lebenserwartung steigen, älter werden und dann gegen Ende des Jahrhunderts wieder zurückgehen. Schon jetzt sind in ganz Europa viele Stellen nicht mehr zu besetzen, auch in der Landwirtschaft. Vor allem im europäischen Süden arbeiten schon heute mehr als eine Million Migranten, die zum Teil illegal eingewandert sind, so berichtet die ARD Dokumentation „Bittere Früchte“. Auch im Hotel- und Gaststättengewerbe arbeiten heute schon viele Menschen, die nicht in Europa geboren sind. Die Inflation wäre heute schon viel höher, wenn europäische Arbeitskräfte auch mit Maschinen diese Arbeiten verrichten würden.
Besonders herausfordernd ist die Situation aber bei qualifizierten Arbeitnehmern im Gesundheitswesen. Ärzte, Kranken- und Altenpfleger fehlen, ebenso im Bausektor wie bei den Informatikern. Deutschland profitierte lange von Zuwanderung aus anderen europäischen Ländern, da dort niedrigere Löhne bezahlt werden. Zudem konnte in Osteuropa billig produziert werden. Dort werden Arbeitskräfte aber auch knapper, da die Bevölkerung zurückgeht und auch älter wird.
Fachkräfte bleiben rar
Schon jetzt wird in der Wirtschaft nicht nur über Bürokratie und Energiekosten geklagt, zunehmend spielt auch der Zugang zu Arbeitskräften eine große Rolle bei Investitionsentscheidungen. München erhielt kürzlich den Zuschlag bei hohen Investitionen von Microsoft, da dort die work-life-balance passt und die Bevölkerung Zuwanderung akzeptiert.
Den Ländern, denen es gelingt Migranten in den Arbeitsmarkt zu integrieren, werden es in Zukunft leichter haben, Investitionen großer Firmen anzuziehen, die Infrastruktur zu erhalten und ein ausreichendes Sozial-und Rentensystem aufrecht zu erhalten.
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