„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“

Nüchtern und erwachsen

Weihnachten – dieses Fest weckt bei den meisten Menschen Kindheitserinnerungen. Je erwachsener ich wurde, desto mehr wurde das Fest entzaubert. Denn welcher Erwachsene glaubt noch ans „Christkind“? Und was heißt in diesem Zusammenhang überhaupt zu glauben? (Beitrag auch zum Hören!)

Beitrag anhören - hier klicken! (Sprecher / Autor: G. Bach)

Schwierig wurde es, seit ich erfahren habe, dass die die Volkszählung der Weihnachtsgeschichte historisch nicht eindeutig nachzuweisen ist. Und dass Josef mit seiner Maria wahrscheinlich nicht zu Beginn unserer Zeitrechnung zur Registrierung nach Bethlehem gegangen ist. Womöglich ist er in einem Wohnhaus in Nazareth geboren worden. In seiner Heimat, wo er auch aufgewachsen ist. Es ist so aufgeschrieben worden, damit sich eine Verheißung aus der jüdischen Bibel erfüllen sollte. Der Retter, der Messias, er musste in der Stadt Davids, in Bethlehem, zur Welt kommen. Er musste Nachfahre des bedeutendsten Königs sein. Im Lichte des Glaubens ist die Geschichte trotzdem wahr, auch wenn sie nicht geschrieben ist wie ein Zeitungsbericht oder eine historische Chronik. Wie gehe ich mit dieser Entzauberung um? Kann ich als Erwachsener überhaupt Weihnachten feiern, ohne mich nach dieser Naivität zurückzusehnen, die mich als kleines Kind geprägt hat? Ich glaube ja. Meine Aufgabe ist es, immer mehr erwachsen zu werden, auch im Glauben. So wie ich mich auch sonst im Alltag darum bemühe, aufgeklärt und vernünftig durch die Welt zu gehen. Aber Weihnachten ist nicht Alltag, sondern für viele der emotionalste Höhepunkt des Jahres. Zumindest im Anspruch. Schon der Prediger Kohelet hat im ersten Teil der Bibel festgestellt: „Alles hat seine Zeit“ (Koh 3). An Weihnachten, da will ich feiern, da will ich mein Herz weit öffnen, da darf schon mal eine Träne fließen, und das hoffentlich aus Freude. Aber es gibt auch eine Vorbereitungszeit. Noch ist Advent, nicht Weihnachtszeit. Die beginnt eigentlich erst Heiligen Abend und endet erst Mitte Januar. Das wissen viele nicht mehr. Entschleunigen, sich Zeit nehmen, vielleicht zwischen den Jahren, damit ich mich ernsthaft fragen kann: jenseits von Stiller Nacht und Weihnachtsglitzer – gibt es einen Retter für mich? Und für diese Welt? Kann und will ich an Jesus glauben? Und wer ist er für mich? Das darf ich mich fragen. Immer wieder. Nüchtern, und erwachsen.


Kategorie: hinsehen.net Entdecken

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