Taufe des Frankenkönigs Chlodwig, um 492, Foto: hinsehen.net E.B.

Ostern und die Deutschen

Ostern ist das Frühlingsfest. Es wird nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Aber es ist nicht einfach Natur. Es ist auch nicht germanischen, sondern jüdischen Ursprungs. Wahrscheinlich sind unsere Vorfahren sogar wegen Ostern, weil die eigenen Götter nicht mehr so glaubhaft waren, Christen geworden.

Der Auferstandene war tatsächlich eine Alternative zur germanische Götterwelt. Diese stand in einem Überlebenskampf. Ihre Gegner waren die Riesen, denen sie unterliegen werden. So ist es in der isländischen Edda nachzulesen. Dieses germanische Erbe ist uns geblieben. Wir, zumindest die Männer, müssen kämpfen. Aber unsere Kämpfe führen zu keiner Erleichterung, zu der Ahnung von etwas Neuem, das der Ostermorgen zuerst nur leise anklingen lässt. Für uns heißt es, kämpfen um doch zu verlieren. Seit der Zweite Weltkrieg uns das noch einmal in der totalen Niederlage nach der Erklärung eines totalen Krieges bestätigt hat, sind wir einigermaßen geheilt - bis dann doch diejenigen sich wieder aus der Deckung wagen, die das Tragische aus der deutschen Verstrickung in die Gewalt herausoperieren wollen, um eine dunkle Vergangenheit, allerdings nur mit einem flackernden Licht, doch nicht zum Leuchten zu bringen.

Warum der Auferstandene überzeugt haben muss

Das Evangelium von Jesus dreht diese germanische Reihenfolge um. Zuerst ist das Verlieren durchzustehen. Wenn es ausgekostet ist, kommt der Sieg. Der muss aber nicht errungen werden. 
Anders die Götterwelt unserer germanischen Vorfahren, sie war auf Kampf angelegt, ohne den Sieg versprechen zu können. Deshalb war nicht der Gekreuzigte die überzeugende Gestalt, sondern der Sieger über den Tod. Das war ein langer Prozess. Wenn wir vom dunklen Mittelalter sprechen, können wir das zwar nicht über die Lichtbauten, die gotischen Kathedralen sagen, aber auf die Jahrhunderte vorher. Eine Entscheidung für den christlichen Heros war wohl erst einmal eine der Fürsten für den Monotheismus. Dieser war ihren eigenen religiösen Vorstellungen und konnte eher größere Reiche zusammenhalten. Die germanischen wie auch die slawischen Stämme hatten jeweils eigene Heiligtümer. Deren Gottheiten waren nicht so überzeugend, dass sich andere Stämme unter einem dieser Gottheiten vereinigen konnten. Das war den Griechen und Römern dadurch gelungen, dass sie aus den sehr verschiedenen Mitgliedern der Götterwelt eine Familie gemacht hatten und damit einen obersten Gott inthronisieren könnten, der den Einflussbereich der anderen Familienmitglieder nicht bedrohte. Als die germanischen Stämme in der Völkerwanderung die geordnete Welt des Römischen Reiches zerschlugen, konnten sie die Götter der Besiegten nicht gegen die eigenen Gottheiten, die ja den Sieg gebracht hatten, austauschen. Aber ihre eigenen Götter waren nicht in der Lage, ein größeres Reich zu integrieren, so dass die Franken sich eindeutig für den Auferstandenen entschieden. Allerdings opferten die Priester bis in die Zeiten des Bonifatius wohl am Donnerstag dem Thor und feierten am Sonntag das unblutige Gedächtnismahl Jesu, mit dem erst ab dem 5. Jahrhundert die Tieropfer obsolet wurden. Erst mit Pippin und dann mit dessen Sohn Karl d.Gr.wurde das Christentum zur dominierenden kulturellen Größe.

Mit der Gotik kommt die Helligkeit von Ostern

Das, was wir am Mittelalter als dunkel empfinden, ist noch an Portalen abzulesen, die aus der Romanik erhalten geblieben sind. Die Drachen, Wölfe und Bären repräsentieren die bösen Mächte, die im Kirchenraum nicht mehr zu finden sind. Da stellen die Fresken die Szenen des Lebens Jesu dar. Nach Osten, in Richtung der aufgehenden Sonne, erscheint Christus als der Auferstandene. Im Westen, aus der Dunkelheit, kommen die Dämonen. Die riesigen Turmkonstruktionen romanischer Westwerke signalisieren noch die Angst vor den bösen Mächten. In der Gotik wird das Licht zum architektonischen Prinzip und das aufgestellte Kreuz ist nicht mehr nur Zeichen des Sieges, den Jesus über den Tod errungen hat, sondern sie werden zum Kruzifix. Der ans Kreuz Fixierte wird den Menschen vor Augen gestellt. Erst eine Christenheit, die sich des Sieges Jesu sicher weiß, hält den Blick auf den aus, der vor Schmerzen gekrümmt kaum noch ahnen lässt, das sein Tod keine Niederlage bedeutet. 

Die Lichttempel der Gotik als Himmelsgebäude

Irgendwann hat man m 19. Jahrhundert angefangen, die Gotik als typisch deutsch zu vereinnahmen, indem man die Stämme von Buchen zum Modell für die Säulen erklärte. Als betrete man einen Wald, wenn man die Kathedrale von Amiens, den Vorläuferbau des Kölner Doms betritt. Die Idee, anstelle des Mauerwerkes Glasfenster einzubauen, war durch einen Theologen des 6. Jahrhunderts initiiert. Die Werke des Dionysius Areopagita waren ins Lateinische übersetzt. Darin findet sich die Vorstellung, dass das Licht überirdischen Ursprungs ist. Der physikalische Wellencharakter des Lichts war nicht bekannt. Die Lichtstrahlen projizieren sozusagen die Ereignisse der Bibel in den Kirchenraum, ebenso die Bilder der Heiligen. Die gotische Kathedrale ist ein Abbild des Himmels, das meiste Licht wird in den Chorraum gelenkt, weil von Osten her mit der aufgehenden Sonne der Auferstandene symbolisiert wird.

Die erfundene Göttin

Will man die himmlischen Verweise der mittelalterlichen Dome auf die Mühlen der Politik lenken, gelingt das nicht durch eine entsprechende Umdeutung der christlichen Symbolwelt. Deshalb musste die Volkskunde im Dienste des Nationalsozialismus das Osterfest re-germanisieren. Es wurde eine Göttin „Ostera“ erfunden, auf deren Verehrung das Osterfest zurückgehen sollte. Bisher konnten keine Spuren für die Verehrung einer solchen Gottheit gefunden werden. Neuere Forschungen kommen zu dem Ergebnis, dass Ostern mit Taufe zusammenhängt. „ausa“ heißt im Nordgermanischen „schöpfen, gießen“. Die Namensnennung wurde als „vatni ausa“ bezeichnet, d.h. „mit Wasser begießen“. Die Pluralform des Wortes Ostern erklärt sich aus dem dreimaligen Begießen des Täuflings. Inzwischen ist Ostern wieder, wie in der Urkirche, der Termin für Erwachsenentaufen.

Der Sieg, der Ostern gefeiert wird, ist der über den Tod. Nicht der Sieg mit Waffen oder über wirtschaftliche Konkurrenten kann sich auf Ostern berufen. Vielleicht sollten wir uns wieder auf die ursprüngliche Hinwendung der Stämme der Völkerwanderung besinnen – es geht um den Sieg über die bösen Mächte: Die Spekulationswellen, die die Finanzmärkte kollabieren lassen. Die Parteikader in Wuhan, die meinen, einen Virus totschweigen zu können, diesen auf den Weg schicken, so dass er über die Routen der Globalisierung inzwischen überall angekommen ist. Wir brauchen auch eine neue Perspektive anstelle des Wirtschaftswachstums, das unsere naturgegebenen Lebensgrundlagen zerstört.


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