Die Achtundsechziger wussten noch, wie die Gesellschaft zu gestalten ist. Vor allem anders als die vorausgehenden zwei Generationen, die in den Nazi-Staat verwickelt waren. Sie haben die Sekundärtugenden ihrer Eltern und Großeltern bekämpft, nämlich Fleiß, Gehorsam, Disziplin und an deren Stelle Demokratisierung, Emanzipation und Selbstverwirklichung gesetzt. Bildung und eine Ausweitung der Studentenzahlen wurden im Gefolge des italienischen Kommunisten Antonio Gramsci nicht nur propagiert, sondern auch umgesetzt. Sexuelle Befreiung stand für Selbstentfaltung und das Abschütteln autoritärer Bevormundung. Die 68er-Bewegung wurde von den Studierenden getragen und hier besonders von denen, die sozialwissenschaftliche Fächer belegt hatten. Der Einfluss dieser Generation beruht bis heute darauf, dass sie an ihren gesellschaftlichen und politischen Zielen festgehalten haben, während die nachfolgenden Generationen die Ziele für Reformen nicht mehr so deutlich sehen und daher der Selbstgewissheit der Achtundsechzigern wenig entgegensetzen. Die Beitragsreihe soll klären helfen, was von den 68ern behalten und was aus dem Inventar gestrichen werden soll.
Beiträge:
Die Sehnsucht der Achtundsechziger
Nähe, keine Schranken zwischen den Menschen, Unmittelbarkeit zu sich selbst - dafür musste die Disziplin agebaut werden. Nähe erlebten sie in Gruppendynamischen Trainings, zu sich selbst fanden sie in der Psychoanalyse. Freie Sexualität versprach nicht nur Nähe, die strikte Regulierung der Sexualität wurde als Instrument politischer Unterdrückung gesehen und daher bekämpft. Hier weiterlesen
Die Absurdität im Kampf der 68er
Bis heute bestimmen sie noch, was falsch und was richtig ist. Ihr moralisches Überlegenheitsgefühl beziehen die Achtundsechziger aus der Ablehnung der Kriegsgeneration. Da sie rückwärtsgerichtet waren, ist ihr Erbe schwach. Thomas Holtbernd zeigt die Ambivalenzen auf, in die die 68er die nachfolgenden Generationen geführt haben. Zum Weiterlesen
Asche auf das Haupt der Achtundsechziger
Dario Hülsmann, jung und damit mit dem Erbe der Achtundsechziger konfrontiert, kann kaum etwas erkennen, worauf seine Generation aufbauen könnte. In der Kirche wurde viel weggeschafft, ohne dass Neues sich als tragfähig erwiesen hat. Hier weiterlesen
1968: Eine Revolution stand nicht bevor
Dass ich wirklich zu der Generation gehöre, war nicht nur an meinem Bart zu erkennen und dass ich filterlose Zigaretten rauchte, sondern auch an einer nächtlichen Visite der Kripo in einem Selbstversorgerhaus im Odenwald, die uns für eine RAF-Gruppe hielt. Zum Weiterlesen
Achtundsechzig – die Weichen wurden falsch gestellt
Es gibt eine eigenartige Stagnation im Kulturellen und Religiösen. Die Institutionen, nicht zuletzt die Katholische Kirche, verfügen über Personal und Geld, erscheinen aber wie ausgelaugt. Man hält weiter an dem Reformmantra fest, nämlich Probleme durch Reformen zu lösen. Das Muster funktioniert nicht mehr. Die Missbrauchsproblematik zeigt das überdeutlich. Zum Weiterlesen
Katholische Kirche in D - zu viel Marx
Katholikentag und 200. Geburtstag von Karl Marx fallen 2018 zusammen. Dieser hätte sich nicht träumen lassen, so viel Einfluss gerade auf die Römische Kirche zu bekommen. Katholisch in Deutschland heißt, ganz im Sinne von Marx, die Strukturen sind entscheidend und es braucht Funktionäre, die den Kurs bestimmen. Zum Weiterlesen
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