Schwarzrheindorf bei Bonn, Foto: hinsehen.net E.B.

Im Alter muss sich die Seele um den Körper kümmern

Alter heißt größere Abhängigkeit von Stimmungen, oft mehr schwierige als erfreuliche. Depressionen werden seelisch erlebt. Sie werden aber vom Körper verursacht. Deshalb und wegen schwächer werdender Körperfunktionen muss sich die Seele mehr um den Körper kümmern. Am Ende beansprucht die Gebrechlichkeit, die schwere Krankheit die Seele fast zu 100%. Hier geht es darum, diese Dominanz des Körpers möglichst lange zurückzudrängen.

Der Körper bewirkt Stimmungen der Seele

Unsere Befindlichkeit spüren wir bereits beim Aufstehen. Manchmal können wir schon abschätzen, wie der Tag wird. Wie wir uns fühlen, hängt immer vom Schlaf ab. Gut geschlafen heißt, dass in der Nacht ausreichend Hormone, Enzyme, Neurotransmitter u.a. Sekrete gebildet werden. Diese Botenstoffe regen die Organe an und lassen das Gehirn besser arbeiten. Es sind diese Botenstoffe, die unser Körpersystem ans Laufen bringen und uns die innere Lebendigkeit spüren lassen. Hier sitzt dann auch das Altersproblem: Die Zellen, die diese Stoffe produzieren, sind nicht mehr so leistungsfähig und die Wirksamkeit der Botenstoffe lässt nach. Und noch eine Verschärfung des Körperproblems: Die Stoffe, die die Hormon-produzierenden Zellen aus der Nahrung brauchen, werden vom Körper nicht mehr so gut aufgenommen. Deshalb wird richtige Ernährung im Alter immer wichtiger. Diese nutzt aber nur dann optimal, wenn der Körper sich aktiv holen kann, was er braucht. Damit die vom Körper benötigten Aktivierungsstoffe adäquat gebildet werden und wirken können, muss der Körper in Schwung gehalten werden. Bewegung ist das zweite Standbein für die Gesundheit im Alter. Bewegung hilft auch bei den vielen Verschleißprozessen des Alterns, bei Diabetes, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Osteoporose und nicht zuletzt auch gegen Krebs. Bewegung aktiviert die Zellen, wirkt gegen Entzündungen, verbessert die Entsorgung giftiger Stoffwechselreste, stimuliert den Knochenabbau und das Immunsystem.
So sehr die Seele im Alter strapaziert wird, es ist zuerst der Körper, der sich nicht mehr wie früher selbst in Gang hält.

Bewegung betreibt Entwicklung

Wenn der Achtzigjährige auf den Fünfjährigen schaut, wird das sofort deutlich. Der eine sitzt im Sessel, der andere ist quirlig und ständig in Bewegung. Ohne diese Bewegung würden Kinder nicht in wenigen Wochen Entwicklungen machen, für die Erwachsene Monate und Jahre brauchen. Je älter der Körper wird, desto weniger Entwicklungsreserven hat er noch. Er kann nur noch den Abbau verlangsamen. Das Kind ist im Aufbau und braucht dafür vor allem Bewegung, gute Ernährung, Spiel und geistige Anregung. Bewegte sich der junge Körper aus sich heraus, muss der ältere Menschen das bewusst in den Tagesablauf einplanen. Bewegung macht die Organe und Drüsen effektiver, die Hormone und Enzyme werden effektiver eingesetzt. Das Alter braucht eine starke Seele, um die Körperfunktionen zu stimulieren. Bleibt diese Stimulierung aus, baut der Körper ab. Den Abbau zu bremsen und sich lebendig und bei guter Stimmung zu fühlen, ist also Aufgabe der Seele.

Das System in Bewegung halten


Walken, Fahrradfahren, Schwimmen, Fitness-Studio bewirken eine gute Stimmung, weil Bewegung Signale sendet, die die Organe stimulieren. Die Zellen werden anregt, die Hormone und Botenstoffe bereitzustellen, die Gehirn, Muskeln, Verdauung wie das Ausräumen der Stoffwechselabfälle in Gang setzen. Da der Mensch nicht vom Schimpansen abstammt, sondern als Steppenbewohner auf Bewegung ausgerichtet ist, sollten wir im Alter nicht zu Schimpansen werden. Denn Bewegung ist der Stimulus für die Zellen, die wiederum Nerven, Muskeln u.a. Zellen anregen und so unseren Körper in Gang halten, woraus dann erst eine positive Befindlichkeit erwächst. Zufriedenheit und eine gute Grundstimmung müssen von der Seele initiiert, vom Körper dann gemacht werden.

Den Abbau verlangsamen


Nerven im Gehirn, die nicht aktiv genutzt werden, werden geschwächt. Muskeln, die nicht in Bewegung gehalten werden, verkümmern, im Alter schneller als noch in mittleren Jahren. Dass auch die Verdauung Bewegung braucht, kann jeder selbst feststellen. Wofür der Schlaf unentbehrlich ist, spüren wir zwar erst am nächsten Tag. Im Schlaf werden Merkinhalte des Tages zu Gedächtnisinhalten vertieft, Schlafmangel schwächt das Kurzzeitgedächtnis. Schlaf ist aber viel mehr, er ist die Aufbauphase des Körpers: Hormone, Enzyme, Zell- und Organstrukturen werden in der Nacht repariert und neu gebildet. Das Schlafhormon Melatonin fördert nicht nur das Einschlafen, es stimuliert auch die Aufbau- und Reparaturprozesse, die Beseitigung von Stoffwechselresten und den Biorhythmus des Körpers. Regeneration heißt konkret, die Stoffwechselabfälle und Fremdstoffe, die tagsüber anfallen, aufzuräumen und über die Haut, die Nieren und den Darm zu entfernen. Abbau und Aufbau von Zellen und Botenstoffen sind ständige Abläufe des Körpers. Schlaf, gute Ernährung und Bewegung schieben das Gleichgewicht von körperlichem Aufbau und Abbau in Richtung Aufbau. Das gilt auch für Gehirn und Nervensystem. Bis ins hohe Alter werden in einzelnen Hirnregionen neue Nervenzellen aus entsprechenden Stammzellen gebildet.   

Ernährung

Neben Bewegung ist die Ernährung das zweite Standbein für die Seele. Denn alle Aufbauprozesse, mit denen der Körper seine Zellen und Organe in Gang hält, brauchen Nachschub aus der Tier- und vor allem aus der Pflanzenwelt. Die meisten unentbehrlichen Mineralien, Nährstoffe und Eiweiße können wir aus der Pflanzenwelt gewinnen, während die Tiere wie der Mensch Vitamine und Mineralien verbrauchen. Das Überraschende, das wir wie selbstverständlich nehmen, sind die pharmakologisch wirksamen Pflanzenstoffe, die z.B. Inhaltsstoffe wie Ingwer, Resveratrol, Baldrian oder Kurkuma wie eine Apotheke bereithalten. Die Klostergärten waren schon früh die Apotheke vieler Generationen. Nachdem es der Pharmaindustrie immer schwieriger gelingt, auf chemischer Basis Medikamente zu entwickeln, untersuchen heute Pharmakologen immer mehr wirksame Stoffe aus Pflanzen.

Die Immunabwehr braucht mehr Stimulierung

Die verschiedenen Sorten der weißen Blutkörperchen sind die Einsatztruppen gegen Bakterien, Viren, andere Fremdkörper und auch gegen Krebszellen. Eine Sorte der weißen Blutkörperchen, die Lymphozyten, entwickeln ein Gedächtnis und bilden so gezielt Antikörper gegen wiederkehrende Infektionen wie z.B. Grippeerreger. Sie werden auf bestimmte mikrobielle Bestandteile programmiert. Dadurch sinkt im Laufe des Lebens das Reservoir „naiver“ Zellen, die als Abwehrzellen für neue Erreger zur Verfügung stehen. Das erklärt, warum Ältere auf die Invasion des sich im Körper vermehrenden Coronavirus nicht so effizient reagieren können wie Jüngere. Eine andere Folge des Alterns ist, dass die Effizienz der Infekt-Abwehr nachlässt. Auch die Immunabwehr braucht Bewegung, denn dadurch wird die Immunfunktion „verjüngt“. Im Alter gewinnen Entzündungsprozesse immer größere Bedeutung, die Balance zwischen anti- und proentzündlichen Prozessen geht verloren. Hier sind wir bei einem zentralen Körperproblem angelangt, das im Alter für die Gesundheit bestimmend wird. Diabetes, Ablagerungen in den Adern (Arteriosklerose), Bluthochdruck, Schlaganfall, Immunschwäche und auch Krebs werden durch chronische Entzündungen befördert.

Entzündungen sind die tieferliegenden Ursachen

Was oben beschrieben ist, den Körper durch Bewegung stimulieren und in der Ernährung auf Mineralien, Eiweiße, Stoffe aus der Apotheke der Natur zu achten, scheint den bisherigen Ratschlägen für das Alter zu widersprechen. Früher standen Nahrungsfette, vor allem gesättigte Fette, das Cholesterin und die sog. Neutralfette (Triglyceride) als Risikofaktoren im Vordergrund. Die Ausräumung von Stoffwechselresten, Zellregeneration und die Stärkung der Immunabwehr schienen nachrangig. Heute weiß man, dass bestimmte Fette auch vorteilhaft für den Körper sein können (ungesättigte Fette, Omega 3, etc.). Es gilt aber weiter: Eine fett- und fleischarme Ernährung entschleunigen die Alterungsprozesse. Die größere Gefahrenquelle ist jedoch die Entzündung. So wird z.B. die „Verkalkung“, die durch Ablagerung des Cholesterins entsteht, erst durch Entzündungen der Innenwände der Adern herbeigeführt.
Nachdenken, sich mit depressiven Stimmungen auseinandersetzen, auch Vorträge heilen keine Entzündung. Diese stellen das Hauptrisiko dar, sie verstärken sich im Alter und führen zu den typischen melancholischen und depressiven Stimmungslagen. Nicht erst mit 70 den Körper sachgemäß behandeln, sondern mit 50 spätestens anfangen.

Woher kommt die gesteigerte Entzündungsaktivität im Alter:

Entzündungen sind eine Reaktion der Zelle auf Fremdstoffe, Stoffwechselreste, Bakterien, Viren etc. Diese Belastungen nehmen im Alter zu und gleichzeitig nehmen die antientzündlichen Fähigkeiten der Zellen im Alter ab. Entzündungen werden häufiger chronisch. Auch Fettgewebe produziert als Signalstoffe entzündungsfördernde Zytokine. Übergewicht, vor allem das Bauchfett, verstärkt proentzündliche Aktivitäten. Diabetes II oder der Bluthochdruck sind neben der Arterienverkalkung entzündliche Komplikationen des Alterns. Die Wirkung von Insulin, das den Transport aller für den Zellstoffwechsel notwendigen Baustoffe ins Zellinnere steuert, lässt im Alter nach. Der Körper benötigt immer mehr Insulin, um genügend Baustoffe für die Zelle bereitzustellen. Die Insulinwirkung wird durch Entzündungen zusätzlich gehemmt, Bauchfett vor allem wirkt als Insulinbremse und führt zu „Insulinresistenz“. Die Bauchspeicheldrüse produziert immer mehr Insulin, bis sie erlahmt.
Auch die Funktion des Immunsystems wird durch chronische Entzündungen geschwächt. Deshalb sollte man nicht erst im Alter darauf achten, Entzündungsherde, z.B. chronische Erkältungen oder Husten, durch Entzündungshemmer stillzulegen. 
Bewegung ist hier das einfachste. Omega3-Fettsäuren aus Meeresfischen, Leinöl, Rapsöl, etc. befreien von Entzündungen. Auch Kurkuma, Resveratrol, Quercetin und viele andere Pflanzenstoffe wirken entzündungshemmend.

Depressiv durch Entzündungen

Auch Serotoninmangel kann als Folge von Entzündungen entstehen. Depressionen sind direkte Folgen von zu Wenig Serotonin, das dieser Neurotransmitter das Gehirn in Gang hält. Entzündungsfaktoren (proentzündliche Zytokine) hemmen die Produktion von Serotonin in den Nervenzellen. Auch ständige Überforderung und jede Art von Stress können zu Serotoninmangel führen. Serotonin vermittelt wie der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin oder GABA die Impulse von einer Nervenzelle zu nächsten. Neurotransmitter sind die Signalstoffe des Nervensystems. Fehlt Serotonin, fühlen wir uns depressiv. Auch eine einseitige Ernährung, die zu wenig Tryptophan enthält, kann zu Depressionen führen, da Serotonin aus der Aminosäure Tryptophan gebildet wird. Allerdings wissen wir heute, dass neben genetischen Faktoren auch viele andere Defizite zu Depressionen führen können.

Krebsgefahr

Fremdstoffe oder auch Stoffwechselreste führen nicht nur zu Entzündungen, sondern auch zu gesteigerter Bildung aggressiver Sauerstoffradikale („Oxidativer Stress“). Diese aggressiven Radikale schädigen die Zellen. Wenn sie bis zu den Genen im Zellkern vorstoßen, können sie die Gene schädigen und zu Mutationen führen. Schädigungen, die nicht repariert werden, können die vormals gesunde Zelle zur Krebszelle machen. Die Beseitigung der Stoffwechselreste kann auf sehr angenehme Weise z.B. durch die Ernährung unterstütz werden, z.B. durch eine Kanne Grünen Tee täglich, Schokolade mit hohem Kakao-Anteil, Rotwein. Sie enthalten wertvolle Naturstoffe, die die Radikalschäden und Entzündungsreaktionen hemmen. Das Schlafhormon Melatonin, zusätzlich am Abend eingenommen, sorgt nicht nur für längeren Schlaf, sondern auch für Entschlackung.
Die Immunabwehr braucht außerdem Bewegung und im Alter immer mehr Unterstützung durch Nahrungsergänzungsmittel. Neben asiatischen Pilzen, sog. Immunpilzen wie Reishi oder Shiitake, sind es Selen, Magnesium, Vitamin C, etc.

Der Körper ist ein ständiger Reparaturbetrieb

Was unbemerkt im Körper passiert und durch Enzyme repariert wird, sind Beschädigungen der Zellen. Gelangen aggressive Stoffe, ob durch Atmung, Speisen, Umweltgifte oder Rauchen in den Körper, schädigen sie mit den aggressiven Stoffwechselabfällen die Zellen und können Gene so verändern, dass Krebszellen entstehen. Milliarden Zellen sind täglich betroffen und müssen repariert werden. Wenn wir gesund sind, dann heißt das nicht, dass im Körper nicht eine Vielzahl von Zellen beschädigt werden, sondern dass die Reparatur-Werkzeuge effizient sind. Wenn wir im Alter in den Schimpansenstatus überwechseln, wird die Immunabwehr vermindert und Krankheiten können schneller entstehen. Das Alter kann also nicht als durchgehende Ruhephase verstanden werden. Der Körper braucht Ruhephasen, nicht nur den Nachtschlaf. Aber genauso braucht er Bewegung, Energie und aktive Drüsen u.a. Zellen, die Signalstoffe herstellen. Ein zentraler Regulator dabei ist das „Sonnenhormon“ Vitamin D. Es stoppt nicht nur Osteoporose, indem es die Einlagerung von Calcium und Magnesium in das Knochengerüst ermöglicht, sondern regelt sehr viele Vorgänge im Körper. Das es das einzige Vitamin ist, das vom Körper selbst hergestellt wird, ist es eigentlich ein Hormon.

Der kurze Überblick zeigt, dass in der Natur bereits die Stoffe gebildet werden, die das ausgleichen, was die Organe im Alter nicht mehr so lebendig bereitstellen wie in jüngeren Jahren. Es ist nicht das Fleisch, sondern Gemüse und Obst. Das gilt im Winter für die heimischen Kohlsorten, die die Mängel kompensieren, die der Winter mit sich bringt.
Der Einfluss der Ernährung ist ein großes Forschungsfeld, von dem noch viele hilfreiche Entdeckungen zu erwarten sind.
Dieser Beitrag soll eine Idee geben, wie der Körper als Gesamtsystem funktioniert und was er vom Alter auch deshalb fordert. Weil wir sehr viel älter werden, der Körper für eine so lange Lebensspanne aber nicht programmiert ist, müssen wir ihm im Alter durch Bewegung und altersgemäße Ernährung unterstützen.  

Es sind viele Themen angesprochen, die weitere Informationen verlangen. Wie arbeiten daran mit der Firma Neurolab. Die Darstellung des Gesamtsystems „Seele muss sich um den Körper kümmern“ sind von Dr. Wilfried Peter Bieger über viele Jahre erarbeitet und bereits in vielen Vorträgen vermittelt worden. Er versteht die Beschreibung der Körperdynamik nicht als abgeschlossenes Modell, sondern sieht noch viele Fragen offen. Gesundheit ist mit Recht zu einem interessanten Thema geworden.

zusammengestellt von Eckhard und Wilfried Bieger


Kategorie: Verstehen

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